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Der kanadische Markensammler Doug Putman sieht sich Wilko an

Der kanadische Einzelhandelstycoon Doug Putman hat ein Auge auf den maroden britischen Haushaltswaren-Discounter Wilko geworfen. Zuletzt erwarb der Markensammler HMV aus der Insolvenz. Er hat bereits eine ganze Reihe bekannter Namen im Portfolio.

Der kanadische Markensammler Doug Putman sieht sich Wilko an

Doug Putman (38) ist kein Name, den man in Deutschland kennt. In Großbritannien wurde der kanadische Einzelhandelstycoon 2019 bekannt, als er den Musikhändler HMV aus der Insolvenz erwarb, an dem auch der Turnschuhmilliardär Mike Ashley Interesse gezeigt hatte. Der Studienabbrecher hat eine ganze Reihe von aus der Gunst der Verbraucher gefallenen Marken erworben, um sie wieder auf Kurs zu bringen, darunter Toys ‚R‘ Us Canada, Sunrise Records und For Your Entertainment.

Der Plattensammler ist die treibende Kraft hinter Putnam Investments, dem familieneigenen Investmentvehikel. Sein Vater, Bob Putman, hatte Anfang der 1990er Jahre seinen Job als Stahlarbeiter aufgegeben, um gemeinsam mit seiner Frau Karen den Spielzeughersteller und -vertrieb Everest Toys an den Start zu bringen. Alle drei teilten sich ein Büro in einem dreistöckigen Lagerhaus am Rand von Ancaster in der kanadischen Provinz Ontario.

Doug Putman sieht sich Wilko an

hip London

Fan von Warren Buffett

Putman ist ein Fan von Warren Buffett und Charlie Munger, dem Vice Chairman von Berkshire Hathaway. Er geht davon aus, dass der stationäre Einzelhandel noch nicht am Ende ist, und will die Kunden durch besondere Erlebnisse wie Live-Konzerte in seinen Plattenläden wieder in die Geschäfte locken. Er brachte auch Geoffrey, die Giraffe, zurück in die Läden von Toys ‚R‘ Us. Mit der von MBA-Besitzern dominierten Welt der Turnaround-Experten hat er nicht viel zu tun, außer dass er ein Interesse an Luxusarmbanduhren entwickelte. Putman ist ein Außenseiter in der kanadischen Finanzwelt. Als er sich für Toys ‚R‘ Us interessierte, blieb ihm nichts anderes übrig, als Prem Watsa, dem Chef von Fairfax Financial, auf gut Glück eine E-Mail zu schreiben. Denn es gab niemanden, der ihn hätte vorstellen können.

Er brachte sein erstes Geschäft mit 16 an den Start, als er eine Reihe von Obst- und Gemüseständen in Hamilton betrieb und dafür fünf Freunde beschäftigte. Vom Studium an der Wilfrid Laurier University zeigte er sich dagegen nicht begeistert. „Erst einmal war ich nie der beste Student der Welt“, sagte er der kanadischen Zeitung „Globe & Mail“. „Ich wollte Unternehmer sein, und aus meiner Sicht lernte ich dort nicht, wie das geht.“

Also arbeitete er im Lagerhaus von Everest, der Firma seiner Eltern. Sein erster großer Deal war die Übernahme von Sunrise Records. Mittlerweile ist er der größte Musikhändler der Welt. Zu den Schlüssen, die er aus seinen Erfahrungen zieht, gehört, dass die Probleme meist in den Führungsetagen einer Firma liegen und dass man sich darauf einstellen muss, mehr Geld zu investieren als zuerst erwartet.

Nun also Wilko: Das Unternehmen begann 1930 als Wilkinson Cash Stores und befand sich bis zur Zahlungsunfähigkeit im Besitz der Familie Wilkinson. Lisa Wilkinson, eine Enkelin des Firmengründers, fungierte bis Januar dieses Jahres als Chairwoman. Die Kette hatte während der Pandemie mit Beschaffungsproblemen zu kämpfen. Danach fanden die Kunden den Weg zurück in die rund 400 Filialen nicht mehr. Es fehlte an neuen Ideen. Simon und Bobby Arora, die Brüder hinter B&M Value Retail, kamen besser durch die Krise. Auch ihnen wird Interesse an Wilko nachgesagt.