Ehemaliger Chefredakteur

Claus Döring nimmt Abschied von der Börsen-Zeitung

Vor 36 Jahren startete Claus Döring bei der Börsen-Zeitung. 21 Jahre davon war er als Chefredakteur tätig. Nun verabschiedet er sich in den Ruhestand.

Claus Döring nimmt Abschied von der Börsen-Zeitung

Döring nimmt Abschied von Börsen-Zeitung

fed Frankfurt

In Kommentaren den Rücktritt von Politikern zu fordern oder Manager scharf zu attackieren, die weit entfernt agieren, das ist einfach und manchmal auch wohlfeil. Sich aber in Kommentaren die Arbeit derjenigen kritisch vorzunehmen, die man bald darauf wiedersieht und mit denen man im ständigen Austausch steht, dazu gehört journalistisches Selbstbewusstsein. Claus Döring hat sich in den vergangenen Jahren nie gescheut, unmissverständlich auf Fehlentscheidungen oder Versäumnisse hinzuweisen, auch wenn er die handelnden Akteure gut kannte. Davon können gewiss viele Vorstände, sei es aus Unternehmen, Börsen oder Notenbanken, aus eigener Erfahrung umfänglich berichten.

Die Tatsache, dass er trotzdem – oder ja vielleicht gerade deswegen – am Finanzplatz und in den Führungsetagen von Dax, MDax & Co. ebenso wie bei den Leserinnen und Lesern der Börsen-Zeitung bis heute hohes Ansehen genießt, belegt, dass es ihm in seinen Leitartikeln, seinen Kommentaren und seiner Kolumne „Unterm Strich“ stets gelungen ist, die eigenen Positionen argumentativ zu untermauern. Seine Texte waren gewiss oft kontrovers, aber eben nicht krawallig. Für seine „analytisch scharfen und brillant geschriebenen Kommentare“ wurde Döring 2015 mit dem Ludwig-Erhard-Preis für Wirtschaftspublizistik ausgezeichnet. Zwei Jahre zuvor war ihm bereits die Hans-Möller-Medaille verliehen worden, für "sein pointiertes Eintreten für die Marktwirtschaft“.

Niemand hat die Börsen-Zeitung in den vergangenen 36 Jahren so sehr geprägt wie er. Zunächst  als Unternehmensberichterstatter, dann acht Jahre als Ressortleiter, anschließend sage und schreibe 21 Jahre als Chefredakteur und zuletzt seit drei Jahren als Autor und Kolumnist. Um einmal zu veranschaulichen, wie lange Döring die Redaktion leitete: Als er im April 2000 als Nachfolger von Hans Konradin Herdt zum Chefredakteur berufen wurde, hieß Eon noch Viag und Veba. Und die Telekom wurde noch von Ron Sommer geführt.

Umbau und Modernisierung

Beharrlich hat der gebürtige Franke in seiner Zeit in der Chefredaktion die Zeitung umgebaut und modernisiert und die Digitalisierung vorbereitet. Zugleich war er als Moderator quasi der Ständige Vertreter der Börsen-Zeitung am Finanzplatz. Und genauso, wie er als Moderator bei Panelisten nicht lockerließ, mit deren Antworten er unzufrieden war, trat er auch im internen Austausch mit der Geschäftsführung der WM Gruppe selbstbewusst auf und setzte sich mit großem Engagement für die Unabhängigkeit der Redaktion ein.

Von ihr und von den Leserinnen und Lesern der Börsen-Zeitung verabschiedet sich Claus Döring nun nach mehr als dreieinhalb Jahrzehnten. Der 66-Jährige freut sich darauf, in Zukunft mehr Zeit für seine Familie mit inzwischen fünf Enkeln zu haben und sich in mehreren Ehrenämtern engagieren zu können. Denn schon länger ist Döring auch jenseits von Journalismus oder Finanzwirtschaft aktiv.

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