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Der angeklagte Rupert Stadler hält vor Gericht an seiner Linie fest

sck - Im seit Ende September vergangenen Jahres laufenden Strafprozess gegen mehrere frühere Manager von Audi wegen der illegalen Dieselabgasmanipulationen hält der mitangeklagte ehemalige Vorstandschef Rupert Stadler an seiner...

Der angeklagte Rupert Stadler hält vor Gericht an seiner Linie fest

sck – Im seit Ende September vergangenen Jahres laufenden Strafprozess gegen mehrere frühere Manager von Audi wegen der illegalen Dieselabgasmanipulationen hält der mitangeklagte ehemalige Vorstandschef Rupert Stadler an seiner Verteidigungsstrategie fest. Im Kern bestreitet er nach wie vor, von den Machenschaften gewusst zu haben, als diese im September 2015 aufgeflogen waren. Im ersten Gerichtsverfahren in Deutschland zur juristischen Aufarbeitung des umfassenden Betrugs im Volkswagen-Mehrmarkenkonzern wies der 57-Jährige laut Reuters die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft zurück. SchuldzuweisungenTechniker und Entwickler bei Audi und VW hätten bis zuletzt bestätigt, dass es keine automatischen Abschalteinrichtungen an den Dieselmotoren gegeben habe, die den Kohlendioxidausstoß auf der Straße deutlich erhöhten. Sie hätten “früher die Hosen runterlassen” sollen, sagte der ehemalige CEO. Der für die Entwicklung von Dieselmotoren seinerzeit verantwortliche Ingenieur Ulrich Weiß, der Stadler in einem Arbeitsgerichtsprozess vor drei Jahren schwer belastet hatte, habe Jahre zuvor in einer Vorstandssitzung beteuert, dass es in den Sechs-Zylinder-Motoren keine Abschalteinrichtung gebe. AngstkulturEr, so Stadler, habe als Betriebswirt von den technischen Einzelheiten wenig verstanden. “Für uns im Vorstand war die Komplexität in keiner Weise greifbar.” Im Kreise der Motorenentwickler habe es an Unrechtsbewusstsein gefehlt. “Tarnen und Täuschen war lange Teil einer Arbeits-, vielleicht auch einer Angstkultur”, räumte der Angeklagte laut dpa-afx ein.So ähnlich hatte er sich bereits im Herbst 2015 geäußert. Schon damals wies Stadler die Verantwortung von sich. Ingenieure hätten die Manipulationen hinter seinem Rücken durchgeführt. Er, so der damalige Vorstandsvorsitzende, sei darüber nicht informiert gewesen. Später entlastete die mit einer hausinternen Untersuchung beauftragte Kanzlei Gleiss Lutz ihn sogar. Späte EinsichtenVor einer Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts München sprach Stadler allerdings von seiner “firmenpolitischen Verantwortung” für die Vorfälle. “Dass es mir nicht gelungen ist, diesen Schaden zu verhindern, das mache ich mir persönlich zum Vorwurf.” Mit dieser Einsicht tangierte er den Kern der Anklage gegen sich. Die Strafermittler werfen Stadler vor allem vor, nach Aufdeckung der Manipulationen nicht dafür gesorgt zu haben, dass diese unterbunden werden. Er habe fürs Geschäft billigend in Kauf genommen, dass das so weitergegangen sei.Bis zu einem Urteil des Gerichts wird es aufgrund der Komplexität der Causa noch lange dauern. Die Strafkammer hat viele Zeugen geladen. Die zuständigen Berufsrichter hatten zuvor den Prozess vorerst bis Ende 2022 angesetzt.