Easyjet-COO Peter Bellew schmeißt hin
Von Andreas Hippin, London
Chaos an den Flughäfen, gestrichene Flüge und streikende Mitarbeiter in Spanien – es gibt für Easyjet kaum einen schlechteren Zeitpunkt, den für das Tagesgeschäft verantwortlichen Manager zu verlieren. Doch wie der britische Billigflieger mitteilt, hat Chief Operating Officer (COO) Peter Bellew (57) sein Amt zum Monatsanfang niedergelegt, „um andere geschäftliche Chancen zu verfolgen“. Wo er landen wird, ist bislang nicht bekannt. David Morgan, der es vor Eintreffen des Ryanair-Veteranen schon einmal kommissarisch innehatte, wurde die Nachfolge übertragen. Bellews überraschendem Abgang ging Bloomberg zufolge ein Streit über den Umgang mit streikenden Mitarbeitern voran. Der Ire war 2018 nach zwei Jahren an der Spitze von Malaysia Airlines zu seinem alten Arbeitgeber nach Dublin zurückgekehrt, um die schwierigen Verhandlungen mit den Pilotengewerkschaften zu führen. Die südostasiatische Fluggesellschaft hatte ihn nach dem tragischen Verlust von zwei Flugzeugen in einem Jahr geholt, um die vom deutschen Sanierer Christoph Müller eingeleitete Restrukturierung weiter voranzutreiben. Müller hatte sich bei Aer Lingus einen Namen gemacht. Tausende Stellen wurden im Verlauf des Sparprogramms gestrichen.
Die irischen Medien beschrieben Bellews Rückkehr auf die Grüne Insel als „nationale Pflicht“ für „Irlands wichtigstes Unternehmen“ (vgl. BZ vom 17.1.2020). Die Gewerkschaften sahen ihn als Vollstrecker für CEO Michael O’Leary, als dessen möglicher Nachfolger er gehandelt wurde. Doch daraus wurde nichts. Im Sommer 2019 sickerte durch, dass er zum Rivalen Easyjet wechseln wird. Sein Arbeitgeber antwortete darauf mit einer am Ende erfolglosen Klage gegen Bellew. Eine Vertragsklausel, die ihm für zwölf Monate untersagte, bei einer anderen europäischen Airline anzufangen, wurde vor Gericht für nichtig erklärt. Die Pilotengewerkschaft Balpa warf ihm vor, die Pandemie schlecht gemeistert und die Arbeitnehmervertreter umgangen zu haben. Zudem habe er versucht, mehr als 700 Piloten loszuwerden. Im Sommer 2020 sprachen ihm 99,9 % der mehr als 2 000 Easyjet-Piloten ihr Misstrauen aus.
„Ich möchte Peter für seine harte Arbeit danken und wünsche ihm alles Gute“, ließ sich CEO Johan Lundgren zitieren. Jeder bei Easyjet konzentriere sich weiterhin darauf, diesen Sommer einen sicheren und verlässlichen Betrieb sicherzustellen. In Spanien befinden sich 450 Mitarbeiter im Ausstand. Auch Ryanair macht dort ein Arbeitskampf zu schaffen.