Europäische Marktaufsichtsbehörde

ESMA-Interimschefin macht Druck

Die Suche nach einem neuen Vorsitzenden der europäischen Marktaufsichtsbehörde ESMA gerät immer mehr zu einer Hängepartie. Die finnische Interimschefin macht jetzt Druck, damit das Verfahren endlich wieder eine neue Dynamik bekommt.

ESMA-Interimschefin macht Druck

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Drei Monate ist es mittlerweile her, seit die Finnin Anneli Tuominen – im Hauptberuf eigentlich Generaldirektorin der Finanzaufsicht in ihrem Land – interimsmäßig die Leitung der europäischen Marktaufsichtsbehörde ESMA übernommen hat. Der langjährige Chef Steven Maijoor war zum 31. März ausgeschieden, und die EU-Mitgliedstaaten hatten es nicht geschafft, seine Nachfolge aus einer seit November 2020 vorliegenden Shortlist auszuwählen. Was Tuominen aber bei ihrem Amtsantritt wohl nicht erwartet hatte: Seither ist in dieser Angelegenheit absolut nichts geschehen. Mehrfach hatte die Finnin versucht, mit der portugiesischen Ratspräsidentschaft zu besprechen, wie es bei der Suche nach einem neuen ESMA-Chef oder auch einer neuen ESMA-Chefin weitergeht – blitzte aber regelmäßig ab. Finanzminister João Leão hatte offenbar keine große Lust, sich auch um dieses Problem noch zu kümmern.

Darum hat jetzt Andrej Šircelj Post der ESMA-Interimsvorsitzenden be­kommen. Am 1. Juli – also gleich am ersten Tag der slowenischen Ratspräsidentschaft – wurde der Finanzminister Sloweniens von Tuominen auf das Vakuum hingewiesen und aufgefordert, die Maijoor-Nachfolge als dringende Angelegenheit zu behandeln. Der Brief liegt der Börsen-Zeitung vor. Darin verweist Tuominen auf die aktuellen Herausforderungen auf den EU-Kapitalmärkten: angefangen von der Unterstützung der wirtschaftlichen Erholung nach der Pandemie bis hin zum immer wichtiger werdenden Um­gang mit dem Thema Sustainable Finance. „Darüber hinaus bleiben die Risiken auf den Märkten im Zuständigkeitsbereich der ESMA sehr hoch“, heißt es in dem Schreiben. Und wenn die ESMA  ihr Mandat effektiv erfüllen wolle, werde „strategische Steuerung“ benötigt.

Ob Šircelj jetzt noch einmal auf die alte Shortlist zurückkommt, muss sich zeigen: Dort war ja mit der bisherigen ESMA-Exekutivdirektorin Verena Ross auch eine deutsche Kandidatin zu finden. Ihre Konkurrenten waren der italienische Aufseher Carmine Di Noia und Portugals Ex- Finanzministerin Maria Luís Albuquerque.