Ehemaliger spanischer Notenbankchef wechselt zur BIZ
Ehemaliger spanischer Notenbankchef wechselt zur BIZ
Von Thilo Schäfer, Madrid
Spanien baut seinen Einfluss bei den internationalen Aufsehern der Finanzbranche weiter aus. Neben dem Vizepräsidenten der Europäischen Zentralbank Luis de Guindos und dem Präsidenten der EBA José Manuel Campa übernimmt im Sommer der frühere spanische Notenbankchef Pablo Hernández de Cos die Führung der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). Der Verwaltungsrat der Institution aus Basel ernannte den 53-Jährigen am Montagabend zum Nachfolger des Mexikaners Agustín Carstens als General Manager ab Juli 2025. Hernández de Cos sei „eine Person von außergewöhnlichem Format und globaler Erfahrung, und wir sind absolut zuversichtlich, dass er den Spirit der internationalen Glaubwürdigkeit und der technischen Exzellenz vertritt, auf dem die BIZ gebaut ist“, schrieb der Vorsitzende des Verwaltungsrats, François Villeroy de Galhau.
Sechs Jahre Gouverneur des Banco de España
Der Volkswirt aus Madrid hat sich in seinen sechs Jahren als Gouverneur des Banco de España einen sehr guten Ruf erarbeitet. Im EZB-Rat zählte er zu den Tauben. Hernández de Cos ist ein reiner Notenbanker, ohne Berufserfahrung im Privatbankenbereich. Er promovierte an der Universität Complutense in Madrid in Wirtschaft und trat 1997 in den Banco de España ein, zunächst in die Abteilung für Wirtschaftsstudien. Im Mai 2018 wurde er von der damaligen konservativen Regierung zum Notenbankchef ernannt, kurz bevor der Sozialist Pedro Sánchez Ministerpräsident wurde. Mit der Linksregierung lieferte sich Hernández de Cos in seiner Amtszeit zahlreiche Kontroversen, etwa über die Anhebung des Mindestlohns oder die Arbeitsmarktreform. Im Juni endete seine Amtszeit.
Die Unabhängigkeit von Hernández de Cos wurde zuletzt von Analysten hervorgehoben angesichts der Zweifel über dessen Nachfolger an der Spitze des Banco de España, José Luis Escrivá, der zuvor Minister in der Linksregierung war.
Verfechter strenger Normen
Der zukünftige General Manager der BIZ hat eine breite Erfahrung in internationalen Gremien der Bankenregulierung. Von 2019 bis vergangenen Juni war der Spanier Vorsitzender des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht. Hernández de Cos hat großes Interesse an Regulierungsfragen und ist Verfechter strenger Normen. Die Krisen bei einigen Banken in den USA und der Credit Suisse in den letzten Jahren habe man eingehend analysiert und Lehren gezogen, sagte er in einem Interview der Börsen-Zeitung im September 2023.
„Die Aufsichtsbehörden müssen zum Beispiel das Geschäftsmodell einer Bank und dessen Nachhaltigkeit viel genauer unter die Lupe nehmen. Und sie müssen über die nötigen Instrumente verfügen, um zu handeln, wenn sie einen Ausreißer erkennen“, empfahl der Notenbanker. Die Zusammenbrüche von Banken in den USA, wie der Silicon Valley Bank, hätten die neuen Risiken aufgezeigt, die von der schnellen Verbreitung von Informationen und Gerüchten über das Internet ausgehen. „Es ist deutlich geworden, wie schnell den Banken Liquidität entzogen werden kann und welche Rolle Soziale Medien und Influencer dabei spielen. Wir müssen dies aus regulatorischer und aufsichtsrechtlicher Sicht sorgfältig analysieren“, unterstrich Hernández de Cos.
Nach seinem Ausscheiden beim Banco de España im Juni widmete sich Hernández de Cos wieder der Lehre, wie schon einmal in früheren Jahren. Er hat einen Lehrstuhl an der spanischen Privatuniversität IESE und ist Berater anderer Forschungsinstitutionen wie des Bruegel Institute. Ab Juli 2025 wird der Spanier sich dann wieder der Praxis widmen.