Gerrit Marx

Deutscher Manager bei Iveco am Steuer

Als Gerrit Marx 2019 die Leitung der Sparte Nutz- und Spezialfahrzeuge beim Land- und Baumaschinenkonzern CNH Industrial übernahm, galt er nur als Übergangslösung. Doch der Deutsche wusste zu überzeugen.

Deutscher Manager bei Iveco am Steuer

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Als er im Januar 2019 beim Land- und Baumaschinenkonzern CNH Industrial (Case, New Holland, Steyr) Präsident der Sparte Nutz- und Spezialfahrzeuge mit den Marken Iveco und Magirus wurde, galt Gerrit Marx noch als Übergangskandidat. Er folgte damals auf den langjährigen Iveco-Chef Pierre Lahutte, der das Unternehmen Knall auf Fall verlassen hatte. Doch der Deutsche hat die Verantwortlichen bei CNH schnell überzeugt: Bereits im Juni dieses Jahres ernannten sie ihn zum Chef der On-Highway-Sparte Iveco Group, die nun aus CNH Industrial ausgegliedert wird und vom 3. Januar an den Börsen von New York und Mailand notiert sein wird. Details dazu wird Marx an diesem Donnerstag in Turin verkünden.

Marx steht dann an der Spitze einer Gruppe mit mehreren Marken bzw. Geschäftsaktivitäten: leichte, mittlere und schwere Nutzfahrzeuge (Iveco), Powertrain (FPT), Feuerwehrfahrzeuge (Magirus), Busse (Heuliez, Iveco), Militärfahrzeuge (Iveco Defence Vehicles) und Finanzdienstleistungen. Der Umsatz lag im Zeitraum Januar bis September 2021 bei 12,4 Mrd. Euro. Die Iveco Group ist im Vergleich zu den Konkurrenten Daimler Trucks, Traton (MAN, VW, Scania), Volvo, FAW und Paccar ein kleiner Player im Nutzfahrzeugmarkt. Nennenswerte Marktanteile erreicht Iveco allenfalls in Italien und Spanien sowie mit dem Kleintransporter Daily. Außerhalb Europas ist Iveco nur in Südamerika stärker präsent. Dass Iveco über kurz oder lang bei einem anderen Konzern landet, womöglich einem chinesischen, der einen Fußabdruck in Europa braucht, ist deshalb nicht unwahrscheinlich.

Dennoch sorgt Iveco, das führend bei Gasantrieben ist, bisweilen für Aufsehen. Im September wurde am Standort Ulm zusammen mit dem US-Start-up Nikola, an dem CNH Industrial seit 2019 beteiligt ist, die Vorserien-Fertigung vollelektrischer Schwerlaster aufgenommen. Von 2023 an sollen wasserstoffbetriebene Lkws folgen. Die Brennstoffzelle dazu soll von Bosch kommen.

Marx hat einen Abschluss in Maschinenbau und einen MBA der RWTH Aachen und promovierte an der Universität Köln in Betriebswirtschaft. Bevor er zu CNH Industrial kam, war er 20 Jahre lang in mehreren Ländern und in verschiedenen Sektoren in Führungspositionen tätig. Er arbeitete für McKinsey und für Daimler, wo er von 2009 bis 2011 CEO von Daimler Trucks China war. Er war aber auch Präsident von Škoda China und für Bain Capital tätig. Dort war er zuletzt Operating Partner.

Bei der Iveco Group hat er kurzfristig vor allem mit der Chip-Knappheit zu kämpfen. Neben der Internationalisierung und der Entwicklung alternativer Antriebe wird auch die Verbesserung der geringen Rendite von derzeit nur 2,5% zu seinen Herausforderungen zählen. Das Führungsteam um ihn herum steht bereits seit mehreren Monaten fest: Für jede einzelne Sparte wird es künftig einen Spartenchef geben. CFO wird zum 1. Januar der langjährige Pirelli-CFO Francesco Tanzi.