Abberufung

Corestate feuert zwei Vorstände

Der Immobilien-Investmentmanager Corestate hat die Vorstandsmitglieder Johannes Märklin und Sebastian Ernst abberufen. Solch ein Vorgang ist selten bei einer Aktiengesellschaft.

Corestate feuert zwei Vorstände

Von Helmut Kipp, Frankfurt

Vorstandswechsel, neue Großaktionäre und Aufsichtsräte, die kommen und gehen – der Immobilien-Investmentmanager Corestate Capital kommt nicht zur Ruhe. Jetzt gibt es den nächsten Knall: Der Aufsichtsrat hat die Vorstandsmitglieder Johannes Märklin und Sebastian Ernst mit Wirkung zum 7. Februar abberufen. Vorstandschef René Parmantier übernehme nun zusätzlich die Verantwortung für das Segment Real Estate Debt und damit auch die Geschäftsführung der Corestate Bank, teilt das Unternehmen mit.

Märklin und Ernst waren im Januar 2021 im Zuge der Übernahme von Aggregate Financial Services (AFS), der heutigen Corestate Bank, in den Vorstand gekommen und für Private Debt verantwortlich. Sie haben die auf Immobilienfinanzierung spezialisierte AFS gegründet und fungierten als Managing Partner.

Der Mitteilung zufolge werden Märklin und Ernst auch von allen weiteren Funktionen in der Gruppe entbunden. Zu den Hintergründen hüllt sich Corestate in Schweigen. „Zum Schutz der Personen und des Unternehmens können wir keine Aussagen zu den Gründen treffen“, teilt das Unternehmen mit. Marktkreisen zufolge hängt die Entlassung mit dem Vorwurf persönlicher Verfehlungen zusammen. Die Abberufung eines Vorstands ist ein seltener Vorgang bei einer Aktiengesellschaft. Sie kommt vor, wenn ein wichtiger Grund vorliegt, etwa eine grobe Pflichtverletzung.

Nun besteht der Corestate-Vorstand noch aus zwei Managern, nämlich Parmantier und dem neuen CFO Udo Giegerich. Vor einem Jahr, als Märklin und Ernst zu Corestate stießen, war das Leitungsgremium noch auf sechs Mitglieder angeschwollen. Giegerich, der zuvor für den Energiekonzern Uniper gearbeitet hatte, wechselte als Nachfolger von Lars Schnidrig im August 2021 zu Core­state. Der bisherige Chief Investment Officer Nils Hübener und Vorstandsmitglied Daniel Löhken verließen das Unternehmen im Sommer 2021.

An der strategischen Ausrichtung als Debt- und Equity-Manager im Real-Estate-Sektor will Corestate ungeachtet der Abberufung der Debt-Chefs festhalten. Das erscheint insofern naheliegend, als im Debt-Geschäft gutes Geld verdient wird. Die Übernahme der Zuständigkeit für diesen Bereich stärkt somit die Position von CEO Parmantier. Märklin und Ernst haben nach Einschätzung aus Branchenkreisen einen guten Namen in der Immobilienfinanzierung und gelten als hervorragend verdrahtet. Parmantier kommt ebenfalls aus dem Bankgeschäft – er leitete vorher die Oddo Seydler Bank.

Märklin und Ernst arbeiteten zuvor für die Deutsche Bank. Märklin war für den Bereich Private Debt Syndicate verantwortlich, während Ernst als Managing Director und Global Head of Illiquid Credit Trading fungierte. Beide haben Betriebswirtschaft studiert und sind verheiratet. Märklin hat vier, Ernst drei Kinder.

Efremidis ist Chefkontrolleur

Bei Corestate gab es in den vergangenen Monaten zahlreiche Wechsel im Management und im Aufsichtsrat. Die Fäden zieht neuerdings der umtriebige Immobilienunternehmer Stavros Efremidis – der neue Großaktionär, der im Dezember die Leitung des Aufsichtsrats übernommen hat. Der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende Friedrich Munsberg räumte seinen Platz, und auch Hermann Wagner verabschiedete sich. Beide gehörten dem Kontrollgremium ein Jahr lang an. Es handelte sich um den dritten Umbau des Aufsichtsrats in weniger als zwei Jahren.

Efremidis hält nach jüngsten Angaben 9,4% an Corestate. Der Hamburger Kaufmann Karl Ehlerding, der sich bei früheren Investments mit Efremidis verbündet hatte, verfügt über weitere 6,2%. Die bisherigen Hauptaktionäre Aggregate Holdings/Passiva Participations sowie Vestigo sind ausgestiegen. Aggregate, Großaktionär des in Turbulenzen geratenen Wohnungskonzerns Adler Group, verfügte über 19,7% der Aktien, Vestigo über 7,4%.

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