Ducati-Fan versucht sich als Verleger
Von Thesy Kness-Bastaroli, Mailandtkb Mailand – Die von Andrea Bonomi mit seinen Geschwistern vor 20 Jahren gegründete Private-Equity-Gruppe Investindustrial zählt zu den bedeutendsten Beteiligungsunternehmen Italiens. Die Gesellschaft ist in Mailand, Lugano, New York, London und Schanghai vertreten. Jetzt will der Enkelsohn der einstigen “Finanzlady” Mailands, Anna Bonomi Bolchini, die Mailänder Tageszeitung “Corriere della Sera” übernehmen.Bonomi wurde vor 51 Jahren in New York geboren, ist in Frankreich aufgewachsen und hat sein Studium in London und New York absolviert. Der Vater von drei Kindern hat heute seinen Wohnsitz in der Schweiz. Seine Private-Equity-Gesellschaft ist im Tourismusbereich und Immobiliensektor, im Kosmetikbereich und im Luxus-Segment tätig, in dem er erst kürzlich den Luxusschuhhersteller Sergio Rossi von der französischen Kering-Gruppe übernahm.Im Tourismusbereich hat Bonomi vor zwei Jahren von sich reden gemacht, als er ein Angebot für den französischen Club Med präsentierte. Doch die chinesische Fosun hatte ihr Handtuch schon auf den Liegestuhl gelegt. “Ich trauere fehlgeschlagenen Deals nie nach”, sagt Bonomi. Nur das gescheiterte Projekt bei der Banca Popolare di Milano hat ihn geärgert. Mit Unterstützung von Mediobanca hatte er eine Beteiligung an dem Institut erworben und wurde auch Präsident der Volksbank. Sein Projekt, die Popolare di Milano in eine “voll unabhängige Bank” zu wandeln, scheiterte aber am Widerstand der Gewerkschaften.Zu seinen Hobbys zählen Motorräder und Autos. 2006 hatte Bonomi die Motorradfirma Ducati aus Bologna erworben, diese saniert und 2012 an Audi verkauft. Auch die Beteiligung bei der britischen Aston Martin, die jüngst gezeichnete Kapitalerhöhung, könnte mehr als ein finanzielles Engagement sein, meinen Freunde. Nun ist der eher publikumsscheue Finanzinvestor neuerdings in die Öffentlichkeit getreten.Investindustrial präsentierte gemeinsam mit Mediobanca und anderen Großaktionären der Mailänder Rizzoli-Corriere della Sera (RCS) ein Übernahmeangebot für Mailands Traditionszeitung. Bonomi hält an dem Übernahmevehikel 45 %. Mit 70 Cent pro Aktie liegt die Offerte über dem Angebot des Turiner Verlegers Urbano Cairo. RCS hat bereits wissen lassen, dass die Offerte dem Marktpreis entspreche. Die Erwartungen von Analysten an einen fairen Preis liegen bei 81 Cent je Aktie.Universitätsprofessor und Finanzexperte Roberto Tasca erhielt nun den Auftrag, die beiden Angebote zu überprüfen. Wer Andrea Bonomi kennt, ist davon überzeugt, dass er – wenn nötig – nachbessern würde. Denn der Finanzinvestor, Sprössling einer der bekanntesten Mailänder Unternehmerdynastien, hat Ambitionen, zu denen auch das Mailänder Traditionsblatt zählt. Zwar geht es hier nicht um Pferdestärken. Der hoch verschuldete und defizitäre Zeitungsverlag RCS bedarf aber dringend einer Rosskur.