Déaus Schlüsselrolle
Von Gesche Wüpper, Paris
Er sei der große Gewinner der jetzt zu Ende gegangenen Schlacht im Wasser- und Abfallgeschäft, urteilt „M“, das Magazin von „Le Monde“. Zwar ist Thierry Déau keiner der Top-Manager, die den Umweltdienstleister Veolia Environnement nach dem Zusammenschluss mit seinem kleineren Rivalen Suez leiten werden. Doch der von ihm 2005 gegründete Investmentfonds Meridiam spielt eine Schlüsselrolle bei der Fusion, da er zusammen mit der Private-Equity-Gesellschaft Global Infrastructure Partners aus den USA und der staatlichen Caisse des Dépôts et Consignations (CDC) die vor allem französischen Aktivitäten von Suez übernehmen soll, die unter dem Namen „Nouveau Suez“ ausgegliedert werden sollen. Für den 51-jährigen Déau ist das eine Art Weihe, denn Meridiam ist weder die bekannteste noch die wichtigste auf Infrastrukturprojekte spezialisierte Investmentfondsgesellschaft. Sie verwaltet für institutionelle Investoren 10 Mrd. Euro.
Die Chance gewittert
Und doch soll Déau gezögert haben, als ihn Veolia-Chef Antoine Frérot im Sommer vergangenen Jahres kontaktierte, um ihm anzubieten, das Wassergeschäft von Suez in Frankreich zu übernehmen, sollte sein Übernahmeangebot für den Konkurrenten Erfolg haben. Der aus Sainte-Marie auf Martinique stammende Ingenieur ist eher auf Autobahnen, Krankenhäuser und Flughäfen spezialisiert, die er in Europa, Nordamerika und Afrika finanziert. Doch auch wenn Übernahmeschlachten nicht sein Fall sind, wird Déau hinter dem Angebot Frérots vermutlich die Chance für eine Art Revanche gewittert haben. Denn vor drei Jahren hatte ihm EQT aus Schweden Saur vor der Nase weggeschnappt, die französische Nummer Drei im Wassergeschäft.
Der als jüngster Sproß von sechs Kindern in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsene Déau sieht sich selbst eher als Ingenieur denn als Finanzier. Nach dem Abschluss der renommierten Hochschule Ponts et Chaussées begann er seine Karriere damit, auf den Philippinen eine Autobahn zu bauen. Später leitete er für die CDC den Projektentwickler Egis Projects, bevor er sich mit Hilfe der US-Beratungsgesellschaft Aecom Technology und der Bank Crédit Agricole selbstständig machte. Anfangs hätten ihn damals alle für verrückt gehalten, berichtet er. Denn Déau bat Pensionsfonds, Versicherer und Banken, ihm 25 Jahre lang Kapital anzuvertrauen. Für Meridiam hätten Umweltauswirkungen und Nachhaltigkeit denselben Stellenwert wie die finanzielle Performance, sagt Déau, der auch das Vertrauen von Präsident Emmanuel Macron haben soll.