Disney-Finanzchefin Christine McCarthy tritt zurück
Der US-Mediengigant Walt Disney verliert seine Finanzchefin und Senior Executive Vice President Christine McCarthy. Die 67-Jährige werde am 1. Juli von ihrem Amt zurücktreten und sich aus familiären sowie gesundheitlichen Gründen freistellen lassen, teilte der Konzern mit. Temporärer Nachfolger soll der langjährige Disney-Veteran Kevin Lansberry werden, der aktuell noch die Rolle des Executive Vice President und Chief Financial Officer im Freizeitparkgeschäft des Konzerns, inne hat.
McCarthy werde Disney während ihrer Abwesenheit als strategische Beraterin erhalten bleiben und dabei helfen, einen langfristigen Nachfolger zu finden, hieß es weiter. Konzernchef Bob Iger, der im November vergangenen Jahres vor allem mit Unterstützung von McCarthy aus dem Ruhestand an die Spitze von Disney zurückgekehrt war, nannte sie “eine der beliebtesten Finanzmanagerinnen Amerikas”, deren Einfluss auf den Konzern während ihrer 23-jährigen Mitarbeit nicht überbewertet werden könne.
McCarthy, die vor ihrer Zeit bei Disney als CFO beim US-Finanzunternehmen Imperial Bancorp gearbeitet hatte, übernahm die Rolle der Disney-Finanzchefin im Jahr 2015. Ihr 2021 verlängerter Vertrag lief eigentlich noch bis Ende Juni nächsten Jahres. Sie sei überaus dankbar für die Möglichkeit, als CFO im Dienst von Disney gestanden zu haben und “stolz auf die Arbeit, die mein talentiertes Team erbracht hat, um Disney in die Position zu versetzen, von den kommenden Geschäftsmöglichkeiten profitieren zu können”, so die Managerin, die im Laufe ihrer Disney-Karriere zwei Mal an Krebs erkrankt war. Der New York Times zufolge soll zudem ihr Ehemann an einer schwerwiegenden Krankheit leiden. Mit dem Rücktritt McCarthys muss künftig also der seit über drei Jahrzehnten bei Disney tätige Lansberry den weitreichenden Umbau des Konzerns verantworten.
Disney hatte im Februar angekündigt, als Teil eines Restrukturierungsprogramms rund 7.000 Arbeitsplätze (etwa 4% der Gesamtbelegschaft) zu streichen. Unter anderem dadurch will der Konzern, dem derzeit vor allem der scharfe Wettbewerb im verlustbringenden Streaming-Geschäft zu schaffen macht, 5,5 Mrd. Dollar an Einsparungen erzielen.
Allein im zweiten Geschäftsquartal, das Anfang April endete, belief sich das Minus in der betreffenden Sparte auf 659 Mill. Dollar. Im gesamten Geschäftsjahr 2022 kam ein operativer Verlust von mehr als 4 Mrd. Dollar zusammen. McCarthy sei von der Entwicklung im Herbst 2022 zunehmend alarmiert gewesen, berichtet die “New York Times”. Die vom damaligen Konzernchef Bob Chapek öffentlich angekündigten Ziele für die Abonnenten-Zahlen von Disney+ soll sie zunächst hinter vorgehaltener Hand und später bei einem Board-Meeting in Frage gestellt haben. Kurze Zeit später legte Chapek seinen Posten nieder und Iger, dem McCarthy während seiner Abwesenheit nahegestanden haben soll, erklärte sich bereit, das Ruder erneut zu übernehmen.