Von Peter Olsen, FrankfurtDie bisherige Nummer 1 ist erneut auf dem Spitzenplatz in Sachen Reputation unter den Dax 30-Vorstandschefs: Daimler-Chef Dieter Zetsche. Das ergab die Ende Juni vom Marktforschungsinstitut Dr. Doeblin in der Bevölkerung sowie unter Wirtschaftsjournalisten durchgeführte Online-Umfrage. Der eigentliche Ansehensgewinner aber ist der in der Vergangenheit wegen seines Konzernumbaus immer wieder in die Kritik geratene Siemens-Chef Joe Kaeser. Er macht bei den 74 antwortenden Wirtschaftsjournalisten seit Ende 2017 einen Sprung von Rang 5 auf Platz 2 (siehe Tabelle).”Die gegen den allgemeinen Abwärtstrend verbesserte Reputation des Siemens-Chefs scheint an seiner Abkehr von massivem Stellenabbau in Sachsen zu liegen”, folgert Studienleiter Jürgen Doeblin aus den Umfragewerten, denn auch bei den 1 004 online Befragten aus der Bevölkerung konnte sich Kaeser im Ansehen um zwei Positionen auf Rang 4 verbessern.Insgesamt aber, so zeigen die Details der Befragung, sind die Zustimmungswerte für die Dax-Konzernchefs bezüglich Kompetenz und Persönlichkeit, Sympathie, des offenen Umgangs mit den Medien sowie des strategischen Weitblicks bei den Wirtschaftsjournalisten in der ersten Jahreshälfte 2018 gesunken. Darin dürfte sich zum einen eine gewisse Verunsicherung hinsichtlich der Stabilität der Unternehmen vor dem Hintergrund möglicher Handelskonflikte mit den USA spiegeln. Bei den besonders deutlich gesunkenen Prozentwerten für Zetsche und BMW-Chef Harald Krüger aber dürfte zum anderen die als schleppend empfundene Aufarbeitung der Dieselabgasaffäre negativ wirken. Gleichwohl reicht es für beide CEOs auch weiter für Spitzenplätze, wenn auch der Vorsprung deutlich schmilzt. Vertrauensvorschuss für Diess”Auslöser für den kollektiven Reputationsverlust der Top-Manager wird wohl die gegen Audi-Chef Stadler verhängte Untersuchungshaft sein”, meint Doeblin. Immerhin geben Bevölkerung und Wirtschaftsjournalisten dem neuen Volkswagen-Konzernlenker Herbert Diess einen Vertrauensvorschuss. In der Bevölkerung kommt er auf Rang 3, bei den Wirtschaftsjournalisten reicht es gerade so für den Aufstieg in die Top Ten, die sein Vorgänger Matthias Müller mit zuletzt Platz 14 in der Dezember-Umfrage noch deutlich verfehlt hat.In den Augen der Wirtschaftsjournalisten hat der zurückgetretene ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger offenbar einen guten Job gemacht. Zwar büßt auch er ein paar Zustimmungspunkte ein, da andere aber weit mehr an Sympathie verloren, klettert Hiesinger zum Abschied auf Platz 7. Aus der Finanzwirtschaft hat es kein CEO unter die Top Ten geschafft, in der Bevölkerungsumfrage rangiert immerhin Commerzbank-CEO Martin Zielke auf Platz 9 (zuvor Rang 22).In den abgefragten Einzelindikatoren haben bei den Wirtschaftsjournalisten Siemens-Chef Kaeser und BMW-Lenker Krüger bezüglich “Strategischem Weitblick” die beiden ersten Plätze belegen können. In “Kompetenz und Persönlichkeit” punkten Spitzenreiter Zetsche sowie Kaeser und Lufthansa-Chef Carsten Spohr. Zetsche habe Daimler auf Kurs gebracht, sei eine sehr präsente Persönlichkeit und glänze durch Kompetenz auch in Detailfragen. Kaeser werden der Konzernumbau, aber auch seine Umkehr bei Unternehmensschließungen zugute gehalten. Und Spohr habe mit seiner Vertrautheit mit dem eigenen Konzern die Airline auch während Krisen wie den Germanwings-Absturz sowie Streiks gut gemanagt und das Unternehmen mit der eigenen, aufgebauten Billigplattform im Wettbewerb auf finanziell solide Beine gestellt.