Erntezeit für den Chef
Von Stefan Kroneck, München
Unverhofft kommt oft! Dieser Spruch gilt gerade im Berufsleben. So zum Beispiel bei Nico Baader. Der Vorstandsvorsitzende der gleichnamigen Wertpapierhandelsbank mit Sitz in Unterschleißheim bei München musste noch vor Jahren einen Rekordverlust für sein Institut verbuchen, im laufenden Berichtsturnus ist er auf dem besten Weg, den erzielten Rekordgewinn des vergangenen Jahres zu überbieten. Während insbesondere der Einzelhandel, das Hotel- und Gaststättengewerbe, die Tourismus- und Kulturveranstaltungsbranche sowie die Luftfahrtindustrie unter der Coronakrise ächzen, boomt das Geschäft der Baader Bank.
Der 50-jährige CEO des Geldhauses schwimmt auf der Welle der hohen Volatilität an den Börsen, die infolge der Pandemie weiter an Kraft gewonnen hat. Die Handelsumsätze seines Hauses gehen durch die Decke. Baader gehört – überspitzt formuliert – zu den Gewinnern der Krise. Die atemberaubende Hausse an den Aktienmärkten spült viel Geld in die Firmenkasse. Wenn die Baader Bank am kommenden Donnerstag ihren Bericht für das Jahresauftaktquartal vorlegt, dürfte das Zahlenwerk das Gesicht des Chefs erstrahlen lassen. Einen Vorgeschmack darauf gaben die Aussagen des Vorstands im März zur Vorlage der Bilanz 2020 (vgl. BZ vom 19. März). „In den ersten Monaten des neuen Geschäftsjahres zeichnet sich eine Fortführung des hohen Aktivitätsniveaus der Handelsteilnehmer an den internationalen Kapital- und Finanzmärkten (…) ab“, teilte das Institut mit. Für den Börsenmakler und Bankkaufmann ist Erntezeit.
Neue Bestwerte im Visier
Die Baader Bank bekräftigte daher ihre Prognose für 2021, die sie mit Bekanntgabe der Eckdaten für 2020 veröffentlichte (vgl. BZ vom 4. Februar). Sollten diese guten Rahmenbedingungen „weiter Bestand haben, geht der Vorstand davon aus, dass das Ergebnis vor Steuern 2021 das Ergebnis aus 2020 übertreffen wird“. Im vergangenen Jahr steigerte die Baader Bank ihren Vorsteuergewinn auf 56 Mill. Euro nach einem Mini-Gewinn von 68000 Euro 2019. Der Boom an den Börsen bescherte dem Unternehmen einen deutlichen Zuwachs der Erträge. Diese hatten sich 2020 mit 213 (i.V. 104) Mill. Euro mehr als verdoppelt. Treiber war vor allem das Handelsergebnis. Dieser Erfolgsposten sprang auf 168 (46) Mill. Euro.
Der erzielte Rekordüberschuss von 47 (–1) Mill. Euro erlaubt es dem Vorstandschef, erstmals nach Jahren wieder eine nennenswerte Dividende zu zahlen. Der Vorstand plant, der für den 1. Juli 2021 vorgesehenen Hauptversammlung je Aktie 0,25 Euro vorzuschlagen. Auf Basis des in 45,9 Millionen Anteilscheine aufgeteilten Grundkapitals entspräche das einer Ausschüttungssumme von 11,5 Mill. Euro. Das ist ein Viertel des Nettogewinns. Davon profitiert unter anderem die Eigentümerfamilie Baader, die mit 69,1% die Mehrheit des Kapitals hält. In den Jahren zuvor hatte das Institut nach hohen Defiziten einen Restrukturierungsprozess durchgemacht. Nach einem Vorsteuerverlust von 19 Mill. Euro im Jahr 2018 war der hochgewachsene Manager gezwungen, sich von unrentablen Randaktivitäten zu trennen, um sein Schiff wieder auf Kurs zu bringen. Der Erfolg des Umbaus stellte sich sukzessive ein. Der Boom an den Börsen infolge einer ultraexpansiven Geldpolitik der Notenbanken bringt ihm Rückenwind – sechs Jahre nach seinem Amtsantritt im Juli 2015, als sein Vater Uto Baader ihm das Führungszepter übergeben hatte.
Der jüngste Erfolg spiegelt sich im Kurs der eigenen, im Freiverkehr gehandelten Aktie wider. Im Februar schoss der Titel der Baader Bank bis auf 10,80 Euro in die Höhe. Zur Erinnerung: Im Herbst 2019 notierte das Papier zeitweise bei 1 Euro. Der Höhenflug ist mittlerweile beendet. Am Freitag war der Anteilschein den Anlegern 7,45 Euro wert. Die guten Erfolgszahlen sind am Markt längst eingepreist. Die Baader Bank verfügt derweil über ein ausreichendes Polster, um Zeiten zu überstehen, wenn es mal nicht mehr so gut läuft wie derzeit. Dann wird sich zeigen, wie krisenfest der CEO das Institut wirklich umgebaut hat.