Claudia Parzani soll Borsa-Präsidentin werden
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Claudia Parzani soll neue Präsidentin des Verwaltungsrats der Borsa Italiana werden. Das gab Euronext, die Muttergesellschaft der italienischen Börse, bekannt. Die aus Rovato bei Brescia stammende Partnerin der Wirtschaftskanzlei Linklaters soll auf Andrea Sironi folgen, der bei der Generali-Hauptversammlung am 29. April für den Posten des Verwaltungsratspräsidenten des Versicherers kandidiert.
Parzani, die seit fünf Jahren Vizepräsidentin der Borsa und Verwaltungsratvorsitzende der Allianz S.p.A. ist, soll ihren neuen Posten nach der Hauptversammlung am 27. April übernehmen. Die Spezialistin für Equity Capital Markets und M&A sowie Corporate-Governance-Fragen berät auch Manager italienischer Banken etwa im Hinblick auf Börsengänge und saß von 2016 bis 2019 im Verwaltungsrat der Technischen Hochschule (Politecnico) von Mailand. Parzani hat Jura an der Università degli Studi in Mailand studiert und ist seit 2007 Partner bei Linklaters. Sie war dort von 2016 bis 2021 Managing Partner für Westeuropa und saß in dieser Funktion im weltweiten Executive Board. Seit 2018 ist sie Business Development & Marketing Partner auf weltweiter Ebene. Außerdem ist Parzani Mitglied des Konsultativgremiums des UNHCR Italia und in zahlreichen anderen Gremien aktiv. Sie engagiert sich dabei auch besonders auch für die bessere Vertretung von Frauen in Führungspositionen.
Die Rolle der Präsidentin des Verwaltungsrats der Borsa Italiana ist mit wenigen reellen Befugnissen ausgestattet. Die Borsa gehört seit 2021 zu der sehr zentralistisch aufgebauten Mehrländerbörse Euronext. Einige Beobachter sehen auch mögliche Interessenkonflikte zwischen Parzanis Rolle bei Linklaters, wo sie vor allem börsennotierte Kunden betreut, und ihrer neuen Position als Chair der Borsa. Sie sind der Auffassung, Parzani sei nicht unabhängig genug für die Ausübung ihrer neuen Position.
Generell stößt die Übernahme der Borsa Italiana durch Euronext vor allem am Finanzplatz Mailand nach wie vor auf große Kritik. Man fürchtet in den nächsten Jahren einen starken Bedeutungsverlust des Finanzplatzes, der unter dem früheren Eigner LSE über deutlich mehr Freiheiten verfügte.