Philipp Hartmannsgruber

Ein Überzeugungstäter schiebt den Bitcoin Bundesverband an

Nachdem es bei Philipp Hartmannsgruber einmal Klick gemacht hatte, gab es kein Zurück mehr. Heute ist der 33-Jährige die treibende Kraft beim Aufbau eines Bitcoin-Interessenverbandes. Zusammen soll Aufklärung über die größte Digitalwährung und Lobbying für Unternehmen, die sich mit Bitcoin beschäftigen, betrieben werden.

Ein Überzeugungstäter schiebt den Bitcoin Bundesverband an

Ein Überzeugungstäter schiebt den Bitcoin Bundesverband an

Von Björn Godenrath, Frankfurt
Von Björn Godenrath, Frankfurt

2013 hatte Philipp Hartmannsgruber das erste Mal von Bitcoin gehört. Ein Freund hatte ihm davon erzählt, Bitcoin zu 1 US-Dollar gekauft und dann für 3 US-Dollar verkauft zu haben. 2016 hatte es dann so richtig Klick gemacht für ihn, was Bitcoin als Technologie, System und Zahlungsmittel angeht - und 2017 widmete er seine Masterarbeit dem Thema. Dann ging es los mit Jobs in der Finanzindustrie. Zu den Stationen des 33-Jährigen gehörten Ventum Consulting, CM-Equity, der DSGV und die Warburg Bank.

Geprägt von einer freiheitlich-libertären Überzeugung machte er bei den Jungen Liberalen in seiner bayerischen Heimat mit und ist (noch) FDP-Mitglied. Die ihm innewohnende Verbindung von Wirtschaft, Parteien und Kommunikation mündete vor vier Jahren in die Mitarbeit beim Bundesblock (Blockchain Bundesverband), wo er die letzten zwei Jahre als Vorstand wirkte. Dieses Amt legte er kürzlich nieder, weil er nun voll fokussiert auf ein anderes Projekt ist: Zusammen mit Gründern und Unternehmern aus der Bitcoin-Szene hob Hartmannsgruber den Bitcoin Bundesverband aus der Taufe. „Im Bundesblock gab es keine Bitcoin-Unternehmer und ich bin enttäuscht über die mangelnde Entwicklung der Blockchain-Technologie. Außerdem vertrete ich inzwischen eine Bitcoin-only-Haltung,“ so Hartmannsgruber gegenüber der Börsen-Zeitung.

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Bitcoin-only-Anleger betreiben keine Diversifikation und legen ausschließlich in Bitcoin an. Seine Bitcoin-Investments dokumentiert Hartmannsgruber über X/Twitter. Zum Beispiel hat er Bitcoin-Sparpläne über die App Strike (als stündliche Käufe), 21bitcoin (wöchentlich) sowie über Trade Republic (monatlich) eingerichtet - dafür das man bei letzterem das Vermögen nicht auf seine eigene Wallet übertragen kann und er es trotzdem nutzt, wurde er heftig von ideologisch getriebenen Bitcoinern kritisiert. Dass er das locker und pragmatisch sieht, spricht für ihn: er ist eben kein knallharter Bitcoin Maxi und plädiert für eine breite Adoption - auch, weil er das heutige Geldsystem als gefährdet ansieht. Ein Blick auf den Kaufkraftverlust des Euro mag aber genauso zum Kauf von Bitcoin oder Gold animieren.

Bei derzeit 44 Gründungsmitgliedern haben wir den Kreis der Vorstandskandidaten auf zehn eingeengt für dann sieben Vorstandsposten. Zusammen wollen wir Akzeptanz und Verständnis von Bitcoin in Politik, Wissenschaft, Industrie und Gesellschaft fördern.

Philipp Hartmannsgruber

Zu seinen Mitstreitern beim Bitcoin Bundesverband gehören Daniel Wingen (Gründer von Tidebinder, einem Lightning-Startup) und Alex von Frankenberg, der zwar Geschäftsführer des HighTech Gründerfonds (HTGF) ist, aber privat unterstützt und sich gerade in einem Sabbatical befindet um die frohe Bitcoin-Botschaft in anderen Regionen der Welt zu verbreiten. Hartmannsgruber agiert von Berlin aus als Sprachrohr der Gruppe und hat den ganzen Prozess schnell auf den Weg gebracht: „Die Gründungsversammlung wird am 26. September stattfinden. Bei derzeit 44 Gründungsmitgliedern haben wir den Kreis der Vorstandskandidaten auf zehn eingeengt für dann sieben Vorstandsposten. Zusammen wollen wir Akzeptanz und Verständnis von Bitcoin in Politik, Wissenschaft, Industrie und Gesellschaft fördern.“

Damned if you do, damned if you don't

Gerne würde Hartmannsgruber einen politischen Beirat etablieren, aber die absehbaren Mechanismen lassen ihn davon absehen. Da die AfD für bis zu 20% der Wähler stehe, könne man sie schlecht ignorieren für ein solches Gremium. Würde man aber die AfD aufnehmen, dann würden alle anderen das Gremium verlassen. Damned if you do, damned if you don't ...

Mit Joana Cotar zählt eine ehemalige AfD-Politikerin zu den Unterstützern. Sie kann sich aber zugutehalten, den rechten Flügel der Partei bekämpft zu haben und ist im Zuge dieses Twists aus der Partei ausgeschieden. Hartmannsgruber ist Befürworter von Cotar, auch wenn er nicht alle Positionen teilt. Vor allem aber hatte Cotar, die Initiative „Bitcoin im Bundestag“ ins Leben gerufen - und da müsste zur kommenden Legislaturperiode eine Nachfolge gefunden werden, da Cotar aus dem Parlament ausscheidet.

Altes Vereinsvermögen

Was bislang wohl kaum jemand (außerhalb der engen deutschen Bitcoin-Szene) auf dem Schirm hatte: Mit dem Bundesverband Bitcoin e.V. hatte sich schon vor Jahren eine Interessensvertretung gegründet. Deren Aktivitäten sind aber eingeschlafen. 2018 habe dort die letzte Mitgliederversammlung stattgefunden, sagt Hartmannsgruber. Und noch eine Besonderheit gibt es: Die Mitglieder hatten ihre Beiträge über die Jahre stilecht in Bitcoin gezahlt, sodass dort nun ein Vereinsvermögen von 8 Bitcoin liegt, was knapp 0,5 Mill. Euro entspricht. Dieses Vermögen könnte nun auf den Bitcoin Bundesverband übergehen: Denn die Satzung sieht vor: „Bei Auflösung des Vereins fällt das Vermögen des Vereins an eine inhaltlich ähnlich ausgerichtete internationale Organisation.“ Da der Bitcoin Bundesverband ähnliche Ziele verfolgt und auch in der europäischen Regulierung Einfluss haben will, wäre die Bedingung zumindest erfüllt.

Das wäre natürlich eine willkommene Anschubfinanzierung – wobei Bitcoin-only-Strategen in der Regel auf Buy and Hold setzen. Aber man könnte das Guthaben beleihen oder auf andere renditeträchtige Art und Weise anlegen.