Hardliner als neuer Chairman

Chinas oberster Wertpapieraufseher als Sündenbock

Chinas hat einen neuen Sündenbock für die Aktienbaisse gefunden. Nun wird der Chef der Wertpapieraufsicht Knall auf Fall durch einen regulatorischen Hardliner ersetzt.

Chinas oberster Wertpapieraufseher als Sündenbock

Chinas Wertpapieraufseher als Sündenbock

nh Schanghai

Inmitten der jüngsten Turbulenzen und staatsorchestrierten Stützungsversuche am chinesischen Aktienmarkt lässt die Pekinger Regierung ihren obersten Wertpapieraufseher auswechseln. Der frühere Chef der Shanghai Stock Exchange, Wu Qing (58), löst mit sofortiger Wirkung Yi Huiman (59) als Chairman und Parteichef der China Securities Regulatory Commission (CSRC) ab.

Peking wird ungeduldig

Die für die Marktteilnehmer völlig überraschende Abberufung gilt als ein Zeichen für wachsende Ungeduld bei der chinesischen Parteiführung. Diese hat es sich zum Ziel gesetzt, der langestreckten Aktienbaisse und dem stark angeknacksten Anlegervertrauen mit radikalen staatlichen Eingriffen ein Ende zu bereiten.

Seit Mitte Januar hatte sich Peking mit verschiedenen Stützungsmaßnahmen gegen die von Konjunkturpessimismus geförderte Talfahrt gestemmt. Dennoch fiel der Leitindex CSI 300 vergangene Woche auf ein Fünfjahrestief zurück, während Mid Caps und Small Caps zum Teil sogar drastisch abstürzten.

Drastische Beschränkungen

Am Dienstag sah man dann eine erste kräftige Erholung, nachdem staatliche Vehikel Stützungskäufe forcierten. Zudem erließ die CSRC drastische Beschränkungen für Wertpapierleihegeschäfte und Shortselling-Möglichkeiten. Bereits am Mittwoch drohte die Rally jedoch bereits wieder auszutrudeln.

Mit der Abberufung des zuvor hoch angesehenen Yi wird erneut ein CSRC-Chef zum Sündenbock für eine Schwächephase an Chinas Börsen abgestempelt. Im Nachgang zu einem dramatischen Sell-off an Chinas Börsen im Sommer 2015 kam es zu einer vergleichbaren Aktion. Bezeichnenderweise wird Yi, der im Jahr 2019 als Chairman des staatskontrollierten Bankenprimus ICBC an die Spitze der CSRC wechselte, nicht auf einen anderen Posten versetzt. Und dies, obwohl er weit von der Pensionierungsgrenze entfernt ist.

Spitzname "Broker-Schlächter"

Sein Nachfolger Wu ist ein Veteran in Chinas Finanzregulierungsszene. Er hatte in früheren Jahren verschiedene Stationen bei der CSRC mit der Überwachung von Wertpapierhäusern und der Fondsbranche durchlaufen. Dabei verdiente er sich als regulatorischer Hardliner, der ein paar Dutzend Wertpapierfirmen schließen ließ, in Chinas Finanzgemeinde gar den Spitznamen „Broker-Schlächter“.

Enge Bande zum Premier

In den Jahren 2016 und 2017 fungierte Wu als Chef der Shanghai Stock Exchange, um im Gefolge der damaligen Aktienmarktkrise bei der Börse regulatorisch aufzuräumen. Danach folgten neue Aufgaben in politischen Top-Gremien der Finanzmarktkapitale Schanghai. Dort galt als er schließlich als ein enger Vertrauter und Berater des mittlerweile zu Chinas Premierminister avancierten damaligen Parteichefs Li Qiang. Diese Verbindung dürfte nun dafür ausschlaggebend gewesen sein, dass Wu in der Chefrolle zur CSRC zurückfindet.

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