Der streitbare Baske gewinnt das Tauziehen mit der Regierung um die Sondersteuer
Der streitbare Baske gewinnt das Tauziehen mit der Regierung
Von Thilo Schäfer, Madrid
In einem viel beachteten Artikel in der katalanischen Zeitung „La Vanguardia“ vom 22. Oktober gab Josu Jon Imaz Einblick in sein Innenleben. Sein Vater starb, als er acht Jahre alt war, und seine Mutter zog ihn und seine zwei Geschwister mit „viel Arbeit, Leiden und Anstrengung“ auf. Nicht nur das. „In einem Land ohne Wohlfahrtssystem hätte ich möglicherweise schon sehr früh arbeiten müssen, ohne die Chance auf eine minimale Ausbildung zu bekommen“, erzählte der CEO des Erdölkonzerns Repsol. „Viele Menschen zahlten Steuern, damit ich dahin kommen kann, wo ich heute bin. Das werde ich nicht vergessen“, schrieb der 61-Jährige.
Der Beitrag hatte selbstverständlich ein Ziel. Die Energiebranche in Spanien lief seit geraumer Zeit Sturm gegen die Absicht der Linksregierung, die ursprünglich für zwei Jahre angelegte Sonderabgabe auf die Übergewinne durch die Rohstoffpreisexplosion in eine permanente Steuer umzuwandeln. In dem Artikel schimpfte Imaz über den „Populismus und die Demagogie“ dieser Maßnahme. Repsol hatte außerdem mit dem Abzug von Investitionen gedroht – es geht dabei vor allem um ein Projekt zu emissionsfreien Kraftstoffen im katalanischen Hafen Tarragona, in das von rund 1 Mrd. Euro fließen soll.
Die Kampagne des Basken zeigte Wirkung. Bei der Präsentation der Quartalszahlen von Repsol am 31. Oktober frohlockte Imaz vor den Analysten über das Aus der Steuerpläne: „The tax is over.“ Die Minderheitsregierung aus Sozialisten und Linken hat die Abgabe begraben, da die wirtschaftsnahen baskischen Nationalisten der PNV und die eher bürgerlichen katalanischen Separatisten von Junts aus Sorge um Investitionen und Arbeitsplätze die Minderheitsregierung zum Umdenken gezwungen hatten.
Politische Karriere
Imaz promovierte in Chemie an der Universität des Baskenlandes und arbeitete mehrere Jahre in der Forschung in Frankreich und Spanien. Seit der Jugend gehörte er der PNV an. Er war Europaparlamentarier und 1999 Minister für Industrie, Handel und Tourismus des Baskenlandes. Die PNV kürte ihn 2004 zum Parteivorsitzenden. Doch 2007 gab er alle politischen Ämter auf und ging für kurze Zeit in die USA an die Harvard University. Kurz darauf kehrte er zurück nach Spanien zu Repsol, wo der Chemiker 2014 zum CEO aufstieg.
Das Tauziehen mit der Regierung über die Sonderabgabe ist nicht seine einzige politische Schlacht. Imaz legte sich auf der Hauptversammlung im Mai mit Umweltorganisationen wie Greenpeace an, weil diese seiner Meinung nach zu einseitig auf Ökostrom zur Bekämpfung des Klimawandels setzten. „Man muss kein Wirtschaftsprofessor in Harvard sein, um zu verstehen, dass dies die Preise treibt, was nicht nur unser Haus zahlen muss, sondern die Familien und die Industrie in Europa“, argumentierte der CEO.
Unter Imaz investiert Repsol massiv in erneuerbare Energien und gibt sich einen umweltfreundlichen Anstrich. Der spanische Energieversorger Iberdrola klagte gegen die Werbung des Erdölkonzerns als Greenwashing. Beistand bekam Iberdrola von Umweltministerin Teresa Ribera, die sich anschickt, in der neuen EU-Kommission mächtige Vizepräsidentin für die ökologische Transition und Wettbewerb zu werden. „Wollen Sie hier noch Industrie haben, Frau Ribera?“, wetterte Imaz gegen die Ministerin. Iberdrola warf er vor, einen neuen Wettbewerber im Ökostrombereich ausbremsen zu wollen.