Der Organisator
Von Lisa Schmelzer, FrankfurtZur Begrüßung sagt er “Grüezi” und freut sich über die verdutzten Gesichter. Lufthansa-Vorstand Harry Hohmeister pendelt derzeit noch zwischen Frankfurt und Zürich, ist Chef der Fluglinie Swiss und gleichzeitig Mitglied des Konzernvorstandes bei deren Muttergesellschaft Lufthansa. Trotz der “falschen” Begrüßung weiß der 51-Jährige ganz genau, was derzeit seine vorrangige Aufgabe ist: Von Frankfurt aus ist er mit der “größten Reorganisation” beschäftigt, die die deutsche Fluggesellschaft “seit 20 Jahren” durchlaufen hat. In Zürich sitzt Hohmeister deshalb auf gepackten Kisten – im Büro und an seinem privaten Wohnsitz in der Nähe der Schweizer Metropole, denn er wird künftig an der hessischen Bergstraße leben, und seinen Job als Swiss-Chef übergibt er an Thomas Klühr.Vom 1. Januar an leitet Hohmeister als Konzernvorstand das umsatzstärkste Geschäft der Netzwerk-Airlines Lufthansa, Swiss und AUA. Bisher war er in dem Führungsgremium nur für die Verbund-Airlines, also vor allem die Töchter in der Schweiz und in Österreich, zuständig. Die deutsche Fluggesellschaft baut zum Jahreswechsel ihre Führungsmannschaft um, Zuständigkeiten werden neu geordnet und umgeschichtet, eine von vier Führungsebenen soll komplett wegfallen. Bei vollständiger Umsetzung – nach schätzungsweise vier Jahren – erhofft sich Lufthansa dadurch einen Ergebnisbeitrag von 500 Mill. Euro jährlich. Dazu beitragen soll auch die Vereinheitlichung von Prozessen bei den Fluglinien Lufthansa, Austrian Airlines und Swiss etwa bei der Netzplanung (vgl. BZ vom 17. September).Bei der Reorganisation hält Hohmeister die Fäden in der Hand, in den aktuellen Tarifverhandlungen spielt er – auch deshalb – keine Rolle. Dabei bringt er einiges an Erfahrung mit, in diesem Frühjahr hat der Swiss-Chef sich mit seinen Piloten nach langem Ringen auf einen neuen Arbeitsvertrag geeinigt – nach zweieinhalb Jahren Streit, aber ohne Streik. Als “hart, aber fair” bezeichnen die Gewerkschafter Hohmeister, er gilt als forsch, aber verlässlich. Von den Auseinandersetzungen mit Piloten und Flugbegleitern bei der Lufthansa ist der gebürtige Delmenhorster als künftiger Chef eines Großteils des Fluggeschäfts direkt betroffen, bleibt aber dennoch gelassen. Wenn man zu keiner Einigung kommt, “haben wir Handlungsalternativen, können mehr aus Wien oder Zürich fliegen oder mehr Verkehr auf unsere Tochter Eurowings verlagern”.Er ist aber überzeugt, dass man sich einigen wird, “denn diese Alternativen kennen auch die Gewerkschaften”. Personalkosten zu senken sei umso wichtiger, weil gut die Hälfte der Gesamtausgaben kaum oder nicht zu beeinflussen sei, betont Hohmeister und nennt beispielhaft den Ölpreis oder die Gebühren und Entgelte. 20 % der Gesamtkosten entfallen auf das Personal, “wenn man aber den zu beeinflussenden Kostenblock sieht, sind wir schon bei 40 %”. Wenn Lufthansa sich dauerhaft dem Ausgabenniveau der Low-Cost-Carrier annähern wolle, müsse dies über eine Absenkung der Personalkosten und eine Erhöhung der Effizienz passieren, so der Lufthansa-Vorstand.Hohmeister, der im Spätsommer zum zweiten Mal Vater geworden ist, gilt als Weggefährte des früheren Lufthansa-Chefs Christoph Franz. Als Franz CEO der Swiss war, machte er den ehemaligen Thomas-Cook-Manager dort zum Leiter des Netzwerk-Ressorts. Die Sanierung der Schweizer Airline und die anschließende Integration in den Lufthansa-Konzern haben beide gemeinsam gemeistert – die Operation gelang, heute ist die Swiss die profitabelste Airline im Nest der Kranich-Fluglinie. Franz stieg 2010 an die Spitze des Lufthansa-Konzerns auf und holte Hohmeister, der ihm als Swiss-Chef gefolgt war, Mitte 2013 in den Konzernvorstand. Kein “Schubladendenken”Das Verhältnis zum heutigen Lufthansa-Chef Carsten Spohr, damals ebenfalls Vorstandsmitglied, galt als schwierig, hatten sich beide doch Hoffnung auf die Nachfolge Franz’ an der Konzernspitze gemacht. Spohr obsiegte – und stärkt nun mit dem Vorstandsrevirement seinen Konkurrenten Hohmeister. Der erteilt “Schubladendenken” innerhalb des Vorstandes eine Absage. “Ich hätte auch das Thema Eurowings gekonnt, und Kollege Garnadt hätte auch Netzwerk-Airlines gekonnt.” Alles in allem “haben wir es gut miteinander im Vorstand”. Mit Karl Ulrich Garnadt, bisher für das Passagiergeschäft zuständig und bald Chef des Ressorts Punkt-zu-Punkt-Verkehre, will sich Hohmeister künftig eine Büroachse im gläsernen Lufthansa-Verwaltungsgebäude am Frankfurter Flughafen teilen – “um noch mehr Austausch zu haben”.