Der anspruchsvolle Kunde
Von Gesche Wüpper, ParisMonatelang verweigerte er die Auslieferung. Jetzt übernahm Akbar Al Baker während einer feierlichen Zeremonie aber doch seinen ersten A380 von Airbus. Für den europäischen Flugzeugbauer ist der Chef des Golf-Carriers Qatar Airways einer der wichtigsten, aber auch einer der schwierigsten Kunden. Denn der 1962 in Doha geborene Manager ist sowohl für seine hohen Ansprüche als auch für sein unberechenbares Temperament bekannt.Ist er nicht zufrieden, wird daraus kein Hehl gemacht. Davon kann auch Airbus-Rivale Boeing ein Lied singen. “Wir kaufen Flugzeuge, um sie zu benutzen, und nicht, um sie im Museum zwischenzulagern”, stichelte Al Baker, als es bei den ersten “Dreamlinern” von Qatar Airways wiederholt Probleme gab. Airbus wiederum drohte der Katari, der in Indien Wirtschaft studierte, noch im Juli mit Schadenersatzforderungen für die Verzögerungen beim A380.”Die Verzögerungen wurden nicht durch Airbus, sondern durch Qatar Airways verursacht, weil wir extrem hohe Ansprüche haben”, erklärte er jetzt besänftigend. Andere Airlines hätten das Großraumflugzeug nicht aus den gleichen Gründen abgelehnt. Der Chef von Qatar Airways soll unzufrieden mit der Innenausstattung gewesen sein, beispielsweise mit den Verbindungslinien der Wandverkleidungen und den Bodenbelägen. Jetzt jedoch sei er sehr stolz auf das Produkt, sagte Al Baker. “Wir müssen hart mit unseren Partnern sein, um auf ein solches Ergebnis zu kommen.”Tatsächlich ist es vor allem Al Baker zu verdanken, dass Qatar Airways zu einer der renommiertesten Fluggesellschaften aufgestiegen ist, die von Skytrax schon mehrfach ausgezeichnet wurde. Als er 1997 das Ruder übernahm, nachdem er zuvor verschiedene Posten in der katarischen Luftfahrtbehörde innehatte und die Tourismusbehörde des Golf-Staates leitete, besaß die Airline gerade vier Flugzeuge. Damals hätten ihn Konkurrenten wie Emirates und Gulf Air nicht ernst genommen, vertraute Al Baker einmal der Fachzeitung “Flight Global” an.Mittlerweile jedoch hat Qatar Airways nicht nur Gulf Air überflügelt, sondern wird von Wettbewerbern in aller Welt ernst genommen. Die staatliche Fluggesellschaft betreibt inzwischen 136 Flugzeuge und fliegt 144 Ziele weltweit an. Al Baker profitiert auch davon, dass das Emirat Katar Doha konsequent als Luftverkehrsdrehkreuz ausbaut und dort gerade einen neuen Flughafen mit einer Kapazität von jährlich 50 Millionen Passagieren eröffnete.Qatar Airways sei ein strategischer Partner, sagt Airbus-Chef Fabrice Brégier. Immerhin ist die Airline Erstkunde und größter Besteller des neuen Langstreckenjets A350. Von dem Großraumflugzeug A380 hat Al Baker insgesamt zehn Stück bestellt, dazu drei weitere als Option. “Einmal ausgeliefert, werden wir jetzt die Performance sehen. Wenn sie unsere Erwartungen übertreffen, werden wir die drei Verkaufsoptionen bestätigen und vielleicht noch mehr Maschinen bestellen”, erklärte Al Baker.Auch die A350-Bestellung könnte aufgestockt werden, deutete er an. Bisher hat Qatar Airways 80 Stück des Langstreckenjets geordert. Bei dem Programm habe man sehr proaktiv mit dem europäischen Flugzeugbauer zusammengearbeitet, sagte Al Baker. Er erwarte deshalb, dass der erste A350 wie geplant vor Ende des Jahres ausgeliefert werde.