Devin Wenig will noch mehr erreichen
Von Sebastian Schmid, New YorkMit der Abspaltung des Bezahldienstes Paypal muss Ebay bald beweisen, dass das Online-Auktionshaus auch ohne seinen Wachstumstreiber zulegen kann. Dafür sorgen soll in erster Linie der künftige CEO Devin Norse Wenig, der schon heute Chef der Marktplatz-Division ist, die neben der Verkaufsplattform Ebay noch das Online-Ticket-Portal Stubhub umfasst. Der 47-Jährige war im September 2011 nach mehr als einem Jahrzehnt bei Thomson Reuters zu Ebay gewechselt und bewies damit ein äußerst glückliches Händchen. Nur Monate später musste CEO Tom Glocer wegen Erfolglosigkeit in Wenigs Sparte Marktplätze seinen Hut nehmen.Allerdings war der Umzug von New York nach Kalifornien nicht nur für Wenigs Karriere förderlich. Auch bei Ebay sorgte der Manager für frischen Wind und verjüngte den über Jahre kaum veränderten Online-Auftritt. Er konnte zwar nicht dafür sorgen, dass Ebay wieder schneller wächst. Aber immerhin stoppte der in Flatbush (Brooklyn) geborene Manager den Rückgang des Expansionstempos weitgehend. Der zweifache Familienvater hatte New Yorker Medien zufolge bereits während seiner Tage bei Thomson Reuters ein Surfboard im Büro stehen. Dass es in San Francisco häufiger zum Einsatz kommt, darf indes bezweifelt werden. Wenig, der sich selbst als Workaholic beschreibt, nutzt das Board eher als Erinnerung daran, dass es auch ein Leben außerhalb des Büros gibt. Er wäre sicher ein noch besserer Manager, wenn er eine bessere “Work-Life-Balance” hätte, gab Wenig unumwunden zu.Trotz des offenbar enormen Aufwands blieb Wenigs Erfolg bei Ebay bislang überschaubar. Konkurrenten wie Amazon und Alibaba wachsen deutlich schneller. Die Aufspaltung dürfte dem neuen Konzernchef zumindest entgegenkommen, da er nun weniger Rücksicht auf die zweite Konzernsparte Paypal nehmen muss. Schon in der Vergangenheit hat er stets betont, er werde sich immer danach richten, was das Beste für Ebay sei – unabhängig davon, was sich Paypal wünsche. Allerdings hatte er da noch den bisherigen Ebay-Chef John Donahoe über sich, der bis zuletzt von der Bedeutung der gegenseitigen Unterstützung von Paypal und Ebay überzeugt war.Im Sommer erklärte Wenig in einem Interview, die besten Wachstumsmöglichkeiten böten sich Ebay international und mit der Vermittlung von Dienstleistungen. “Der große Unterschied zwischen uns und Amazon ist, dass wir nicht mit unseren Händlern im Wettbewerb stehen.” Der Konkurrent könne dies nicht von sich behaupten. Für seine Expansionspläne wird Wenig künftig den gesamten Cash-flow des Marktplatzgeschäfts zur Verfügung haben. In der Vergangenheit war dieser gerne genutzt worden, um dem lukrativeren Bezahldienst Paypal dessen Wachstum zu finanzieren.Personell hat der studierte Jurist bereits vor der Paypal-Abspaltung einige Weichen gestellt. So wurde Anfang September Steve Fisher von Salesforce als Chief Technology Officer engagiert. Ebenfalls im September rekrutierte er Louis Perrochon von Google, der als Vice President of Engineering ebenfalls eine leitende Position besetzen wird.In der frühen Phase seiner akademischen Laufbahn war Wenig ein guter, aber keinesfalls ein hervorragender Student. Erst nach dem plötzlichen Tod seines Vaters, als Wenig noch Student war, schaltete er einen Gang höher. Seinen Abschluss am Union College machte er mit Summa Cum Laude und rettete zudem als CEO das angeschlagene Unternehmen seines Vaters, Nastech Pharmaceutical, mit 5 Mill. Dollar Venture Capital. Gerettet werden muss Ebay zwar sicher nicht. Ein paar neue Impulse dürften aber nicht schaden, wenn der Abstand zu den beiden großen Rivalen Amazon und Alibaba nicht weiter wachsen soll. “Das beste kommt noch”, twitterte der künftige CEO am Dienstag. Die Ebay-Anleger dürfen sich darauf verlassen: Devin Wenig wird alles dafür tun. “In jedem Gespräch versucht er mir etwas zu verkaufen – und ich bin sein Freund”, beschrieb ihn vor ein paar Jahren Morgan Stanleys M & A-Chef Robert Kindler. Nicht die schlechteste Eigenschaft für den Chef einer Handelsplattform.