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Cordes wird Partner beim Aktionärsaktivisten Cevian

Von Annette Becker, Düsseldorf und Walther Becker, Frankfurt Börsen-Zeitung, 17.10.2012 Eckhard Cordes, der frühere Daimler- und Metro-Manager, wird Partner bei Cevian Capital, dem Bilfinger-Großaktionär und "Europas größtem aktiven...

Cordes wird Partner beim Aktionärsaktivisten Cevian

Von Annette Becker, Düsseldorf und Walther Becker, FrankfurtEckhard Cordes, der frühere Daimler- und Metro-Manager, wird Partner bei Cevian Capital, dem Bilfinger-Großaktionär und “Europas größtem aktiven Eigenkapitalinvestor”, wie sich die Skandinavier selbst bezeichnen. Mit Vorschusslorbeer wird nicht gegeizt: “Dank seiner breiten Erfahrungen in Industrie und Handel wird er einen wichtigen Beitrag für unsere Geschäftsaktivitäten leisten”, freut sich Cevian-Deutschland-Statthalter Jens Tischendorf. “Aus meiner Erfahrung als Vorstandsvorsitzender und Aufsichtsrat weiß ich den wertvollen Beitrag von langfristig orientierten und engagierten Ankeraktionären wie Cevian für ein Unternehmen zu schätzen”, retourniert Cordes, der etwa ein Drittel seiner Zeit mit der neuen Aufgabe verbringen will. Er hatte erst Anfang dieses Jahres zusammen mit Ex-Apax-Partner Christian Näther eine eigene Beteiligungsgesellschaft aus der Taufe gehoben, die derzeit Gelder für einen ersten Fonds einwirbt.Es ist beileibe nicht das erste Mal, dass sich einstige Vorstandschefs bei Private Equity engagieren. Klaus Esser heuerte nach der verlorenen Übernahmeschlacht gegen Vodafone bei General Atlantic an. Manfred Schneider will im Alter von 73 Jahren noch nicht Schluss machen und ließ sich erst kürzlich von Clayton, Dubilier & Rice (CD&R) als Berater engagieren. Ex-Eon-Chef Wulf Bernotat erhielt ein Mandat von Permira. Ein weiteres Beispiel ist Hans-Joachim Körber, Cordes’ Vorgänger an der Spitze von Metro. Erst Anfang dieses Jahres berief ihn die britische Beteiligungsgesellschaft Palamon Capital in den Beirat. Allerdings ist Cordes mehr als ein Grüßonkel, der seine Verbindungen nutzt, denn er wird Partner. Mit langem AtemAuf operative Wertsteigerungen ausgerichtet mit langem Investmenthorizont (der aber auch mal kürzer sein darf) sieht sich Cevian gerne. Hebel zur Wertsteigerung ist für die Aktionärsaktivisten die Corporate Governance. Als Protagonist guter Unternehmensführung ist Cordes indes bei Metro/Haniel nicht gerade aufgefallen. Mit aktiver Mitarbeit bei Demag Cranes war es Cevian gelungen, den eigenen Einsatz binnen Kurzem zu verdoppeln – Demag landete beim US-Mischkonzern Terex.Cevian, die über 4 Mrd. Euro von institutionellen Investoren verwaltet, strebt bei Bilfinger schon länger in den Aufsichtsrat; dort war man vor einem Jahr eingestiegen und hatte im März auf gut 15 % erhöht. Bilfinger spendierte dann schon mal eine üppige Dividende. Mit aktiver Teilhaberschaft versucht Cevian, andere Gesellschafter zu veranlassen, dem eigenen Vorbild zu folgen und so die Feuerkraft zu verstärken.Seinen Vorstandssessel bei Metro hatte Cordes Ende 2011 räumen müssen. Er hatte sich mit seinem früheren Arbeitgeber und anschließenden Großaktionär von Metro, dem Traditionskonzern Haniel, überworfen. Zwar soll es im Kreis der mehr als 600 Familiengesellschafter auch eine Fraktion von Cordes-Freunden gegeben haben, diese vermochten sich in der Debatte um die Vertragsverlängerung des 61-Jährigen nicht durchzusetzen.Das verwundert insofern nicht, als Cordes – damals noch als Vorstandschef von Haniel – die Familie 2007 zur Aufstockung ihrer Beteiligung an Metro überredete. Der Ausgang ist bekannt: Die versprochene Wertschaffung via Zerschlagung blieb aus, jüngst flog Metro aus dem Dax. Bis heute leidet Haniel unter der mit dem Metro-Paket einhergehenden Unwucht im Portfolio.Für Cordes entscheidend war jedoch, dass er im Zuge der Anteilsaufstockung auch in die Rolle des Vorstandsvorsitzenden der Metro schlüpfen konnte – zusätzlich zu seinem Chefposten in Duisburg. Über den damit einhergehenden Corporate-Governance-Konflikt sah der nicht eben für Selbstkritik bekannte Manager nonchalant hinweg.Erst Anfang 2010 zog die Familie die Reißleine und holte Jürgen Kluge, den ehemaligen Chef von McKinsey Deutschland, an die Haniel-Spitze. Für Cordes begann damit ein Albtraum, zeichnete sich doch schnell ab, dass hier zwei Manager aufeinandertrafen, die nicht die gleiche Sprache sprechen – überdies nahm Kluge seine Aufsichtsfunktion über die wichtigste Haniel-Beteiligung durchaus ernst. Der AutomanagerCordes verstand sich jedoch auch nie als Handelsmanager. Dafür hatte der gebürtige Holsteiner viel zu lange beim Autobauer Daimler in führenden Funktionen gearbeitet, er zählte sogar zum Kreis der möglichen Schrempp-Nachfolger. In diesem Zusammenhang zeigte der auf den ersten Blick nüchtern wirkende Manager seine emotionale Seite. Denn nachdem er im Rennen um den Chefsessel gegen Dieter Zetsche den Kürzeren gezogen hatte, warf er sein Vorstandsmandat hin und verkaufte einen Tag nach dem Rücktrittsangebot seine Aktienoptionen. Symbolisch zog er damit einen Schlussstrich unter seine 30-jährige Karriere als Automanager. Damals sollen ihm zahlreiche Angebote vorgelegen haben – darunter auch von CD & R. Cordes jedoch gab Haniel den Vorzug.