Ein Brieffreund für die Deutsche Wohnen
Von Stefan Paravicini, FrankfurtMichael Zahn, der Chef des Immobilienkonzerns Deutsche Wohnen, kann in den nächsten Tagen mit Post aus London rechnen. Denn sein Übernahmeangebot für den österreichischen Konkurrenten Conwert stößt bei Klaus Umek (43), dem Gründer und Partner der Investmentgesellschaft Petrus Advisers, auf hörbares Unverständnis: “Ich verstehe das Angebot einfach nicht; beim Preis muss ein Fehler unterlaufen sein”, sagte Umek, der mit Petrus Advisers knapp 7 % an Conwert hält, zu der Offerte von 11,50 Euro je Aktie, die das Unternehmen insgesamt mit knapp 3 Mrd. Euro bewertet. Ansprache im AnzeigenformatDer ehemalige Investmentbanker, der 1997 seine Karriere bei Goldman Sachs startete und von 2008 an deren Geschäfte in Mittel- und Osteuropa mitverantwortete, bevor er 2009 zusammen mit Partnern an der Themse Petrus Advisers aus der Taufe hob, hat sein Unverständnis zuletzt auch in öffentlichen Briefen an das Management seiner Beteiligungen zum Ausdruck gebracht. “Als Großaktionäre sind wir von der Performance des Unternehmens und seines Aktienkurses über die letzten drei Jahre sehr enttäuscht”, heißt es in einem Brief an die Conwert-Führung, der Anfang Januar in österreichischen Tageszeitungen als ganzseitige Anzeige geschaltet wurde.Der Betrachtungszeitraum von drei Jahren ist gut gewählt, denn bis Anfang 2012 hatte Umek selbst alle Möglichkeiten, die Performance positiv zu beeinflussen: Petrus Advisers war im Frühjahr 2010 mit 17 % zum Kernaktionär des Immobilienunternehmens aufgestiegen. Dahinter stand der österreichische Bau-Tycoon Hans Peter Haselsteiner, dessen Familien-Privatstiftung ebenso wie der von Haselsteiner aufgebaute Strabag-Konzern damals Liegenschaften im Wert von gut 90 Mill. Euro an Conwert verkauften und sich mit Aktien der Immobiliengesellschaft bezahlen ließen.Obwohl Haselsteiner als wichtigster Finanzier hinter dem so erworbenen Aktienpaket stand, hatte Petrus Advisers zunächst freie Hand. Umek hatte Haselsteiner schließlich bereits 2007 erfolgreich beim Börsengang von Strabag beraten und war auch 2009 zur Stelle, als es darum ging, für ein Konsortium um den Industriellen Erhard Grossnigg und Haselsteiner den Kauf der Constantia Privatbank zu organisieren. Man kannte und schätzte sich also. Johannes Meran, wie Umek Ex-Goldman und Partner von Petrus Advisers, wurde als Vorsitzender des Verwaltungsrats von Conwert installiert. Das Management des Immobilienkonzerns wurde fast zur Gänze umgebaut. Auch die Conwert-Gründer Johann Kowar und Günter Kerbler verkauften ihre Anteile und zogen sich aus dem Unternehmen zurück.Allein, der gewünschte Erfolg der Umbaumaßnahmen blieb aus. Im österreichischen Magazin “Format” war außerdem zu lesen, dass sich Petrus Advisers auf Umwegen über eine in Malta domizilierte Gesellschaft eine Art “Goldene Aktie” an Conwert sichern wollte. Haselsteiner, der damit erheblich an Einfluss eingebüßt hätte, reagierte verschnupft und zog nicht zuletzt wegen der maltesischen Ränkespiele die Kontrolle über seine Conwert-Beteiligung im Frühjahr 2012 an sich, heißt es.Der 71-jährige Industrielle, der sich in Österreich auch in der Politik und als Philanthrop einen Namen gemacht hat, hält über seine Familienstiftung etwas mehr als 24 % an Conwert. Anders als Umek hat er bereits signalisiert, auf das Angebot der Deutsche Wohnen einzugehen und seinen Anteil auf 5 % zu reduzieren. Auch die gut 6 % der Familie von Karl Ehlerding, einst Großaktionär des Beteiligungskonzerns WCM und heute Aufsichtsrat der Salzgitter AG, hat die Deutsche Wohnen sicher, wie der MDax-Konzern mitteilt.Umek dagegen hat ganz andere Preisvorstellungen, wie er zuletzt in einem Interview mit der österreichischen Tageszeitung “Die Presse” andeutete. “Meine Mutter hat 15,30 Euro für eine Aktie bezahlt, heute stehen wir bei circa 11. Der Höchstkurs lag bei rund 18. Ich gehe davon aus, dass das wieder erreichbar ist, wenn die Missstände beendet werden”, sagte er in Richtung Conwert-Management. Missstände, für die nicht zuletzt Petrus Advisers verantwortlich sei, ließen Conwert-Chef Clemens Schneider und Finanzvorstand Thomas Doll Mitte Januar ihrerseits in einem öffentlichen Brief als Antwort auf die Anzeigenkampagne von Umek wissen. Pensionsfonds als AdressatDeutsche-Wohnen-Chef Zahn wird der Einstiegspreis für Mama Umek bei Conwert kaum beschäftigen. Er hat 25 % der Anteile sicher und braucht noch einmal so viel, um die Übernahme über die Bühne zu bringen. Das sollte selbst ohne Petrus Advisers zu schaffen sein, auch wenn die Börse in Wien gestern auf einen Nachschlag spekulierte.Der nächste offene Brief von Umek könnte denn auch an eine andere Adresse gehen. Der australische Pensionsfonds IFM, der 80 Euro je Aktie des Wiener Flughafens bietet, wäre ein Kandidat. Petrus Advisers hält 3,5 % am Flughafen in Schwechat und hat sich mit anderen Fonds abgestimmt, um Druck zu machen. Auf ein erstes ganzseitiges Anschreiben in österreichischen Zeitungen im Herbst hatte IFM nicht reagiert.Oder Umek widmet sich wieder seinem Traum, “in Österreich eine Universalbank zu kaufen”, wie er der “Presse” verriet. Die Österreich-Tochter der Kärntner Hypo Alpe Adria hatte er bereits im Visier. Ende 2013 scheiterte die geplante Beteiligung an der börsennotierten Wiener Privatbank SE. Die Kernaktionäre des auf Corporate und Private Banking sowie Sachwerteinvestments spezialisierten Hauses blieben die gleichen: Die Conwert-Gründer Kowar und Kerbler halten immer noch mehr als die Hälfte an dem Institut.