Größtes Unternehmen Lateinamerikas

Eine Lady auf dem Schleudersitz bei Petrobras

Magda Chambriard ist die neue CEO des größten Unternehmens Lateinamerikas und die erste Frau an der Spitze. Die 66-jährige Ingenieurin und Chemikerin folgt Jean Paul Prates nach. Chambriard ist die sechste CEO innerhalb von drei Jahren.

Eine Lady auf dem Schleudersitz bei Petrobras

Eine Lady auf dem Schleudersitz bei Petrobras

Von Andreas Fink, Buenos Aires

Die Berichte über die Wahl Claudia Sheinbaums zur ersten Präsidentin Mexikos haben überdeckt, dass auch das größte Unternehmen Lateinamerikas mittlerweile von einer Frau geführt wird: Magda Chambriard ist seit Ende Mai CEO von Petrobras. An die Spitze des halbstaatlichen Ölkonzerns kam sie, nachdem der Aufsichtsrat dem Vorschlag des Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva entsprochen hatte.

Ingenieurin und Chemikerin

Die 66-jährige Ingenieurin und Chemikerin, die in Rio de Janeiro ihre Studien absolviert hat, folgt Jean Paul Prates nach, der im Mai geschasst wurde, nachdem Petrobras Sonderdividenden an ihre Aktionäre ausgezahlt hatte. Dagegen hatte vor allem der linke Flügel von Lulas Arbeiterpartei heftig protestiert. Der Richtungsstreit zwischen Anlegerinteressen und staatlichen Ansprüchen dominiert das Unternehmen seit längerem. Magda Chambriard ist die sechste CEO innerhalb von drei Jahren.

Chambriard ist bei Petrobras alles anderes als unbekannt. 22 Jahre lang hatte sie in dem Unternehmen gearbeitet, ehe sie von der Präsidentin Dilma Rousseff 2012 zur Chefin der Nationalen Energieagentur berufen wurde. Diesen Posten hatte sie bis 2016 inne, dem Jahr der Amtsabsetzung der linken Präsidentin Rousseff. Diese, inzwischen Präsidentin der BRICS-Bank in Schanghai, hat sich offenbar nun wieder bei Lula für Chambriard starkgemacht. Die Linken erwarten, dass die neue Chefin die Treibstoffpreise niedrig halten und gleichzeitig den Ausbau der Ölförderung in ökologisch kritischen Gebieten vermeiden wird.

Diesen Hoffnungen trat die neue CEO jedoch gleich nach Amtsbeginn entgegen. „Die Explorationsanstrengungen dieses Unternehmens müssen beibehalten und beschleunigt werden“, sagte sie bei ihrem ersten Auftritt. „Für uns ist es wichtig, die Reserven wieder aufzufüllen, und das bedeutet, dass wir die Exploration fortsetzen müssen, vor allem an der äquatorialen Küste Brasiliens“, betonte Chambriard.

Weil die Tiefseevorkommen vor der Küste Rio de Janeiros gegen 2030 ihre maximale Förderquote erreichen und dann nachlassen werden, will Petrobras neue Ölfelder ausbeuten, die vor der Küste des nördlichen Bundesstaates Amapá gefunden wurden, nahe der Amazonas-Mündung und der Grenze zu Französisch-Guayana.

Aber dafür verweigerte die nationale Umweltbehörde Ibama im Mai 2023 die Genehmigung. Auch die grüne Umweltministerin Marina Silva ist dagegen. Für den Präsidenten ist es ein politisch heikles Thema. Er will den globalen Kampf gegen den Klimawandel anführen und die Abholzung im Amazonasbecken bekämpfen.

Richtungsstreit

Im Petrobras-Richtungsstreit will Chambriard vermitteln. „Wenn wir Gewinn machen und die Interessen der öffentlichen und privaten Aktionäre erfüllen, werden wir Dividenden ausschütten“, sagte Chambriard. Das Unternehmen müsse Renditen liefern.

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