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Ein Milliardär auf Abwegen: JR sieht sich Smart-Werk an

hip - Jim Ratcliffe ist eigentlich dafür bekannt, weltweit zyklische und grundstoffnahe Aktivitäten, Produktionsanlagen für Commodities und Zwischenprodukte aufzusammeln, die andere loswerden wollen. In Anlehnung an die US-Fernsehserie "Dallas" ist...

Ein Milliardär auf Abwegen: JR sieht sich Smart-Werk an

hip – Jim Ratcliffe ist eigentlich dafür bekannt, weltweit zyklische und grundstoffnahe Aktivitäten, Produktionsanlagen für Commodities und Zwischenprodukte aufzusammeln, die andere loswerden wollen. In Anlehnung an die US-Fernsehserie “Dallas” ist der Selfmade-Milliardär auch unter dem Kürzel JR bekannt. Zuletzt holte er sich für 5 Mrd. Dollar das Petrochemiegeschäft von BP (vgl. BZ vom 30. Juni). In der neuesten Reichenliste der “Sunday Times” für Großbritannien ist er mit seinem auf 12,6 Mrd. Pfund geschätzten Vermögen zwar von Platz 1 auf Rang 3 abgerutscht, doch dürfte die von ihm zusammengekaufte Ineos auch diese Krise überstehen. Sie entstand aus einem Management Buy-out von früheren BP-Petrochemie-Assets in Antwerpen durch Ratcliffe.Vor drei Jahren entschloss er sich dazu, mit Ineos Automotive auf dem Automobilmarkt mitzumischen. Er will mit dem “Grenadier” einen Geländewagen bauen, der seinen Ansprüchen gerecht wird. Anfang des Monats stellte er das Design des Gefährts vor. Ursprünglich sollte es in Portugal und im südwalisischen Bridgend produziert werden. Folge des NachfrageeinbruchsDoch nun wird der “erfahrene Abenteurer”, wie Ratcliffe auf der Website vorgestellt wird, Gespräche mit Daimler über das Smart-Werk im französischen Hambach führen. Man lasse deshalb die seit Ende des Lockdowns wiederaufgenommene Arbeit an den Standorten in Portugal und Wales ruhen. Die nächste Generation des Smart wird ab 2022 mit dem chinesischen Kooperationspartner Geely im Reich der Mitte gebaut. Vor zwei Jahren hieß es, dass in Hambach die neue elektrische EQ-Familie vom Band rollen soll. Daimler investierte in Anlagen zum Bau eines elektrischen Kompaktfahrzeugs. Von 500 Mill. Euro war damals die Rede.Doch der Nachfrageeinbruch infolge der Coronavirus-Pandemie sorgte dafür, dass Daimler-Chef Ola Källenius die Absicht kundtat, das Werk zu verkaufen. Dadurch eröffneten sich für Ineos Möglichkeiten, die dem Unternehmen sonst nicht offengestanden hätten, sagte Dirk Heilmann, der CEO von Ineos Automotive. Man müsse prüfen, ob es in diesem Marktumfeld eine gute Idee sei, zwei neue Produktionsstandorte hinzuzufügen. In Wales hofft man weiterhin, dass neben dem Ford-Werk in Bridgend, das bald seine Pforten schließt, 500 neue Arbeitsplätze in der “Grenadier”-Produktion entstehen werden.Ratcliffe wuchs in einem Sozialwohnungsblock zwischen Manchester und Oldham auf. Sein erster Arbeitgeber entließ ihn nach drei Tagen. Ineos gründete er im Alter von 45 Jahren. Seine Eltern hatten ihm den Weg ein Stück weit geebnet. Sie zogen um nach Yorkshire, wo er auf die Beverley Grammar School kam. Danach besuchte er die University of Birmingham. Später finanzierte Esso dem Chemieingenieur ein MBA-Studium an der London Business School.