PERSONEN

Der Unersättliche

Von Antje Kullrich, Düsseldorf Börsen-Zeitung, 20.8.2015 Nein, wie ein Getriebener wirkt Rolf Buch ganz und gar nicht, und auch Angeberei ist seinem ruhigen Wesen eher fremd. Und doch macht der Mann - salopp formuliert - seit geraumer Zeit einen...

Der Unersättliche

Von Antje Kullrich, DüsseldorfNein, wie ein Getriebener wirkt Rolf Buch ganz und gar nicht, und auch Angeberei ist seinem ruhigen Wesen eher fremd. Und doch macht der Mann – salopp formuliert – seit geraumer Zeit einen auf dicke Hose, reiht eine Milliardenakquisition an die nächste. Der Vorstandschef der Deutschen Annington hat den Aufstieg in die höchste deutsche Börsenliga fest im Visier. Seit dem Börsengang vor zwei Jahren und dem damit einhergehenden Eigenkapitalzugang hat er den zweitgrößten europäischen Wohnungskonzern nach der französischen Unibail-Rodamco geformt.Buch ist dabei der Frontmann, das Gesicht für die breite Öffentlichkeit, als Ingenieur der M & A-Offensive der Annington gilt sein selbstbewusster Finanzchef Stefan Kirsten.Rolf Buch dagegen arbeitet erkennbar am nicht gerade berauschenden Image der Immobilienbranche. In jedem Interview, jeder Präsentation und jeder Telefonkonferenz denkt er an seine Kunden, die Mieter. Die regelmäßig abgefragte Mieterzufriedenheit ist ein wichtiger Faktor für die Boni der Annington-Manager geworden. “Schimmel ist kein Geschäftsmodell”, hat der 50-jährige gebürtige Siegener kürzlich in einem Interview gesagt.Der im vergangenen Jahr übernommene Immobilienriese Gagfah hatte in dieser Hinsicht einen legendär miserablen Ruf. Die Private-Equity-Investoren investierten lange nur die Rendite, in die Instandhaltung der Wohnungen steckte die Gagfah dagegen lange drastisch weniger Geld als alle großen Wettbewerber. 2012 lag der Wert bei 11 Euro pro Quadratmeter. Zum Vergleich: Die Annington will im laufenden Jahr 31 Euro je Quadratmeter ausgeben.Die Anstrengungen würdigt sogar Ulrich Ropertz, Geschäftsführer des Deutschen Mieterbundes. Er spricht von einer “Offensive des Lächelns auf Vorstandsebene”. Die allerdings komme noch längst nicht immer unten an. Probleme mit falschen Betriebskostenabrechnungen und dem Einschalten von Inkassounternehmen mit ihren hohen Gebühren gebe es weiterhin bei der Annington. Die Änderung der Firmenkultur geht dem Mietervertreter noch zu langsam.Rolf Buch bescheinigt Ropertz jedoch einen angenehmen Umgang und dass dieser den persönlichen Kontakt suche. Der studierte Maschinenbauer ist nicht, wie so viele anderer in der Branche, ein alter Immobilienhase, sondern recht neu im Geschäft. Der Großteil seiner Karriere fand im Bertelsmann-Konzern statt. 1991 stieg er als Assistent der Geschäftsleitung der Vertriebstochter ein. Nach diversen Zwischenstationen wurde Buch Anfang 2008 Vorstandschef der Bertelsmann-Druckereisparte Arvato, die er zum globalen Dienstleister ausbaute. Hier wurde er Ende 2012 vom Microsoft-Manager Achim Berg abgelöst.An Annington, so bekannte Buch einmal, gefällt ihm die Wachstumsgeschichte. Jahrelang habe er im Druckgeschäft gegen einen schrumpfenden Markt ankämpfen müssen. Das hat der zweifache Vater bei seinem neuen Arbeitgeber weit hinter sich gelassen. Im Immobilienmarkt ist Konsolidierung angesagt, und Buchs Annington ist als Marktführerin hierzulande auch die Nummer 1 unter den aktiven Spielern.