BDZV

Döpfner will als Verleger-Chef aufhören

In den vergangenen Monaten hatte es innerhalb des Verlegerverbands Kritik an Döpfner gegeben, die zum Teil von Medienhäusern auch öffentlich geäußert worden war. Anstoß des Ganzen war ein Artikel in der Tageszeitung „New York Times“ im vergangenen Herbst.

Döpfner will als Verleger-Chef aufhören

dpa-afx

Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner will sein Amt als Präsident des Bundesverbands Digitalpubli­sher und Zeitungsverleger (BDZV) vorzeitig in neue Hände geben. Das teilte der Verband am Dienstag mit. Der 59-Jährige war im Herbst 2020 für eine zweite Amtszeit von vier Jahren wiedergewählt worden.

In einem Brief an die Landesverbände schrieb Döpfner: „Ich möchte mein Amt als Präsident ab Herbst in geordneter Weise in neue Hände, vorzugsweise auch in neue Strukturen, übergeben.“ Als Begründung führte er zwei Punkte an. Axel Springer sei mit dem Wachstum in den USA und dem Kauf der Politico-Mediengruppe als größtem der Unternehmensgeschichte in einer entscheidenden Phase, die mehr Zeit und Präsenz in Amerika erfordere. „Darum werde ich mich nicht mehr in der aus meiner Sicht für einen Präsidenten notwendigen Form und Intensität für den Verband engagieren können.“

Weiter schrieb Döpfner: „Um stärker die Interessen kleinerer und mittelgroßer, regionaler und lokaler Verlage zu vertreten, braucht es eine Person bzw. Konstellation an der Spitze, die nicht für ein großes, internationales und sehr digitales Verlagshaus steht.“ Das habe in der Vergangenheit immer wieder zu Missverständnissen geführt.

In den vergangenen Monaten hatte es innerhalb des Verlegerverbands Kritik an Döpfner gegeben, die zum Teil von Medienhäusern auch öffentlich geäußert worden war. Es gab Unmut bis hin zu Rücktrittsforderungen. Anstoß des Ganzen war ein Artikel in der Tageszeitung „New York Times“ im vergangenen Herbst gewesen. Darin ging es um Vorwürfe des Machtmissbrauchs gegen den Chefredakteur der „Bild“, Julian Reichelt, der den Springer-Konzern schließlich verlassen musste. Die US-Zeitung hatte auch aus einer Kurznachricht Döpfners an den Schriftsteller Benjamin von Stuckrad-Barre zitiert. Der Springer-Chef hatte Reichelt darin als letzten und einzigen Journalisten in Deutschland bezeichnet, der noch mutig gegen den „neuen DDR-Obrigkeitsstaat“ aufbegehre. Fast alle anderen seien zu „Propaganda-Assistenten“ geworden. Springer hatte die Kurznachricht als Ironie eingeordnet. Danach hatten Zeitungsverleger auf einer BDZV-Präsidiumssitzung bei einer Aussprache eine Entschuldigung Döpfners akzeptiert. Seither rumorte es zugleich weiter in dem Verband.

Im Februar berichtete die „Financial Times“ (FT) auch über den Komplex Reichelt und rückte dabei die Springer-Konzernspitze in den Mittelpunkt. Diese soll demnach früher von den Vorwürfen gegen Reichelt gewusst haben, als das Unternehmen nach außen dargestellt habe. Die BDZV-Delegiertenversammlung hatte danach eine Projektgruppe für die Modernisierung im Verband initiiert. Kurz darauf wurde überraschend bekannt, dass der Vorsitzende der Geschäftsführung der Madsack Mediengruppe, Thomas Düffert, sein Amt als Vizepräsident abgegeben hat. Er ist seither weiterhin Präsidiumsmitglied. Die Madsack Mediengruppe zählte zu den Medienhäusern, die Döpfner für die Kurznachricht öffentlich kritisiert hatten.

Auch die Funke-Verlagsgruppe hatte sich kritisch zu Döpfner geäußert und für eine Veränderung an der Verbandsspitze geworben. Das Haus brachte ein Diskussionspapier mit Reformvorschlägen im Verband ein. Im März kündigte Funke dann offiziell an, ihre Mitgliedschaft im Verlegerverband zum 30. Juni kündigen zu wollen – damit würde sie zum Jahresende austreten. Davor hatten drei BDZV-Vizepräsidenten in einem Schreiben bei Funke-Verlegerin Julia Becker um den Verbleib in dem Interessenverbund geworben, zugleich hatten sie darin aber auch BDZV-Präsident Döpfner gestützt.

Döpfner schrieb in seinem Brief an die Mitgliedsverlage auch: Der Verband habe in den vergangenen Jahren viel erreicht. „Wir sollten in dieser Geschlossenheit weiter agieren. Gemeinsamkeit ist immer stärker als Partikularinteressen – vor allem, wenn sie öffentlich ausgetragen werden.“