Dan Schulman läutet neue Ära ein
Von Stefan Paravicini, FrankfurtAls Dan Schulman, umgeben von einem knappen Dutzend Mitstreitern, auf das Logo des Bezahldienstes Paypal drückt, läutet nicht nur die Glocke der Technologiebörse Nasdaq zum Handelsauftakt in New York. Schulman, der im Herbst des vergangenen Jahres als designierter CEO des Technologiekonzerns bestellt wurde, um die Abspaltung von der Mutter Ebay vorzubereiten und Paypal als eigenständige börsennotierte Gesellschaft zu führen, läutete gestern auch eine neue Ära für das Unternehmen ein. Denn 17 Jahre nach der Gründung und 13 Jahre nach dem Initial Public Offering sowie der noch im selben Jahr für 1,5 Mrd. Dollar abgeschlossenen Übernahme durch den Online-Marktplatz Ebay ist Paypal auch auf dem Kurszettel wieder auf sich allein gestellt.Dass das nicht nur nach der Einschätzung von Carl Icahn, dem aktivistischen Investor, der den scheidenden Ebay-Chef John Donahoe zu einer Abspaltung der Bezahldienst-Tochter gedrängt hatte, von Vorteil sein könnte, ließ sich gestern schon kurz nach dem Handelsstart am Kurs von Paypal ablesen (siehe Artikel auf Seite 17). Ob die positive Stimmung anhält, wird auch davon abhängen, inwieweit es Schulman gelingt, die Wettbewerbsposition von Paypal im Kampf mit mächtigen Rivalen wie Apple, Google und Alibaba sowie mit Start-ups aus dem Fintech-Umfeld zu behaupten.Dem 57-Jährige scheint vor der Aufgabe nicht bange zu sein. “Paypal hat immer starke Wettbewerber gehabt”, sagte Schulman vor wenigen Tagen im Gespräch mit der “Financial Times”. “Wenn man einen so großen Markt besetzt, der noch dazu ein hübsches Wachstum aufweist, zieht das immer neue Konkurrenten an.” Doch bei aller zur Schau gestellten Lässigkeit des in Newark in New Jersey geborenen Managers, der Termine am Paypal-Firmensitz im kalifornischen San José gerne in Flipflops oder Cowboystiefeln, Jeans und Sweatshirt wahrnimmt, das Geschäft steckt im Umbruch, weil immer mehr Nutzer online über ihr Mobiltelefon bezahlen.Auch Paypal ist längst in der mobilen Welt des Bezahlens angekommen, nicht zuletzt dank der Übernahme von Braintree 2013 und von Paydiant Anfang dieses Jahres. Doch Schulman weiß, dass Paypal auf Dauer “mehr als ein Bezahlknopf” im Internet sein muss, will sich der Konzern im Wettbewerb behaupten. Der CEO muss das Angebot erweitern und hat mit Xoom erst vor kurzem einen Spezialisten für Geldtransfers für rund 1 Mrd. Dollar gekauft. Bleibt eine Nettoliquidität von 6 Mrd. Dollar, die Schulman ebenfalls schon bald für Akquisitionen einsetzen könnte, wie er vor kurzem der “Financial Times” verriet.Dass der Paypal-CEO in Umbruchsituationen erfolgreich sein kann, hat er nach Einschätzung von Begleitern bei seiner jüngsten Station American Express bewiesen, wo er vor seinem Wechsel zu Paypal für das Online-Angebot verantwortlich war und eine Prepaid-Karte als Angebot für eine Zielgruppe etablierte, die zuvor eher nicht zur Klientel von Amex gehörte. Seine Karriere startete Schulman im Marketing des US-Telekomkonzerns AT & T, wo er sich 18 Jahre lang durch die Hierarchie nach oben arbeitete, bevor er 1999 beim Reisebuchungsportal Priceline anheuerte. Ein Jahr später wurde er zum CEO des Internetunternehmens berufen, zwölf Monate später allerdings wieder gefeuert. Lob von Richard BransonSchulman schloss sich 2001 der neu gegründeten Virgin Mobile USA an und entwickelte das von Richard Branson gestartete Unternehmen über acht Jahre als CEO zu einem Übernahmekandidaten für den Mobilfunkkonzern Sprint, der 2009 rund 420 Mill. Dollar auf den Tisch legte. Branson ist deshalb noch heute voll des Lobes. Investor Icahn hat derweil auf seiner Website schon einmal kundgetan, dass im Online-Payment-Markt mit einer Konsolidierung zu rechnen ist. Je nachdem, wer konsolidiert, könnte die Ära Schulman bei Paypal von kurzer Dauer sein.