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Das neue Gesicht von Xella

Von Annette Becker, Düsseldorf Börsen-Zeitung, 17.6.2016 Beim Baustoffhersteller Xella weht seit einigen Monaten ein neuer Wind durch die Flure der Firmenzentrale. Das liegt an Joachim Fabritius, der seit März dieses Jahres Chief Executive Officer...

Das neue Gesicht von Xella

Von Annette Becker, DüsseldorfBeim Baustoffhersteller Xella weht seit einigen Monaten ein neuer Wind durch die Flure der Firmenzentrale. Das liegt an Joachim Fabritius, der seit März dieses Jahres Chief Executive Officer ist. Sein Vorgänger, Jan Buck-Emden, der seit 2001 für Xella arbeitete, hatte im vergangenen Oktober das Handtuch geworfen – wenige Tage nachdem der Börsengang abgeblasen worden war.Das Rennen um die Nachfolge machte schließlich der Chief Operating Officer, den die Gesellschafter – PAI Partners und Goldman Sachs – erst vier Monate nach dem Rückzug von Buck-Emden auf den Chefsessel der einstigen Haniel-Gesellschaft hoben. Ob in der Zwischenzeit nach einem Käufer Ausschau gehalten wurde, ist nicht bekannt. Tatsache aber ist, dass die Finanzinvestoren nach einer Haltedauer von acht Jahren den Exit suchen. Abschied vom SilodenkenSeit dem Wechsel an der Firmenspitze habe sich viel geändert, sagt der 44-Jährige mit einem Strahlen im Gesicht. “Das Unternehmen atmet freier als vorher”, ist Fabritius überzeugt, der im November 2014 zur Umsetzung des Restrukturierungsprogramms X-Celerate in den Vorstand geholt wurde und bis heute für Produktion und Einkauf verantwortlich zeichnet.Anfangs sei ihm viel Misstrauen entgegengeschlagen, erzählt er, seien viele Beschäftigte doch davon ausgegangen, dass der langjährige McKinsey-Berater nach Abschluss von X-Celerate wieder von der Xella-Bühne verschwinden werde. Vermutlich beruhte die Skepsis aber auch darauf, dass X-Celerate mehr als ein Zehntel der 6 800 Arbeitsplätze zum Opfer fielen. Mit solchem Kahlschlag lässt sich das Herz der Belegschaft nun einmal nicht gewinnen. Doch der promovierte Bauingenieur hat offensichtlich Gefallen an der operativen Tätigkeit gefunden.Aus Sicht der Investoren zahlt sich X-Celerate aus, wird das bis Ende 2016 geplante Einsparziel von 70 Mill. Euro doch übertroffen – um gut 5 Mill. Euro, wie Fabritius nicht ohne Stolz berichtet, und für einen kurzen Moment kommt der Restrukturierungsberater, den er 15 Jahre lang bei McKinsey gab, zum Vorschein. Von daher steht fest, dass künftig kontinuierlich an der Effizienz gearbeitet wird, womöglich auch mit weiteren Stellenstreichungen. “Wenn ich die Möglichkeit zu Effizienzsteigerungen sehe, werde ich sie nicht liegen lassen”, sagt Fabritius und fügt an: “Es ist allerdings kein X-Celerate 2 geplant.”Gleichwohl macht der studierte Wirtschaftsingenieur im Unternehmen noch viel Potenzial zur Weiterentwicklung aus, zumal mit dem Abschied vom rein funktionalen Organisationsaufbau – Stichwort Silodenken – nicht nur die Eigenverantwortung auf allen Führungsebenen gestärkt wurde, sondern auch die Entscheidungsprozesse an Geschwindigkeit gewonnen haben.Last but not least ist aber auch Größe ein entscheidender Faktor. “Größe bedeutet in unserem Geschäft Wettbewerbsvorteil”, bringt es der Manager auf den Punkt. Mit einem Umsatz von 1,3 Mrd. Euro (2015) ist Xella in Europa Marktführer für Porenbeton – darunter die jedem Häuslebauer bekannte Marke Ytong – und Kalksandstein. Denn auch wenn das Baustoffgeschäft aufgrund der hohen Transportkosten ein sehr lokales Geschäft sei, kann die Effizienz nach Einschätzung von Fabritius durch Zentralisierung an entscheidenden Stellen erhöht werden – vorausgesetzt, das Unternehmen bringt die kritische Größe mit. Besuch von BNP ParibasEigenverantwortung ist für Fabritius aber auch mit Blick auf die Firmenkultur ein Schlüsselfaktor. “Heute arbeiten wir mehr an der Sache und weniger an Politik”, sagt der Manager, mit dem sich auch gut über Gott und die Welt plaudern ließe. Nur an einem Punkt wird Fabritius schmallippig, und das ist die Exitstrategie der Eigentümer. Fragen hierzu möge man doch bitte an die Gesellschafter richten, fast so als habe der CEO eines Unternehmens damit nichts zu tun.Indes ist gut vorstellbar, dass auf Basis der jüngst vorgelegten Quartalszahlen der nächste IPO-Anlauf in Angriff genommen wird, hatte Finanzchef Hans-Jürgen Wiecha doch gestern erst Besuch von BNP Paribas, die schon im vergangenen Herbst neben Deutsche Bank und Goldman Sachs an führender Position am Börsengang mitarbeitete.