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Drei Frauen an der Vorstandsspitze

EY-Studie zeigt langsamen Aufstieg von Frauen in die Vorstandsetage

Drei Frauen an der Vorstandsspitze

swa – Der Vertrag von Janina Kugel als Personalvorstand von Siemens ist gerade nicht verlängert worden. Der Technologiekonzern hat aber angedeutet, dass auch künftig auf Diversität geachtet werden soll, so dass vermutlich eine Frau nachfolgen dürfte und Lisa Davis nicht die einzige bleibt. Damit bliebe Siemens eines von gerade mal fünf Dax-Unternehmen, das zwei Managerinnen im Vorstand zählt. Zwei Frauen sind auch bei der Deutschen Telekom an Bord mit Claudia Nemat und Arbeitsdirektorin Birgit Bohle, bei Allianz mit Jacqueline Hunt und Dr. Helga Jung, bei Daimler mit Renata Jungo Brüngger und Britta Seeger sowie bei SAP mit Adaire Fox-Martin und Jennifer Morgan.Es hat sich allerdings in den vergangenen Monaten nicht viel bewegt, um den Anteil von Frauen in den obersten Führungsriegen auszubauen. “Männer geben weiterhin den Ton an”, lautet die Schlussfolgerung in einer Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY. In der gesamten Dax-Familie entscheidet in zwei von drei Unternehmen keine Frau auf Vorstandsebene mit. Wenn es in dem Schneckentempo weitergehe, werde es bis 2048 dauern, bis ein Drittel der Vorstandsposten mit Frauen besetzt ist, rechnet EY vor.Der Weg an die Vorstandsspitze ist für Managerinnen nach wie vor weitgehend versperrt. Gerade mal drei Unternehmen werden von Frauen als CEO geführt: Antje Leminsky ist seit 2018 Vorstandsvorsitzende des MDax-Unternehmens Grenke Leasing, Sonja Wärntges ist seit Oktober 2017 beim SDax-Wert DIC Asset in dieser Position und Angela Titzrath ist bei der ebenfalls im SDax geführten HHLA ebenfalls seit 2017 am Ruder. Der zunächst für drei Jahre geschlossene Vertrag von Titzrath ist im Dezember vergangenen Jahres um fünf Jahre bis 2024 verlängert worden, wobei ihr Aufsichtsratschef Prof. Dr. Rüdiger Grube unter anderem bescheinigte, den Unternehmenswert deutlich gesteigert und einen Kulturwandel innerhalb des Konzerns initiiert zu haben. “Reine Männerclubs”Die Anzahl weiblicher Vorstände ist im ersten Halbjahr 2019 laut EY zum achten Mal in Folge gestiegen – von 58 zu Jahresbeginn auf 61. Vorreiter sind die großen Dax-Konzerne, wo allerdings unverändert 28 Frauen den Führungsgremien angehören. Da im ersten Halbjahr 2019 im Kreis der Blue Chips fünf männliche Vorstände dazukamen, ist der Frauenanteil sogar um 0,3 Punkte auf 14,1 % gesunken. “Die Vorstände in den börsennotierten Unternehmen in Deutschland bleiben zum Großteil reine Männerclubs”, resümiert Markus Heinen, Leiter des Geschäftsbereichs People Advisory Services in Deutschland, Österreich und der Schweiz von EY.Die MDax-Werte hinken hinterher, auch wenn der Frauenanteil dort mit 8,6 % einen neuen Höchstwert erreicht habe. Bei gerade einmal 28 % der Unternehmen arbeitet mindestens eine Frau im Vorstand. Drei Gesellschaften zählen zwei Frauen in der Beletage: Aareal Bank mit Dagmar Knopek und Christiane Kunisch-Wolff, Kion mit CFO Anke Groth und Susanna Schneeberger sowie Telefónica Deutschland mit Valentina Daiber und Nicole Gerhardt.Noch schlechter sieht es im SDax aus. Nur 12 von 258 Vorstandsmitgliedern sind weiblich – ein Anteil von 4,7 %.Dafür, dass derzeit nicht mehr Frauen in den Unternehmen in Verantwortung sind, macht Heinen vor allem zwei Gründe verantwortlich: Zum einen gebe es anders als für Aufsichtsräte keine gesetzliche Quote. Dadurch sei der Druck nicht so groß, Vorstandsposten mit Frauen zu besetzen. “Zum anderen wäre dies aber auch bei einer Quote gar nicht so leicht”, sagt Heinen. “Weil in der Vergangenheit zu wenig für die Förderung weiblicher Managementtalente getan wurde, gibt es derzeit nicht übermäßig viele weibliche Führungskräfte mit der Erfahrung und Qualifikation, um einen weltweit operierenden Konzern zu führen.” Telekommunikation vorn Unterschiede gibt es in den Sektoren. So schaffen Frauen in der Telekommunikationsbranche besonders oft den Sprung in die Unternehmensführung: 16 % der Vorstandsmitglieder in den Telekommunikationskonzernen sind weiblich. Auf den Plätzen 2 und 3 folgen die Finanzbranche sowie die Transport- und Logistikbranche mit 14 % beziehungsweise 13 %. In Pharma- und Biotechunternehmen, Rohstoffkonzernen und in der IT- und Technologiebranche ist aktuell nur jedes 20. Vorstandsmitglied eine Frau.