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Dirks schmeißt bei Telefónica Deutschland hin

Von Heidi Rohde, Frankfurt Börsen-Zeitung, 23.11.2016 Überraschende Abgänge scheinen bei Telefónica Deutschland zur Gewohnheit zu werden. Nachdem René Schuster, Konzernchef während des Börsengangs und Architekt der Übernahme von E-Plus, im Januar...

Dirks schmeißt bei Telefónica Deutschland hin

Von Heidi Rohde, FrankfurtÜberraschende Abgänge scheinen bei Telefónica Deutschland zur Gewohnheit zu werden. Nachdem René Schuster, Konzernchef während des Börsengangs und Architekt der Übernahme von E-Plus, im Januar 2014 Knall auf Fall rausgeworfen wurde, schmeißt sein Nachfolger Thorsten Dirks selbst die Brocken hin. Er habe den Aufsichtsrat gebeten, seinen noch bis Ende September 2017 laufenden Vertrag vorzeitig per Ende März zu beenden. Der Schritt kommt zumindest nach außen hin völlig überraschend, denn der amtierende Bitkom-Präsident hatte noch vor wenigen Tagen neue geschäftliche Pläne für Telefónica Deutschland vorgestellt (vgl. BZ vom 10. November).Für den Aufsichtsrat kam der Entschluss des 53-Jährigen nicht ganz so plötzlich, wie aus unternehmensnahen Kreisen zu hören ist. Demnach hatte es dort Gespräche gegeben mit Ziel, den Manager zu halten. Aufsichtsratschefin Eva Castillo dankte ihm ausdrücklich “für die hervorragende Zusammenarbeit und erfolgreiche Weiterentwicklung des Unternehmens”. Die Suche nach einem Nachfolger soll unmittelbar anlaufen, Dirks will unterdessen die Geschäfte weiterführen und den neuen Konzernchef, wenn er zeitnah gefunden werden kann, noch einarbeiten. Operativ im PlanSoweit klingt es offiziell eher nach Trennungsschmerz denn nach Differenzen. Operativ lief es zuletzt ebenfalls rund. Das bereinigte operative Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) kletterte in den ersten neun Monaten um 3,3 % auf 1,33 Mrd. Euro und übertraf dabei die Erwartungen des Marktes. Allerdings gibt es unter Experten auch Zweifel, ob der nach Kundenzahl größte deutsche Mobilfunkbetreiber für die künftigen Herausforderungen im Kerngeschäft strategisch gut gerüstet ist. Zum einen muss das Unternehmen eine Suppe auslöffeln, die man sich mit der Übernahme von E-Plus selbst eingebrockt hat. Die Abtretung erheblicher Netzkapazitäten an den kleinen Konkurrenten Drillisch beschert Telefónica Deutschland selbst einen scharfen Wettbewerbsdruck im preissensitiven Mobilfunksegment. Zweitens geht die Reise in der Telekommunikation immer stärker in Richtung integrierter Angebote aus Festnetz, Mobilfunk, TV und Internet. Dabei sind die beiden anderen großen Netzbetreiber Deutsche Telekom und Vodafone besser aufgestellt. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass es zwischen Dirks und Aufsichtsrat Differenzen über strategische Schritte in der Zukunft gab.Der Diplom-Ingenieur selbst hält sich zu seinen beruflichen Plänen bedeckt. Er wolle eine neue Herausforderung annehmen, heißt es lapidar. Dirks ist ein Veteran der Telekombranche. Er kam 1996 zu E-Plus und führte als langjähriges Mitglied der Geschäftsleitung unter anderem die Bereiche Innovation, Netz und IT, bevor er 2007 an die Spitze der damaligen KPN-Tochter rückte. Margen-ChampionUnter seiner Führung gelang dem kleinsten deutschen Mobilfunknetzbetreiber eine jahrelang dynamische Entwicklung bei Umsatz und Ertrag. In der Spitze zeigte E-Plus eine Ebitda-Marge, die höher war als die der Konkurrenten. Dirks trat konsequent für eine Zielgruppensegmentierung des Mobilfunkmarktes ein und gilt als Vater der erfolgreichen Mehrmarkenstrategie von E-Plus, die von anderen übernommen wurde.Dirks studierte Elektrotechnik/Nachrichtentechnik an der Universität Hamburg. Er wurde 1963 in Hamburg geboren, ist verheiratet und hat einen Sohn.