Der Schützer des EU-Lebensstils wird 60 Jahre alt
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Seine aktuelle Jobbeschreibung war von Anfang an umstritten gewesen: Margaritis Schinas ist seit Ende 2019 einer von mehreren Vizepräsidenten der EU-Kommission und als solcher zuständig für das Ressort „Schutz unseres europäischen Lebensstils“ – ein Kessel Buntes, in den (Cyber-)Sicherheit, Fachkräftemangel, Bildung, Diversität, ein wenig Kultur, Sport sowie die Migrations- und Asylpolitik hineingerührt wurden. Kritiker sahen in der Verbindung von Migration und dem Schutz Europas eine unschöne Abschottungsrhetorik und eine sprachliche Nähe zu den rechten politischen Gruppierungen in der EU. Und was genau die europäische Lebensart so ist, wurde zum Start der aktuellen Kommission ebenfalls mit großen Fragezeichen versehen. Schinas selbst verteidigte seine Jobbeschreibung immer wieder und sagt, zu schützen seien europäische Grundwerte wie Menschenwürde, Freiheit und Demokratie.
Mittlerweile hat sich die Aufregung längst gelegt, und der Titel steht immer noch. Schinas selbst dürfte schon relativ schnell klar gewesen sein, dass es sich hier nur um einen Sturm im Wasserglas handelte. Der Grieche kennt schließlich wie kaum ein anderer die Brüsseler Befindlichkeiten. Schon seit 1990 arbeitet er in verschiedenen Funktionen für die Kommission. Nur von 2007 bis 2009 war der Politiker der konservativen Partei Nea Dimokratia (ND) zwischenzeitlich Abgeordneter im EU-Parlament gewesen.
Schinas, der unter anderem Jura in Thessaloniki studiert hat sowie einen Abschluss in Verwaltung und Politik der London School of Economics vorweisen kann, hat dann im engen Beraterstab verschiedener EU-Kommissare (den sogenannten Kabinetten) gearbeitet, bevor er vom damaligen Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker von 2014 bis 2019 zum Chefsprecher der Brüsseler Behörde befördert wurde. „Stay tuned“ lautete in dieser Zeit seine liebste Aufforderung an die Brüsseler Korrespondenten, wenn er auf ihre Fragen noch keine befriedigende Antwort geben konnte (oder wollte).
Schinas selbst blieb ebenfalls aufmerksam und bereit. Und als seine Nea Dimokratia Mitte 2019 bei den griechischen Parlamentswahlen stärkste Kraft und Kyriakos Mitsotakis neuer Ministerpräsident wurde, hatte auch Schinas seine Nominierung als neuer griechischer Kommissar in der Tasche. Ob es den griechischen Europäer noch einmal in die Politik seines Heimatlandes zieht? Wer weiß, wie die nächsten Wahlen ausgehen. Am Mittwoch feiert Margaritis Schinas erst einmal seinen 60. Geburtstag.