Schauspielerin als Erfinderin

Die Funk(y)-Diva Hedy Lamarr

Hedy Lamarr ist den meisten als Hollywood-Schauspielerin ein Begriff. Weniger bekannt ist, dass sie auch für eine Erfindung verantwortlich war, die heute bei Wi-Fi, Bluetooth und in Satelliten zum Einsatz kommt. Am 9. November, ihrem Geburtstag, wird der Tag der Erfinder begangen.

Die Funk(y)-Diva Hedy Lamarr

Sie wurde mitunter als Erfinderin des Wi-Fi bezeichnet, doch mal abgesehen davon, dass diese Darstellung übertrieben ist, dürfte sie den meisten Menschen ohnehin eher als Hollywood-Diva ein Begriff sein: die österreichisch-amerikanische Filmschauspielerin Hedy Lamarr, die vor 110 Jahren in Wien geboren wurde. Und auch wenn sie das WLAN-Funknetzwerk nicht erfunden hat, kann sie dennoch immerhin als Wegbereiterin betrachtet werden, denn ihre patenten und auch patentierten Ideen haben eine Basis für diverse Funktechnologien gebildet.

Nach Beginn ihrer Filmkarriere in Österreich emigrierte die Wiener Jüdin Hedwig Eva Maria Kiesler als Gegnerin des Nationalsozialismus in die USA und wurde dort ab Ende der 1930er Jahre zum Star. Unter anderem spielte sie in Filmen neben Spencer Tracy oder Clark Gable, und das Filmstudio MGM vermarktete sie seinerzeit als „schönste Frau der Welt“, die auch für die Renaissance des Hutes als Accessoire für Schauspielerinnen zum Vorbild wurde. Ihren größten kommerziellen Erfolg feierte sie als Hauptdarstellerin des Oscar-prämierten Hollywood-Schinkens „Samson & Delilah“ aus dem Jahr 1949.

Einsatz erst bei der Kubakrise

Quasi nebenher betätigte sie sich indes auch als Kommunikationsingenieurin und entwickelte ein Frequenzsprungsystem zur Fernsteuerung von Torpedos, das durch selbsttätig wechselnde Frequenzen schwer anzupeilen und störungssicher sein sollte. Die Idee dazu entstand, als sie und der US-Komponist George Antheil vor der Herausforderung standen, für sein später skandalumwobenes „Ballet Mécanique“ 16 Pianolas miteinander und zudem mit einem Film synchronisieren mussten. Das gelang über parallel ablaufende Klavierrollen, und das Problem bei der Funkfernsteuerung wurde mittels identischer Lochstreifen in Sender und Empfänger gelöst, wodurch die gleichzeitigen Frequenzwechsel möglich wurden.

Im Dezember 1940 stellten die beiden die Idee dem US-Erfinderrat (National Inventors Council) vor und meldeten es anschließend zum Patent an, das im August 1942 erteilt wurde. Jedoch war die Umsetzung technologisch komplex und die US-Marine seinerzeit nicht bereit, Erfindungen von Personen außerhalb des Militärs zu berücksichtigen. Erst zur Kubakrise 1962 führte die US-Regierung eine aktualisierte Version des Entwurfs von Lamarr auf US-Marineschiffen ein. Wenige Jahre zuvor hatte sie ihre Karriere als Filmschauspielerin beendet.

Im Alter auf Sozialhilfe angewiesen

Ihre Erfindung kommt heute bei Wi-Fi, Bluetooth und militärischen Verteidigungssatelliten zum Einsatz. Doch in Unkenntnis der Fristen für die Einreichung von Ansprüchen wurde Lamarr nach Ablaufen des Patents nicht entschädigt. Während der Wert ihrer Erfindung mitunter auf etwa 30 Mrd. Dollar geschätzt wurde, heißt es, dass sie in ihren letzten Lebensjahren von Gewerkschafts- und Sozialversicherungsschecks in Höhe von insgesamt nur 300 Dollar pro Monat lebte.

Immerhin erhielten Lamarr und Antheil 1997 unter anderem den Electronic Frontier Foundation Pioneer Award. Vor zehn Jahren wurden die beiden zudem posthum in die National Inventors Hall of Fame der USA aufgenommen. In Deutschland, Österreich und der Schweiz wird seit 2005 Lamarr zu Ehren der Tag der Erfinder an ihrem Geburtstag, dem 9. November, begangen. Und auch für die aktuelle akademische Forschung bleibt das Wirken der Hollywoodlegende von Bedeutung. So wurde im September 2022 das Lamarr-Institut für Maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz eröffnet, eines von fünf universitären KI-Kompetenzzentren bundesweit, die als Teil der KI-Strategie der Bundesregierung dauerhaft gefördert werden. Getragen wird das Institut von der TU Dortmund, dem Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS, der Universität Bonn und dem Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML.

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