Schönheitsbranche

Die Ambitionen des Chefs von L’Oréal

Nicolas Hieronimus will L'Oréal zum führenden Beauty-Tech-Anbieter machen. Dabei setzt er neben Big Data und Künstlicher Intelligenz auch auf seine Intuition.

Die Ambitionen des Chefs von L’Oréal

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Die Ambitionen von L’Oréal

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Von Gesche Wüpper, Paris

Besser als die gesamte Branche abschneiden, lautet das Mantra seines Konzerns. Doch dabei will es Nicolas Hieronimus nicht belassen. „Wir haben beschlossen, auch führend im Bereich Beauty-Tech zu werden“, sagt der Chef von L’Oréal. Deshalb setzt die weltweite Nummer Eins der Kosmetikbranche neben der Wissenschaft verstärkt auf Data, Künstliche Intelligenz (KI) und andere Zukunftstechnologien. Inzwischen investiert L’Oréal genau so viel in diesen Bereich wie in die Forschung, rund 1,3 Mrd. Euro pro Jahr. 

„Auf der Consumer Electronic Show (CES) in Las Vegas in diesem Jahr haben wir bei der Eröffnung eine Keynote gehalten“, berichtete Hieronimus Medienvertretern auf der traditionellen Gartenparty des Kosmetikriesen. „Wir waren der erste Konsumgüterkonzern, der das getan hat, der erste Kosmetikkonzern und das erste französische Unternehmen.“ Die CES gehört für L’Oréal längst zum Pflichtprogramm, genau wie die Pariser Startup-Messe Vivatech.

Intuition gefragt

„Wir sind aber auch überzeugt, ich allen voran, dass in unserer Branche Intuition ebenfalls wichtig ist“, sagt Hieronimus. „Vielleicht war es auch unsere gute Intuition, dass wir uns in diesem Jahr als Veranstaltungsort für unsere Gartenparty trotz der Jahreszeit für einen überdachten Ort entschieden haben.“ Le Visionnaire – Espace Fançois Dalle heißt das zwischen Madeleine und der Place de la Concorde gelegene Gebäude, die historische Adresse des Konzerns. 

Mit seiner Mischung aus klassischer und moderner Architektur könnte es die neuen Ambitionen des bald 115 Jahre alten Unternehmens nicht besser symbolisieren. Im Erdgeschoss erinnert ein kleines Museum an die Geschichte von L'Oréal. In dem neuen, von Alain Moatti entworfenen Teil, der von seiner eiförmigen Form her an The Gerkin in London erinnert, können Mitarbeiter an einer digitalen Wand mit Hilfe von in Echtzeit einlaufenden Bildern von ausgewählten Instagram-Konten digitale Moodboards erstellen, um sich für neue Produkte inspirieren zu lassen.

Hieronimus erfasst den Zeitgeist

Le Visionnaire sei ein Inkubator der Kreativität, der gemeinsamen Intelligenz, der Erfahrungen und Experimente, erklärt Hieronimus, der sich selber einmal als Beauty-Junkie bezeichnete. Eine der Stärken von ihm sei, dass er den Zeitgeist erfasse, loben Mitarbeiter. Außerdem kennt der trotz seiner 60 Jahre noch immer jungenhaft wirkende Manager, der auch gerne mal persönlich Produkte der Konkurrenz testet, das Unternehmen wie kaum ein anderer. Immerhin hat der Sohn eines Fernsehproduzenten und einer Luftfahrtingenieurin seine gesamte berufliche Karriere bei dem Kosmetikriesen verbracht, seit er die Wirtschaftshochschule Essec abgeschlossen hat.  

Nach Führungspositionen bei Garnier, L’Oréal Paris und in Mexiko übernahm der begeisterte Rennradfahrer erst die Leitung der Sparte professionelle Haarpflege, dann die für Luxuskosmetik. Spätestens als er 2017 zur Nummer 2 des damaligen Konzernchefs Jean-Paul Agon aufstieg, zeichnete sich ab, dass er das Ruder einmal übernehmen würde. Inzwischen steht Hieronimus bereits seit drei Jahren als Generaldirektor an der Spitze von L’Oréal, während Agon den Verwaltungsrat leitet.