Eugen Münch 70
swa – Es gab schon ruhigere Zeiten für den Visionär Eugen Münch. Sein Name steht für den erfolgreichen Aufbau des Rhön-Klinikums von einem Sanierungsfall zu einem der führenden privaten Krankenhausbetreiber hierzulande. Der gelernte Müller hat über viele Jahre die Maßstäbe in einem von Konsolidierung und neuen medizinischen Anforderungen geprägten Markt gesetzt. Dabei sind dem unaufgeregt auftretenden Manager die Ideen nie ausgegangen. Seit geraumer Zeit verfolgt er das Modell der Netzwerkmedizin. Hier geht es darum, Patienten bedarfsgerecht in einem Krankenhausverbund zu versorgen, flankiert von einer privaten Zusatzversicherung für Leistungen, welche die gesetzlichen Krankenkassen nicht abdecken.Sein Vorhaben, ein Kliniknetzwerk zusammen mit der Fresenius-Tochter Helios zu knüpfen und das Rhön-Klinikum in die Obhut des Bad Homburger Gesundheitskonzerns zu geben, haben Wettbewerber torpediert. Durch die Hintertür kam der Deal später doch noch zustande, als Rhön den Großteil ihres operativen Geschäfts als Asset-Deal an Fresenius veräußerte. Doch Münch muss sich weiterhin mit seinen Widersachern Bernard gr. Broermann, dem Gründer und Gesellschafter der Asklepios Kliniken, und dem Melsunger Unternehmer Ludwig Georg Braun als neuen Großaktionären im Aktionärskreis des geschrumpften Rhön-Klinikums herumschlagen. Braun hat den Einzug in den Aufsichtsrat bereits geschafft, Broermann erhebt ebenfalls Anspruch auf einen Sitz und beide Kontrahenten, die ihn anteilsmäßig überrundet haben, sind nicht gewillt, Münch weiterhin an der Aufsichtsratsspitze zu dulden. Noch schützt ihn die in der Satzung verankerte Sperrminorität von 10 %, doch diese ist Gegenstand einer Anfechtungsklage und kann mit der Gerichtsentscheidung fallen. Damit würde Münch der letzte Trumpf aus der Hand genommen.Der Rhön-Gründer hatte im Zuge des großen Aktienrückkaufs im Herbst des Jahres 2014 öffentlich das Signal seines Rückzugs gegeben und seine Anteile quotal versilbert. Er hat eine gemeinnützige Stiftung ins Leben gerufen zur Förderung von Wissenschaft und Forschung auf dem Gebiet der Gesundheitswirtschaft. In dem Rahmen will er das von ihm entwickelte Konzept der Netzwerkmedizin fördern und mit Ideen versorgen.Sein Paket an Rhön-Aktien würde er wohl gerne an einen Dritten aus der Branche veräußern, doch die Pattsituation im Aktionärskreis macht das zu einem schwierigen Unterfangen. Der mit einer gehörigen Portion Mutterwitz gesegnete Münch wird sich seinen 70. Geburtstag, den er am 27. Februar feiert, davon nicht vermiesen lassen.