Erfrischender Wechsel in Chinas Reichenliste
Von Norbert Hellmann, SchanghaiAm malerischen Qiandao-See in der Provinz Zhejiang geht es ruhig und beschaulich zu. Aus dort reichlich vorhandenen Quellen bezieht der vom Milliardär Zhong Shanshan (65) im Jahr 1996 gegründete Getränkekonzern Nongfu Spring ein Mineralwasser, dass sich im heiß umkämpften chinesischen Getränkemarkt als Branchenführer durchsetzen konnte. Jetzt stoßen sogar Chinas Börsianer mit stillem Wasser an. Das am Dienstag über die Bühne gegangene Initial Public Offering (IPO) von Nongfu Spring sorgt nämlich für Furore an der Hongkonger Börse, zum einen weil eine rekordhohe Überzeichnungsrate vom mehr als 1 100-Fachen für die Emission erreicht wurde. Zum anderen weil die Aktie trotz anspruchsvollen Emissionspreises zum Handelsstart gleich mal 85 % in die Höhe schoss. Plötzlich auf Platz 2Mit der überwältigenden Resonanz auf das Nongfu-IPO dürfte es allerdings mit Ruhe und Beschaulichkeit im Leben des als äußerst bescheiden und zurückgezogen geltenden Geschäftsmanns Zhong erst einmal vorbei sein. In Chinas sozialen Medien ist sein Name passend zur Nongfu-Performance plötzlich eine Trending-Rakete. Denn wie sich nun herausstellt, hat das Kursfeuerwerk bei Nongfu Spring ihn zu einem der reichsten Männer in China und damit auch auf dem Erdball gemacht. Zhong, der auch nach der Emission noch 84 % der Anteile an Nongfu kontrolliert, wird mit dem stolzen Papiergewinn der nun börsennotierten Titel im Rücken in der Reichenliste gemäß dem Bloomberg Billionaires Index auf ein sagenhaftes Vermögen von rund 51 Mrd. Dollar taxiert. Damit steht er plötzlich auf Platz zwei in der chinesischen Rangliste, und zwar knapp vor Ma Huateng, dem Chef des Internetriesen und weltgrößten Onlinespieleanbieters Tencent, mit 50,6 Mrd. Dollar. Vor Zhong thront nun nur noch Chinas Vorzeigeentrepreneur schlechthin, nämlich Jack Ma, der Gründer des Onlinehandelsgiganten Alibaba wie auch des weltgrößten Fintech-Konzerns Ant Financial.Für aufmerksame Beobachter der chinesischen Reichenliste kommt der Aufstieg von Zhang einer kleinen Sensation gleich. Schließlich werden die Top Ten der chinesischen Milliardärsrangliste schon seit Jahren ununterbrochen unter den Gründern von heißen Technologieunternehmen oder aber den Baulöwen an der Spitze der riesenhaften chinesischen Immobilienentwickler ausgemacht. Gerade Letztere stehen allerdings angesichts eines wackeliger werdenden chinesischen Immobilienmarktes und manifester Überschuldungsprobleme bei den Anlegern nicht mehr sonderlich hoch in der Gunst und dürften keine größeren Vermögenszuwächse für ihre Anteilsbesitzer abwerfen.Bleibt noch die Frage, ob es Zhong auch schaffen könnte,den seit Alibabas Börsengang im Jahr 2014 fast ununterbrochen die Rangliste anführenden Jack Ma zu überholen. Der wird gegenwärtig auf ein Vermögen von rund 57 Mrd. Dollar veranschlagt.Das wird eher schwierig, beziehungsweise es bleibt nicht viel Zeit. Ma steht schon in den Startblöcken, um nach Alibaba nun auch Ant Financial an die Börse zu bringen. Und wenn die IPO-Begeisterung an den Märkten in Hongkong und Schanghai weiter anhält, dürfte die Ant-Aktie ein Börsendebüt hinlegen, das Ma einen neuen Vorsprung verschafft.