Chef von Lufthansa Airlines jobbt als Flugbegleiter
Jede Menge Aha-Momente für den Chef von Lufthansa Airlines
Von Lisa Schmelzer, Frankfurt
Es ist ja nicht so, dass Jens Ritter das Innenleben eines Flugzeuges nicht aus dem Effeff kennt. Der Mann arbeitet seit vielen Jahren als Airbus-Pilot, hat Luft- und Raumfahrttechnik studiert, war in den Führungsmannschaften von Austrian Airlines und Eurowings tätig und ist mittlerweile CEO von Lufthansa Airlines. Dennoch konnte Ritter kürzlich von einer ganz neuen Erfahrung an Bord berichten. Er flog als Teil der Kabinencrew nach Riad und Bahrain und hatte dabei jede Menge Aha-Momente.
Menükarten mit Fehlern
„Ich war erstaunt, wie viel es zu organisieren gibt, vor allem, wenn etwas nicht so läuft wie geplant“, so der Airline-Manager anschließend auf Linkedin – zum Beispiel seien die auf den Menükarten angebotenen Mahlzeiten nicht genau die Mahlzeiten gewesen, die an Bord geladen wurden.
Gerade weil die Luftfahrtbranche nach dem Ende der Pandemie mit vielen operativen Problemen zu kämpfen hat – man erinnere sich an den chaotischen Reisesommer 2022 –, nutzen derzeit viele Manager die Gelegenheit, in die Rolle eines Mitarbeiters im operativen Geschäft zu schlüpfen, um sich ein besseres Bild von den Schwierigkeiten vor Ort zu machen. Vorstände des Flughafenbetreibers Fraport griffen schon mal bei der Gepäckabfertigung zu, Airline-Führungskräfte arbeiten als Flugbegleiter.
Passagiere bedient
Im Mai wurde Marjan Rintel, CEO der niederländischen KLM, auf einem Flug von Los Angeles nach Amsterdam beim Bedienen der Passagiere gesichtet. Kürzlich wurde der CEO von Air New Zealand, Greg Foran, bei der Abfertigung von Gepäck gesehen – die Fluggesellschaft war zu Jahresbeginn in die Kritik geraten, weil überdurchschnittlich viele Gepäckstücke verloren gegangen waren. Gerade Manager, die eine Pilotenlizenz besitzen, versuchen, selbst regelmäßig im Cockpit zu arbeiten – so hat es jahrelang Lufthansa-CEO Carsten Spohr gemacht, so macht es Jens Ritter, aber beispielsweise auch der CEO von Air Baltic, Martin Gauss, oder Tui-Manager Oliver Lackmann, der jetzt vor einem Wechsel zu German Airways steht.
Ritter (Jahrgang 1973) bediente auf dem Weg nach Riad Passagiere in der Business Class, auf dem nächtlichen Rückflug nach Frankfurt wechselte er in die Economy Class. Jahrelang sei er als Pilot geflogen und habe eigentlich gedacht, er wisse, was so ein Flug in der Nacht bedeute. Aber „präsent, aufmerksam und charmant zu sein, wenn die biologische Uhr einem gerade sagt, dass man schlafen soll“ – das sei schon eine ziemliche Herausforderung, so der Chef der Lufthansa Airlines. „Ich war erstaunt, wie viel ich in diesen wenigen Stunden gelernt habe. Die Entscheidungen im Büro werden anders ausfallen, wenn man die Entscheidungen an Bord wirklich spürt.“
Empfehlungen der Kommentatoren
Sein Einsatz über den Wolken sorgte in den sozialen Netzwerken durchweg für positive Resonanz. Allerdings empfahlen ihm zahlreiche Kommentatoren, doch demnächst einmal die Mitarbeiter in den Callcentern und beim sonstigen Kundenservice zu unterstützen. Die Erfahrungen mit den Flügen der Lufthansa seien in der Regel gut, aber das Unternehmen scheitere zu 100% mit den Dienstleistungen davor und danach, so ein Kommentar bei Linkedin.