Die Digitalbank Chase, mit der J.P. Morgan im deutschen Retailgeschäft reüssieren will, nimmt weiter Gestalt an. Die Führung des im Aufbau begriffenen Instituts wird im nächsten Jahr ING-Banker Daniel Llano (49) übernehmen, wie aus einem internen Memo der US-Bank hervorgeht, das der Börsen-Zeitung vorliegt.

Mit Chase wollen die Amerikaner den wichtigsten europäischen Retailmarkt aufmischen und gerade Direktbanken wie ING und der Bayern-LB-Tochter DKB Konkurrenz machen. Mit der Verpflichtung des Spaniers Llano kommt J.P. Morgan dem Start der Onlinebank ein Stück näher. Die Personalie bezeichnen Sanoke Viswanathan, CEO International Consumer Banking, und Stefan Behr, CEO J.P. Morgan SE, in dem Memo als einen „wichtigen nächsten Schritt“ auf dem Weg zur Einführung von Chase in Deutschland.

Wann es so weit sein wird, ist weiterhin unklar – die Bank hat sich dazu nicht geäußert. Im Markt wird jedoch damit gerechnet, dass 2025 die Geschäfte aufgenommen werden. In Großbritannien ist Chase schon seit 2021 als reine Digitalbank im Retailgeschäft aktiv.

J.P. Morgan ist Llano nicht unbekannt. Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre in Madrid begann 1997 seine berufliche Karriere bei der US-Großbank in London, wo er bis 1999 blieb.

Llano hat seit seinem Einstieg in den ING-Konzern 2001 verschiedene Führungspositionen bekleidet, unter anderem von 2014 an als Head of Retail Banking in Rumänien und in gleicher Funktion ab 2018 in Deutschland. 2020 stieg er in den Vorstand der ING Deutschland auf, wo er für das Privatkundengeschäft und für das Geschäft mit kleinen und mittleren Unternehmen verantwortlich ist.

Wer Llano bei der ING nachfolgen wird, ist noch nicht bekannt. Offiziell ist seit Freitag, dass der Deutschlandchef der Privatkundensparte der Deutschen Bank, Lars Stoy, zu der Direktbank stößt und Nick Jue Anfang nächsten Jahres als Vorstandschef ablösen wird. Das war bereits in den Tagen zuvor öffentlich geworden.