Eon-Lobbyist wird BDI-Geschäftsführer
Von Ulli Gericke, BerlinDer Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) stellt sich an der Spitze komplett neu auf. Nachdem vor wenigen Wochen der frühere Datev-Manager und Präsident des Digitalverbands Bitkom, Dieter Kempf, als Nachfolger für den scheidenden Präsidenten Ulrich Grillo vorgeschlagen worden war, hat jetzt BDI-Hauptgeschäftsführer Markus Kerber sein Amt zur Verfügung gestellt. Ihm solle ab April 2017 der 49-jährige Joachim Lang folgen, teilte der Verband gestern mit. Dem Wahlvorschlag von Grillo an Präsidium und Vorstand hätten die Vizepräsidenten zugestimmt. “Mit Joachim Lang gewinnen wir eine in Politik und Wirtschaft exzellent vernetzte Persönlichkeit für den BDI”, versichert der Verbandspräsident. Die Neubesetzung sei mit dem designierten Nachfolger Kempf abgestimmt.Beide bedauern das Ausscheiden Kerbers. Der 53-Jährige führe den BDI äußerst erfolgreich und unterstütze die deutsche Industrie angesichts immer komplexer werdender Herausforderungen “zuverlässig und zukunftsweisend”. Der einstige Finanzvorstand beim IT-Dienstleister GFT Technologies und spätere enge Mitarbeiter bei Bundesinnen- und -finanzminister Wolfgang Schäuble – zuletzt als Chefökonom unter anderem für die internationale Finanz- und Währungspolitik federführend tätig – scheide Ende März aus seinem Amt und wolle sich künftig wieder unternehmerisch in der IT-Industrie betätigen, heißt es beim BDI.Nachfolger Lang leitet seit knapp zehn Jahren die Berliner Repräsentanz des Energiekonzerns Eon. Zuvor war der über Aktienrecht promovierte Jurist im Bundeskanzleramt zuständig für die Koordinierung der Europapolitik und – mehr als sechs Jahre – Koordinator für Bund-, Länder- und Europaangelegenheiten beim 1. Parlamentarischen Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Lang soll bereits zum Dezember zum BDI kommen, drei Monate später rückt er an die Spitze der Hauptgeschäftsführung. Zu seinem Stellvertreter wird Holger Lösch (53), der schon im Führungsgremium arbeitet. Neu hinzu kommt die 44-jährige Juristin Iris Plöger.In Langs Jahren als Leiter der Repräsentanz hat Eon heftige Niederlagen durch die Berliner Politik hinnehmen müssen, zuletzt durch die Nachhaftungspflicht für die strahlenden atomaren Abfälle. Dadurch sah sich Eon gezwungen, die ursprüngliche Planung für die Aufteilung des Konzerns grundlegend neu zu gestalten.