Von Peter Olsen, FrankfurtDieter Zetsche tritt im Mai 2019 nach 13 Jahren an der Vorstandsspitze des Daimler-Konzerns ab. Seiner Reputation in der Bevölkerung und bei 93 befragten Wirtschaftsjournalisten schadet das nicht. Den schlanken und agilen Manager mit dem markanten Schnauzbart, der sich vor wenigen Tagen mit einer launigen Weihnachts-Videobotschaft von seinen Mitarbeitern schon ein bisschen verabschiedete, kann man sich nicht als “Lame Duck” vorstellen. Dabei wird er nach seinem Ausscheiden zwei Jahren “abkühlen”, ehe er dann als designierter Chef des Aufsichtsrats wieder ins Machtzentrum des Stuttgarter Autobauers zurückkehrt.Das Marktforschungsinstitut Dr. Doeblin fragte vom 21. bis 27. November wieder einmal nach, wie sich die 30 Dax-CEOs in den vier Kriterien “Kompetenz und Persönlichkeit”, Strategischer Weitblick”, “offener Umgang mit den Medien” und “Sympathie” nach Ansicht von Wirtschaftsjournalisten geschlagen haben. In drei der vier Kategorien konnte Zetsche die Konkurrenten auf die hinteren Plätze verweisen. Lediglich in Sachen “Strategischer Weitblick” werden BMW-Frontmann Harald Krüger, Lufthansa-Chef Carsten Spohr und Bill McDermott vom Softwarehaus SAP höher eingeschätzt.Nur wenige Spitzenmanager schaffen den richtigen Zeitpunkt zum Absprung. Hier sammelt Zetsche laut Doeblin das ultimative Lob ein: “Er geht zur richtigen Zeit.” Denn nach den vielen Erfolgsjahren unter Zetsches Regentschaft stehen auch für Daimler große Herausforderungen bevor. Nicht nur der Übergang zur Elektromobilität und die verstärkte Digitalisierung aller Prozesse sind hier zu nennen.Hinter Zetsche tauschten im Ansehen Carsten Spohr von der Deutschen Lufthansa und Siemens-Konzernlenker Joe Kaeser die Plätze (siehe Tabelle), allerdings mit nur minimalem Abstand in der Prozentwertung. Spohr wird wegen seines für die Beschäftigten unbequemen Entscheidens in grundsätzlichen Geschäftsbelangen “eine hohe Glaubwürdigkeit” bescheinigt. Kaeser wiederum überzeugt mehr und mehr mit seinem Umbau des Siemens-Konzerns. Er “hat einen Plan und setzt ihn Schritt für Schritt um”. VorschusslorbeerDie Dieselkrise hat die Reputation der Autobranche an sich und speziell der VW-Führungskräfte beschädigt. Der neue Mann an der Konzernspitze Herbert Diess verkörpert nach Ansicht der befragten Wirtschaftsjournalisten “glaubwürdig den Neuanfang bei VW”. Er verfüge über “hohe Kompetenz und Respekt im Unternehmen”. Vorschusslorbeer auch für den neuen Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank, Christian Sewing. Er kann laut Umfrage mit seiner persönlichen Ausstrahlung und der “Anständigkeit eines gelernten Bankkaufmanns” punkten. Ihm werde die “notwendige Härte” zugetraut, das Institut “zurück aus der Krise zu führen”.”Der aktuelle CEO-Reputationsindex spiegelt das mediale Wohlwollen am Ende eines langjährig positiven Konjunkturzyklus wider”, resümiert Institutsleiter Jürgen Doeblin.