Diagnostik-Chef verlässt Roche Hals über Kopf
md – Roland Diggelmann, CEO der Division Diagnostics von Roche und Mitglied der Konzernleitung, verlässt das Schweizer Pharma- und Biotechunternehmen Hals über Kopf. Er werde bei Roche per 30. September ausscheiden, “um seine Karriere außerhalb des Unternehmens fortzusetzen”, wie es in der Mitteilung heißt. Bis zur Ernennung eines Nachfolgers übernehme Dr. Michael Heuer, derzeit Leiter der Region Europa, Naher Osten, Afrika und Lateinamerika der Division Diagnostics, interimistisch die Leitung der Sparte. Zudem werde der 64-Jährige zum Mitglied der Konzernleitung ernannt. Weil Heuer schon nächstes Jahr das in der Schweiz übliche Rentenalter erreicht, wird er der Diagnostiksparte wohl nur kurze Zeit vorstehen.Heuer kam eher zufällig zu Roche. Der Deutsche arbeitete seit 1983 für Boehringer Mannheim, als die Gesellschaft 1998 von den Schweizern übernommen wurde. In seine jetzige Position bei Roche wurde Heuer 2008 berufen. Wenige Worte zum Abschied In der Pressemitteilung wird der 51-jährige Diggelmann mit wenigen Worten verabschiedet: “Ich danke Roland Diggelmann für seine vielen wertvollen Beiträge während seiner zehn Jahre bei Roche, und ich wünsche ihm alles Gute für die Zukunft”, wird Roche-CEO Dr. Severin Schwan (Jahrgang 1967) zitiert. Das war’s. Keine Aufzählung dessen, was er für den Konzern und seine Division geleistet und erreicht hat – was in Fällen, in denen eine Trennung aus Sicht der Unternehmensleitung lieber vermieden worden wäre, die übliche Vorgehensweise ist. Dabei sind die Erfolge Diggelmanns, der in der Mitteilung nicht zitiert wird, nicht von der Hand zu weisen.Der Schweizer war vor seiner Zeit bei Roche u. a. für Sulzer und Zimmer (Verfahrenstechnik) tätig. Seine Karriere beim Pharmariesen begann Diggelmann 2008 als Leiter der Region Asia Pacific in der Division Diagnostics, bevor er 2012 als CEO die Verantwortung für alle Aktivitäten in der Sparte übernahm. Seither stieg der Umsatz der Diagnostik-Division, die traditionell im Schatten der deutlich größeren und rentableren Pharmasparte von Roche steht, im Schnitt jährlich um 3,3 % auf zuletzt 12,1 Mrd. sfr (10,6 Mrd. Euro). Das Wachstum im Pharmageschäft bewegte sich mit 3,2 % auf gleichem Niveau, doch war der Erlös 2017 mit 41,2 Mrd. sfr (36 Mrd. Euro) dreieinhalb mal so hoch wie in der Diagnostik und machte das Gros des Konzernumsatzes von 53,3 Mrd. sfr aus. Hohe Marge trotz RückgangEinen weniger positiven Eindruck macht die Entwicklung der Profitabilität in der Diagnostik, seit Diggelmann dort das Ruder übernahm. So hat sich die von Investoren stark beachtete Marge auf der Ebene des – um Sonderfaktoren wie Restrukturierungsaufwand – bereinigten Kernbetriebsgewinns von 2012 bis 2017 deutlich von 21,3 % auf 15,8 % abgeschwächt. Allerdings ist das ein im Branchenvergleich immer noch ansehnliches Niveau. Zum Vergleich: In der hochprofitablen Pharma-Division, die in den vergangenen Jahren stark von den seit langem im Markt etablierten und umsatzträchtigen drei Antikrebsmedikamenten Avastin, Herceptin und Mabthera profitierte, lag die Marge des Kernbetriebsergebnisses 2017 bei 42,7 %; 2012 hatte sie 44 % betragen.Aufgrund seines Leistungsnachweises bei Roche könnte auf Diggelmann schon bald eine neue, nicht minder verantwortungsvolle Tätigkeit zukommen. Dann fühlt er sich vielleicht auch nicht mehr als fünftes bzw. viertes Rad am Wagen. Denn es ist bekannt, dass Anleger und Analysten weit mehr an Aussagen des Dreigestirns Severin (CEO), Dr. Alan Hippe (CFO) und Daniel O’Day (CEO Division Pharma) interessiert sind, als an den Statements des Diagnostik-Chefs, der z. B. auf Investorenkonferenzen erst nach den drei Vorgenannten zu Wort kommt. Den Mangel an Respekt, der ihm zuweilen entgegengebracht wurde, wird Diggelmann sicher nicht vermissen. Interne Lösung wahrscheinlichBranchenkenner rechnen damit, dass Roche bei der langfristigen Besetzung des CEO-Postens in der Diagnostik-Sparte auf einen Manager aus den eigenen Reihen zurückgreifen wird – ebenso wie es schon bei Diggelmann der Fall war. An Kandidaten und Bewerbern dürfte es nicht fehlen. Abgesehen vom Karrieresprung dürfte auch der finanzielle Aspekt reizen: Diggelmann bezog 2017 ein Grundgehalt von 1,3 Mill. sfr und einen Bonus von 1,35 Mill. sfr (zusammen 2,3 Mrd. Euro). Allerdings klafft auch hier eine Lücke zum 1964 geborenen Pharma-Chef O’Day: Das Basissalär des US-Amerikaners belief sich auf 2,5 Mill. sfr plus eine Bonuszahlung von 3,1 Mill. sfr.