Aufsichtsratschefs von Lilium und Volocopter

Enders und Zetsche bei Volocopter und Lilium gefordert

Die Aufsichtsratschefs von Lilium und Volocopter, Tom Enders und Dieter Zetsche, kämpfen um das Überleben der Unternehmen.

Enders und Zetsche bei Volocopter und Lilium gefordert

Im September des vergangenen Jahres hörte sich das noch so an: „Zusammen mit dem ganzen Team werden wir die Markteinführung von Volocopter vorantreiben und ein neues Kapitel der Luftfahrtgeschichte schreiben“, ließ sich damals der neue Beiratsvorsitzende Dieter Zetsche (71) zitieren. Vier Monate später ist das Unternehmen Pleite, musste Insolvenz anmelden und sucht händeringend nach Investoren. Noch im Sommer hatte es geheißen, die Finanzierung sei durch die bestehenden Aktionäre gesichert. In Volocopter haben unter anderem die Automobilkonzerne Daimler und Geely investiert. Auch der Vermögensverwalter Blackrock und DB Schenker gehören zu den Geldgebern.

Tom Enders führt den Aufsichtsrat der ebenfalls klammen Lilium; dort war man allerdings zuletzt bei der Investorensuche erfolgreich.

Ein ähnliches Schicksal wie Zetsche mit Volocopter ereilte einige Wochen davor den ehemaligen Airbus-Chef Tom Enders (68). Er ist Chairman des Flugtaxiherstellers Lilium – und der musste ebenfalls Insolvenz anmelden. „Es ist ein steiniger und nicht risikofreier Weg“, hatte Enders bei seiner Berufung im Sommer 2021 gesagt. „aber wie sollen wir die Luftfahrt voranbringen, wenn nicht mit frischen Ideen und mutigen Jungunternehmern?“

Auf der Suche nach einem neuen Vorstandschef

Trotz aller Vorschusslorbeeren standen Lilium und Volocopter schon bei der Amtsübernahme durch die beiden Top-Manager Zetsche und Enders finanziell mit dem Rücken zur Wand. Erhoffte Staatsbürgschaften blieben aus, auch die bestehenden Investoren zeigten sich irgendwann knauserig. Zulassungsverfahren zogen sich hin. Bei Volocopter muss der ehemalige Daimler-Chef Zetsche zudem gerade einen neuen Vorstandsvorsitzenden suchen, nachdem der bisherige Chef Dirk Hoke (55) seinen Abschied angekündigt hat.

Volocopter entwickelt den Volocity, einen zunächst zweisitzigen elektrischen Multicopter, der auf innerstädtischen Strecken eingesetzt werden soll. Der Volocity hätte während der Olympischen Spiele in Paris erstmals fliegen sollen. Lilium arbeitet an einem siebensitzigen, voll elektrisch angetriebenen Flugzeug mit einer Reichweite von mehr als 250 Kilometern, das auf Shuttle-Flügen im Regionalverkehr eingesetzt werden soll. Die Pläne werden in der Fachwelt zum Teil mit Skepsis verfolgt. Aber Enders, der unter anderem im Aufsichtsrat von Lufthansa und Knorr-Bremse sitzt, ist überzeugt von dem Konzept. Die Geschichte der Luftfahrt sei voll von sogenannten Experten und Zweiflern, die vorher erklärt hätten, dass alles, was heute fliegt, unmöglich und unpraktisch wäre. Um staatliche Unterstützung hatte Enders auch mit Verweis auf die Geschichte von Airbus geworben. „Airbus, die Nummer 1 der Luftfahrt, würde es heute nicht geben, wenn frühere Bundesregierungen sich nicht mit Mut und Entschlossenheit gegen die Skeptiker und Ideologen gerade auch in den eigenen Reihen durchgesetzt hätten.“ Enders hat fast sein ganzes Berufsleben bei Airbus verbracht, von 2012 bis 2019 war er Vorstandsvorsitzender des Luftfahrtkonzerns. Gegen staatliche Einmischung, vor allem von Seiten der französischen Politik, hat er damals vehement gekämpft.

Kündigungen zurückgezogen

Von staatlicher Seite kam für Lilium kein Geld, dafür gewann der Flugtaxihersteller zum Jahresende ein europäisch-nordamerikanisches Investorenkonsortium mit Namen Mobile Uplift Corporation für sich. Die bereits ausgesprochenen Kündigungen für 750 Mitarbeiter wurden daraufhin zurückgezogen.

Der ehemalige Daimler-Chef Zetsche, der auch den Aufsichtsrat des Reisekonzerns Tui führt, ist in der Welt der deutschen Flugpioniere übrigens eher ein Exot. Denn hier tummeln sich vor allem eine Reihe früherer Airbus-Manager. Neben Enders ist das beispielsweise Klaus Roewe, der CEO von Lilium, der zuvor jahrzehntelang für den europäischen Luftfahrtriesen gearbeitet hatte. Auch bei Volocopter sitzt (noch) ein ehemaliger Airbus-Manager im Chefsessel, allerdings wird Dirk Hoke das Unternehmen Ende Februar verlassen. Er wechselt als CEO zu Voith.

Enders und Zetsche sitzen im gleichen Boot

Von Lisa Schmelzer, Frankfurt
lis Frankfurt
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