Wirtschaftsmagnat

Der unaufhaltsame Aufstieg des Rodolphe Saadé

CMA-CGM-Chef Rodolphe Saadé gilt als diskret und zurückhaltend, doch in Frankreichs Wirtschaft kommt keiner an ihm vorbei. Er hat nicht nur die Container-Reederei zu einem Milliarden-Imperium ausgebaut, sondern mischt auch bei Medien und KI vorne mit.

Der unaufhaltsame Aufstieg des Rodolphe Saadé

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Der unaufhaltsame Aufstieg des Rodolphe Saadé

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Gesche Wüpper, Paris

Er gilt als diskret und zurückhaltend. Und doch steht Rodolphe Saadé immer häufiger im Rampenlicht. Denn der 53-jährige Franco-Libanese hat die Reederei CMA CGM durch Übernahmen und Beteiligungen breiter aufgestellt und zu einem Milliarden-Imperium ausgebaut, seit er Ende 2017 von seinem Vater Jacques das Ruder übernommen hat. In Frankreich kommt inzwischen niemand mehr an dem elegant wirkenden Manager vorbei.

Die Wirtschaftszeitung "Les Échos" hat den Vater von zwei Teenagern gerade als einen der Manager vorgestellt, die in den Fokus rücken. Auch für die französische Ausgabe von "Forbes" gehört der CMA-CGM-Chef zu den Persönlichkeiten, denen man 2024 folgen sollte. Immerhin mischt er in Frankreich mittlerweile auch in der Medienbranche und im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) vorne mit. So hat Saadé, der in Beirut geboren wurde und im Alter von elf Jahren nach Marseille kam, nach der Regionalzeitung "La Provence" und einer Beteiligung von 10% an der Privatfernsehsendergruppe M6 letztes Jahr die Wirtschaftszeitung "La Tribune" übernommen. Mit seiner Hilfe hat "La Tribune" im Herbst eine neue Sonntagszeitung lanciert, die nun mit dem inzwischen zum Imperium von Vincent Bolloré gehörenden "JDD" konkurriert.

Der Chef der weltweit drittgrößten Container-Reederei hat aber auch zusammen mit Iliad-Gründer Xavier Niel und Ex-Google-Chef Eric Schmidt das unabhängige europäische KI-Forschungslabor Kyutai lanciert. Die drei Milliardäre gehören auch zu den Investoren des europäischen KI-Einhorns Mistral AI. Da Saadé überzeugt ist, dass Digitalisierung und KI entscheidend für die Zukunft der Logistik- und Transportbranche sein werden, hat er in den letzten Jahren bereits mehrere Inkubatoren dafür in Marseille, Manchester, Singapur, an der Elfenbeinküste und auf Guadeloupe lanciert. Die Container-Schifffahrt sei eigentlich ein sehr konservatives Geschäft, erklärte Saadé, als er im November zusammen mit Niel und Schmidt in Paris den Startschuss für Kyutai gab. "Aber sie nutzt KI, um die Routen der Schiffe zu optimieren und ihren Treibstoffverbrauch zu reduzieren." Fasziniert von Innovationen ist er 2021 auch eine fünfjährige Partnerschaft mit dem französischen Raumfahrtzentrum CNES (Centre spatiales d'études spatiales) eingegangen.

In der Luftfahrt, in der CMA CGM mittlerweile auch mitmischt, spielt KI ebenfalls eine wichtige Rolle. Die Reederei, die 2009 nur knapp an der Pleite vorbeischrammte, hat vor zwei Jahren eine eigene Luftfrachtsparte gegründet, die vier eigene Frachtflugzeuge betreibt. Sie ist zudem mit 9% am Kapital von Air France-KLM beteiligt. Mit der Fluggesellschaft ist sie auch eine strategische Partnerschaft für Luftfracht eingegangen.

Als ältester Sohn sei er sicherlich dafür vorgesehen gewesen, eines Tages die Nachfolge seines Vaters anzutreten, sagte Saadé einmal der Tageszeitung "Le Monde". Doch er sei nicht unvorbereitet auf dessen Posten gelandet. Tatsächlich hat der Hobby-Tennisspieler nach seinem Wirtschaftsstudium an der Concordia-Universität in Québec zunächst sein eigenes Unternehmen gegründet und Wasserkühlgeräte in den Libanon importiert.

Doch dann rief ihn sein Vater Jacques an und erklärte, er brauche ihn. Wenn er sich bewähre, steige er weiter auf, habe er ihm damals gesagt, so Saadé. Der damalige CMA-CGM-Chef schickte seinen Sohn zunächst zwei Jahre nach New York, dann nach Hongkong. Nach und nach überließ er ihm immer mehr Verantwortung. Es sei faszinierend, wie ihm die Nachfolge gelungen sei, sagt ein Kenner der Familie. Das sei angesichts der starken Persönlichkeit des Vaters alles andere als selbstverständlich gewesen.