Das Glückskind
Von Martin Dunzendorfer, FrankfurtSelbst in diesen viel beschworenen “schwierigen Zeiten” gibt es Glückskinder, denen zumindest der berufliche Erfolg quasi in den Schoß gefallen ist. Das trifft auf die Manager vieler Online-Händler zu, deren Geschäft von den Einschränkungen im täglichen Leben – etwa beim Einkauf – profitiert, aber auch auf einige stationäre Einzelhändler. In erster Linie denkt man dabei an die Lebensmittel-Einzelhändler, doch auch die Baumarktbetreiber gehören dazu.Die Geschäfte von Obi, Bauhaus, oder Toom laufen in diesem Jahr prächtig, trotz der Beschränkungen auf eine bestimmte Kundenzahl pro Verkaufsfläche und einiger Probleme mit Zulieferern. Dafür gibt es zwei wesentliche Gründe: Zum einen mussten viele Menschen in der Zeit des Lockdown zu Hause bleiben und waren teilweise zur (beruflichen) Untätigkeit gezwungen. Durch den langen Aufenthalt in den eigenen vier Wänden entdeckten sie aber Verbesserungsbedarf in ihrem Heim oder im Garten. Da sie Zeit hatten, schritten sie zur Tat und besorgten sich das dafür notwendige Werkzeug und Material in den Baumärkten. Zum anderen fiel bei vielen Menschen dieses Jahr der Sommerurlaub aus. Entspannung und Erholung fand man auf der Terrasse, dem Balkon und im Garten. Folge: Der Bereich “Outdoor” – Gartenmöbel, Grills oder Pflanzen bzw. Blumen – boomte. Dieser durch die Corona-Pandemie hervorgerufene Aufschwung zeigt sich in den bisher bekannten Zahlen, vor allem aber in den Prognoseanhebungen des einzigen börsennotierten Baumarktbetreibers in Deutschland: Hornbach.An der Börse blieben die Umsatz- und Ergebniszuwächse nicht ohne Folgen: Die Aktie der Hornbach Baumarkt AG – die mit Abstand größte und wichtigste Tochter der gleichfalls börsennotierten Hornbach Holding AG & Co. KGaA – steigt nach kräftigen Kursgewinnen in den SDax auf, wo sie sich zu ihrem Mutterkonzern (76,4 %) gesellt, denn die Holding-Aktie ist bereits in dem Small-Cap-Index enthalten. Und die Rally geht weiter: Am Freitag kletterten Hornbach-Baumarkt auf das Rekordhoch von 38,45 Euro.Einer Person dürften diese ganzen Entwicklungen ein besonders breites Lächeln ins Gesicht zaubern: Erich Harsch. Der am 28. Oktober 1961 in Wien geborene Österreicher ist seit Jahresanfang Vorstandsvorsitzender von Hornbach Baumarkt. Von ihm kann man wirklich sagen: Er war zur richtigen Zeit am richtigen Platz. Der 58-Jährige wurde Nachfolger von Steffen Hornbach (62), der seit 1. November 2001 Chef des Unternehmens war und sein Mandat aus gesundheitlichen Gründen zum 31. Dezember 2019 niederlegte.Harsch, der seit Juli 2013 bereits dem Aufsichtsrat des Baumarktbetreibers angehörte, war seit 2008 als Nachfolger von Gründer Götz W. Werner Vorsitzender der Geschäftsführung der Drogeriemarktkette dm, für die er rund 38 Jahre arbeitete.Als langjähriges Aufsichtsratsmitglied von Hornbach Baumarkt sei der ausgewiesene Einzelhandelsexperte mit dem Geschäftsmodell und den Strukturen des Baumarktkonzerns sowie mit den Herausforderungen der Baumarktbranche vertraut, wurde bei der Bekanntgabe des Nachfolgers von Steffen Hornbach in einer Mitteilung betont. “Er ist für uns die ideale Besetzung”, ließ sich Aufsichtsratschef Albrecht Hornbach (65), der Bruder von Steffen Hornbach, zitieren. Der Vater Otmar Hornbach (1930 – 2014) hatte 1968 im pfälzischen Bornheim den ersten kombinierten, großflächigen Bau- und Gartenmarkt Europas eröffnet. Vorreiter der DigitalisierungHarsch ist in seiner Zeit als Manager von Hornbach nach außen kaum in Erscheinung getreten. Das besorgen andere: CEO Albrecht Hornbach und CFO Roland Pelka (Jahrgang 1957). Beide sind als Vorstände der Management AG, die faktisch die Holding leitet, bis Ende Oktober 2021 bestellt. Harsch hat einen Vertrag bis 31. Dezember 2024. Ihm zur Seite stehen im Vorstand von Hornbach Baumarkt als CFO Pelka sowie Susanne Jäger (Einkauf), Karsten Kühn (Marketing), Ingo Leiner (Logistik) und Dr. Andreas Schobert (Technologie).Die Baumarktkette respektive Harsch profitiert davon, dass sich das Führungssduo Albrecht Hornbach/Roland Pelka früh mit Verve der Digitalisierung der Hornbach-Gruppe verschrieben hat. Heute gilt die Gruppe als erfolgreicher Vorreiter der Digitalisierung im Einzelhandel.