Ernst Padberg nimmt Abschied von der WM Gruppe
Ernst Padberg nimmt Abschied von der WM Gruppe
fed Frankfurt
Bei der WM Gruppe, in der auch die Börsen-Zeitung erscheint, endet in dieser Woche eine Epoche. Ernst Padberg, der das Unternehmen in den vergangenen Jahrzehnten maßgeblich geprägt hat, nimmt nach 43 Jahren Abschied von der WM und damit auch von der Börsen-Zeitung. Der 72-Jährige scheidet Ende des Monats als Beiratsvorsitzender der WM Gruppe aus und legt auch die Herausgeberschaft für die Börsen-Zeitung nieder, der er freilich als aufmerksamer Leser verbunden bleiben wird.
In seiner Jugend absolvierte Padberg die Ausbildung zum Verlagskaufmann und schloss als graduierter Betriebswirt und als Diplom-Kaufmann ab, wobei Marketing zu seinen Schwerpunkten zählte. In seinen vielen Jahren bei der WM Gruppe hat er eindrucksvoll bewiesen, dass er beides kann – das Verlagsgeschäft ebenso wie Marketing und Verkauf.
1980 startete er in der Herausgebergemeinschaft Wertpapier-Mitteilungen Keppler, Lehmann GmbH & Co. KG, die sich später WM Gruppe nannte. Bereits sieben Jahre danach trat er in die Geschäftsführung ein. 1993 übernahm er dann deren Vorsitz, den er sage und schreibe ein Vierteljahrhundert, nämlich bis zum Januar 2018, innehatte. In dieser Zeit gelang es Padberg, das wirtschaftliche Fundament der WM Gruppe erheblich zu stärken. Das dynamische Wachstum spiegelt sich unter anderem im Personalstand wider. Seit Padbergs Übernahme des Geschäftsführungsvorsitzes stieg die Zahl der Mitarbeiter bis heute von 160 auf 450.
In seiner Rolle als Herausgeber der Börsen-Zeitung war Padberg stets Garant der redaktionellen Unabhängigkeit der Börsen-Zeitung. Und diese Unabhängigkeit schließt ein, dass sich Geschäftsführung und Verlag nicht in die journalistische Tagesarbeit einmischen.
Dabei hat der Verleger Padberg immer eine sehr klare Vorstellung davon gehabt, was Qualitätsjournalismus ausmacht, nämlich einen kritischen und fairen Umgang mit den Objekten der journalistischen Neugier.
In seinem einzigen Interview hat er vor wenigen Jahren einmal sein Verständnis des publizistischen Anspruchs der Börsen-Zeitung in knappen Worten zusammengefasst. Er unterstrich: „Die Börsen-Zeitung steht seit jeher für eine liberale Wirtschaft, stabiles Geld, unternehmerische Privatinitiative, gesunde Staatsfinanzen, freien Welthandel und Risiko als Lenkungsinstrument.“
Wer Padberg im Gespräch erlebt, merkt schnell, dass er pointierte Meinungen zu den Fragen der Zeit hat. Kein Schnickschnack, keine Schnörkel. Und wer ihm mit länglichen Vorbemerkungen entgegentritt, wird bald erkennen, dass der Westfale im direkten Austausch klare Kante deutlich mehr schätzt als gestelztes Feuilleton. „Padberg ist ein energischer und energiegeladener Mann, der sich und andere fordert“, beschrieb ihn 2017 die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ in einem Portrait.
Apropos Westfale: Das Vorurteil, dass Westfalen humorlos seien, ist im Falle Padbergs schnell widerlegt. Denn er schätzt den heiteren Austausch, bisweilen auch die verschmitzte Randnote oder die unterhaltsame Anekdote.
Künftig wird Padberg noch mehr Zeit für seine zweite Leidenschaft haben, den Radsport. Weder schrecken ihn hohe Berge noch lange Distanzen, vielmehr spornen sie ihn erst richtig an. Als junger Mann war Padberg ein talentierter Fußballer auf den Fußballplätzen zwischen Rhein und Ruhr. Hätte damals nicht eine schwere Verletzung am Knie die fußballerische Karriere jäh gebremst, wäre Padberg womöglich in den bezahlten Fußball gewechselt. Wer weiß: Vielleicht hätte „WM“ dann für ihn eine ganz andere Bedeutung bekommen.