Jens Bischof krempelt Eurowings um

Die Eintracht im Herzen

Eurowings-Chef Jens Bischof hat die Lufthansa-Tochter in wenigen Jahren umgekrempelt und profitabel gemacht.

Die Eintracht im Herzen

Eurowings-Chef Bischof bewegt sich auf der Überholspur

lis Frankfurt
Von Lisa Schmelzer, Frankfurt

Das neueste Baby in der Flotte der Eurowings sieht Airline-Chef Jens Bischof mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Schwarz-gelb in den Vereinsfarben von Borussia Dortmund kommt der Flieger daher, das wirft beim Pressegespräch in Frankfurt Fragen auf. „Ich bin im Waldstadion aufgewachsen", sagt der gebürtige Frankfurter, „aber unser größtes Einzugsgebiet ist Nordrhein-Westfalen“ und der BVB habe eben eine riesige Fangemeinde dort. Zum Glück ist Eurowings Bestandteil der Lufthansa Group und diese hat mit Sun Express auch einen Sponsor von Eintracht Frankfurt im Portfolio. Die gemeinsam von Lufthansa und Turkish Airlines betriebene Fluggesellschaft hat Bischof, Jahrgang 1965, übrigens vor seinem Amtsantritt bei Eurowings 2020 drei Jahre lang geführt. Seit 2017 ist Sun Express Airline-Partner von Eintracht Frankfurt, das dürfte kein Zufall sein.

Die Rolle bei Eurowings hat Bischof in schwierigen Zeiten übernommen. Die Airline hatte jahrelang Verluste geschrieben und dann rauschte die Pandemie durch die Branche. Als eine seiner ersten Amtshandlungen im Frühjahr 2020 „musste ich gleich mal die Flieger auf den Boden stellen“, erinnert sich der Manager in Frankfurt. Doch die Krise hatte auch was Gutes, die Zeit des operativen Stillstands wurde für eine Restrukturierung genutzt, die es in sich hatte.

Unter anderem schrumpfte die Flotte deutlich und aus dem Gemischtwarenladen, in dem sich auch ein Teil der ehemaligen Air-Berlin-Flotte tummelte, wurde eine straff organisierte Fluggesellschaft mit günstiger Kostenstruktur. Statt mehrheitlich im Geschäftsreiseverkehr ist die Lufthansa-Tochter mittlerweile vor allem im touristischen Segment unterwegs und diese „Wette auf die Touristik“ ist aufgegangen. 2023 hat Eurowings den Turnaround geschafft und das Geschäftsjahr 2024 fiel wohl noch besser aus – Zahlen für 2024 legt Lufthansa am 6. März vor.

Von Jetblue abgeschaut

Beim Umbau der Eurowings hat Bischof die Erfahrungen einfließen lassen, die er in fünf Jahren im Board von Jetblue gesammelt hat. Mit dem US-Carrier hat Lufthansa lange zusammengearbeitet und dort gelernt, dass es etwas Erfolgversprechendes zwischen dem Geschäftsmodell einer etablierten Airline und dem eines Low-Cost-Carriers geben kann. „Wir können es besser als Ryanair, aber nicht billiger“, fasst Bischof die Idee zusammen und spricht von einer „value airline“.

Jetzt, wo Eurowings wirtschaftlich in der Spur ist, wird kräftig investiert. Die Lufthansa-Tochter wird ihre Flotte mit 40 Flugzeugen vom Typ Boeing 737-8 Max erneuern. „Das ist ein Investment von 5 Mrd. Dollar laut Listenpreis“, sagt Bischof, der 1990 im Frachtgeschäft der Lufthansa seine Luftfahrt-Karriere gestartet hat und unter anderem Bereichsvorstand im Passagiergeschäft war. Zusätzlich zu den 40 gekauften Flugzeugen hat die Lufthansa eine Option für weitere 60 Maschinen dieses Typs mit Boeing vereinbart. „Wir werden uns natürlich anstrengen, dass wir auch weitere Flugzeuge aus diesen Optionen erhalten.“

Reiseveranstalter übernommen

Dem Beobachter kann es bei Bischofs Tempo zuweilen schwindelig werden. Airline restrukturiert und reorganisiert, neues Geschäftsmodell umgesetzt, neue Flieger besorgt und nebenbei aus den roten Zahlen durchgestartet. Ach ja, grade hat er noch einen Reiseveranstalter übernommen, mit dem Eurowings vorher schon zusammengearbeitet hat und der künftig unter Eurowings Holidays firmieren soll. „Wir haben über 20 Millionen Gäste, die entlassen wir nach der Flugbuchung an die Booking.coms dieser Welt“, sagt Bischof und man merkt, dass ihn das ärgert. Ziel sei es, Eurowings Holidays als einen der führenden deutschen Reiseveranstalter zu etablieren.

Motorradtour durch Nepal

„Tempo und Dynamik begeistern mich“, schreibt der Eurowings-Chef, der bei der Integration der Tochter Swiss in den Lufthansa-Konzern geholfen und fünf Jahre für die Lufthansa in New York gearbeitet hat, auf seinem LinkedIn-Profil. Auch privat ist der Vater von zwei Kindern gerne flott unterwegs, gerade war er mit Freunden auf einer Motorradtour durch Nepal.

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