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Die Luft wird dünn für "Mr. Frugal"

Von Andreas Hippin, London Börsen-Zeitung, 31.5.2017 Alex Cruz (50) hat bereits wissen lassen, dass er sein Amt als Chef der Fluggesellschaft British Airways (BA) wegen des IT-Ausfalls vom Wochenende nicht niederlegen will. Erst im April...

Die Luft wird dünn für "Mr. Frugal"

Von Andreas Hippin, LondonAlex Cruz (50) hat bereits wissen lassen, dass er sein Amt als Chef der Fluggesellschaft British Airways (BA) wegen des IT-Ausfalls vom Wochenende nicht niederlegen will. Erst im April vergangenen Jahres hatte der von der “Times” mit dem Spitznamen “Mr. Frugal” belegte Kostensenker aus dem Baskenland die Führung des Flaggschiffs der International Airlines Group (IAG) übernommen. Nun wird die Luft dünn für ihn, nicht nur weil Zehntausende BA-Passagiere an Flughäfen rund um die Welt gestrandet waren. Rücktrittsforderungen wurden bereits laut. Der Billigflieger Ryanair machte sich derweil per Twitter über die Probleme des Rivalen lustig.Für IT-Pannen haben Kunden mittlerweile Verständnis, aber nicht dafür, völlig im Unklaren gelassen zu werden, wie es weitergehen soll. Als die PR-Genies des Unternehmens ihren Chef nach langer Funkstille in einem Video mit neongelber Warnweste auftreten ließen, was wohl zupackendes Handeln signalisieren sollte, hatten die Geschädigten dafür nur noch ein bitteres Lachen übrig. Die Kosten der IT-Panne dürften den Analysten der Deutschen Bank zufolge unter den derzeit kursierenden Schätzungen von 150 Mill. Pfund liegen. Sie setzen für die Entschädigung der Fluggäste nach europäischem Recht 47 Mill. Euro an. Die Kosten dadurch, dass Maschinen nicht dort sind, wo sie nach Plan sein sollten, schätzen sie auf höchstens 15 Mill. Euro. Zudem gehen sie nicht davon aus, dass der IT-Ausfall British Airways langfristigen Schaden zufügen wird. An der Börse sah man das ähnlich. Die IAG-Aktie verlor am ersten Handelstag seit dem Desaster lediglich 1,4 %.Cruz war vom ebenfalls zur Gruppe gehörenden spanischen Billigfliegers Vueling gekommen. Zu seinen bisherigen Initiativen bei BA gehörte die Abschaffung der kostenlosen Sandwiches und die Verringerung der Beinfreiheit auf der Kurzstrecke. In der IT wurden der Gewerkschaft GMB zufolge Hunderte von Stellen gestrichen und Aufgaben nach Indien ausgelagert. Wenn man an einem Tag keine neue Idee habe, wie sich die Kosten reduzieren lassen, mache man seine Arbeit nicht richtig, sagte er Anfang des Jahres einem Magazin. Javier Sanchez-Prieto, der Nachfolger von Cruz bei Vueling, machte in einer internen E-Mail “Schwächen in der Planung” und einen “internen Ursprung” für eine Mini-Krise verantwortlich, bei der drei Monate nach Cruz’ Abgang Tausende Passagiere Verspätungen hinnehmen mussten. Dem Vueling-Betriebsrat zufolge hatte die Airline einfach nicht genug Flugzeuge und Mitarbeiter, um die ambitionierten Expansionspläne des Managements zu verwirklichen.Cruz’ Karriere in der Luftfahrtbranche hatte vor 22 Jahren bei American Airlines begonnen. Dort arbeitete der Absolvent der Central Michigan University unter anderem in der Technologiesparte Sabre. 2006 gründete er seine eigene Airline, Clickair, die drei Jahre später mit Vueling fusionierte. Cruz war Chairman und CEO, als Vueling 2013 in der IAG aufging. Manche sahen ihn bereits als Kandidaten für die Nachfolge von IAG-Chef Willie Walsh.