Familienbanda

Der Sixt-Lotse geht von Bord

Da kann Wehmut bei den unmittelbar Betroffenen aufkommen. Nach dem Ablauf der diesjährigen ordentlichen Hauptversammlung des Autovermieters Sixt am kommenden Mittwoch geht der Lotse von Bord. Erich Sixt gibt das Amt des Vorstandsvorsitzenden an...

Der Sixt-Lotse geht von Bord

Von Stefan Kroneck, München

Da kann Wehmut bei den unmittelbar Betroffenen aufkommen. Nach dem Ablauf der diesjährigen ordentlichen Hauptversammlung des Autovermieters Sixt am kommenden Mittwoch geht der Lotse von Bord. Erich Sixt gibt das Amt des Vorstandsvorsitzenden an seine beiden Söhne offiziell ab. Die Vorstandsmitglieder Alexander und Konstantin Sixt führen künftig das SDax-Mitglied gemeinsam gleichberechtigt.

Zu dieser Nachfolgeregelung rang sich der 76-jährige Firmenpatriarch und Mehrheitsaktionär (58,3% der stimmberechtigten Papiere) nach langer Überlegung in Absprache mit seiner Familie und dem scheidenden Aufsichtsratschef Friedrich Joussen Anfang März durch (vgl. BZ vom 2. März). Nun rückt der entscheidende Termin näher, an dem das Drehbuch zum Generationswechsel an der Spitze des Unternehmens mit Sitz in Pullach bei München unter der Regie des langjährigen CEO umgesetzt wird.

Preußische Tugenden

Für Erich Sixt endet zwar damit eine Ära, es ist aber kein kompletter Abschied von der Firma. In seiner neuen Funktion als Chefaufseher wird er darüber wachen, wie das neue Führungsduo den deutschen Branchenprimus in das Zeitalter der Digitalisierung steuert und den Expansionskurs vorantreibt. Aufgrund dieser strategischen Weichenstellungen wird Erich Sixt in seiner Rolle als Aufsichtsratsvorsitzender genug zu tun haben, wenn er mit Rat und Tat die Entscheidungen und Handlungen seiner Sprösslinge begleiten wird. Der Manager und Milliardär – gemessen am Marktwert des Unternehmens – ist nicht der Typ, seinen Lebensabend ohne Arbeit verbringen zu wollen. Das hat er in der Vergangenheit wiederholt signalisiert. Golfspielen sei nicht sein Ding, sagte der schlagfertige Konzernchef. Den Kick holt er sich im Büro. Fürs Unternehmen zu schuften macht ihm nach wie vor viel Spaß. Damit präsentiert er das Lebenselixier eines pflichtbewussten Unternehmers mit preußischen Tugenden.

Von außen betrachtet ist es ihm weitgehend reibungsfrei gelungen, bei der Nachfolgeregelung eine salomonische Lösung zu finden. In vierter Generation wird das familiengeführte börsennotierte Unternehmen erstmals von einer Doppelspitze geleitet.

Neuland

Das neue Duo konnte sich gut auf die Aufgaben vorbereiten. Die beiden studierten Ökonomen trieben in den vergangenen Jahren die Strategie voran. Sixt betritt mit der Doppelspitze aber Neuland. Das ist nicht ohne Risiko, sind doch gerade Nachfolgeregelungen in Unternehmen dieser Art ohnehin ein komplexes Unterfangen. Allerdings sind die beiden Brüder in ihre Rolle hineingewachsen. Ihr Vater führte sie frühzeitig an die Tätigkeiten heran. „Wir ergänzen uns sehr gut. Zwischen uns passt kein Blatt. Das soll zeigen, dass wir Kontinuität und Stabilität wahren“, sagte der drei Jahre ältere der beiden, Alexander Sixt (41), Anfang März.

Ihre Feuertaufe steht unmittelbar bevor. Sie werden beweisen müssen, das Geschäft mit den ausgeweiteten Corona-Lockerungen rasch störungsfrei hochzufahren. Die im Februar vergangenen Jahres ausgebrochene Covid-19-Pandemie hat dem Unternehmen schwer zugesetzt. Aufgrund von Sondererträgen schrammte die Sixt SE 2020 nur knapp an einem Jahresverlust vorbei. Für den scheidenden CEO war das eine Art Ehrensache, sich ohne Verluste zu verabschieden. Erich Sixt betonte zuletzt, dass in seiner über 50-jährigen Tätigkeit das Unternehmen nie ein Jahresdefizit aufgewiesen hatte. Damit markierte er zugleich für die künftige Konzernspitze das Mindestziel.