scd – Mit Chefdesigner Jony Ive kehrt einer der wichtigsten Wegbegleiter des verstorbenen Firmengründers Steve Jobs dem US-Konzern Apple den Rücken. Der Brite, der seit 1992 für Apple arbeitete und die Leitung des Design-Teams des Konzerns bereits vier Jahre später übernahm, hatte bereits im Sommer 2015 die operative Leitung abgegeben. Er sollte sich in der neu geschaffenen Rolle des Chief Design Officer voll auf “aktuelle Design-Projekte, neue Ideen und zukünftige Initiativen” konzentrieren, wie Apple damals mitteilte. Zwei Jahre später kehrte er offiziell ins Tagesgeschäft zurück, soll aber laut US-Medien dennoch nur zwei Tage die Woche im neu entworfenen Hauptquartier gearbeitet haben.Den temporären Rückzug begründete Ive in einem Interview damit, dass er plane, künftig mehr zu reisen und sich auch in die innenarchitektonischen Design-Aspekte von Apples Einzelhandelsfilialen und der Büros im neuen Firmenhauptsitz “Apple Campus 2” einzubringen. Nach Abschluss des Firmenhauptsitzes kehrte er zurück. Nun macht der 52-Jährige seine eigene Designfirma auf, die mit Apple sofort einen prominenten Klienten aufweist.Ive galt als einer der engsten Freunde des verstorbenen Gründers Jobs und hatte nach dessen Tod unter CEO Tim Cook eine deutliche Ausweitung seines Verantwortungsbereichs erhalten. Zunächst hatte er ab Herbst 2012 neben dem Hardware- auch das Software-Design verantwortlich leiten dürfen. 2014 übernahm er die Verantwortung für die komplette iPhone-Software-Entwicklung. Entsprechend groß war Ives Anteil an der Apple Watch, die mittlerweile die mit Abstand erfolgreichste Smartwatch im Markt ist. Ive verantwortete auch hier sowohl Hardware- als auch Software-Design. Auch die Reduzierung der externen Anschlüsse bei Apple-Geräten gilt wesentlich als Ives Designideen geschuldet.Nach Jahren mit hohem Einfluss auf Apples strategische Ausrichtung hat Ives Design-Team zuletzt allerdings an Bedeutung verloren. Auch weil der erste Versuch, die Apple Watch als teures Design-Accessoire zu etablieren, krachend scheiterte. Mittlerweile verkauft sich die vierte Generation der Uhr primär über Gesundheits- und Fitnessapplikationen. Und auch sonst rückt das Unternehmen aus Cupertino weniger das Design seiner Hardwareprodukte als mehr die zugehörigen Dienstleistungen in den Fokus.Ive dürfte vom Abschied auch ein wenig erleichtert sein. Er fühle sich unwohl beim Gedanken, Hunderttausende Apple-Angestellte sowie die Aktionäre könnten von seinen Entscheidungen abhängen, heißt es über ihn. “Jony ist ein Künstler mit dem Temperament eines Künstlers”, wurde Steve-Jobs-Witwe Laurene Powell Jobs vom “New Yorker” einst zitiert. Er wäre der Erste, der sagen würde, dass Künstler unternehmensstrategische Entscheidungen nicht verantworten sollten.