Europcar-Chefin wieder optimistischer
Von Gesche Wüpper, Paris
Dank des Projekts könne Europcar ihr Wachstumspotenzial durch einen Ausbau des Angebots rund um dauerhafte und alternative Lösungen zum Besitz eines Fahrzeugs noch stärker weiterentwickeln, hieß es Ende Juli von dem Autovermieter. Der Verwaltungsrat des von Caroline Parot geleiteten Unternehmens hatte damals gerade das Übernahmeangebot von Volkswagen angenommen, durch das Europcar mit 2,9 Mrd. Euro bewertet wird. Jetzt hat auch die französische Börsenaufsicht Autorité des marchés financiers (AMF) grünes Licht dafür gegeben. Die Transaktion dürfte im ersten Quartal 2022 abgeschlossen werden.
Der geplante Rückkauf von Europcar durch Volkswagen mache Sinn, hieß es bereits im Sommer letzten Jahres im Umfeld Parots, als entsprechende Gerüchte erstmals die Runde machten. Der Autovermieter, der seit Ende 2016 von der aus Aix-en-Provence stammenden Managerin geleitet wird, ist nach Ausbruch der Covid-Pandemie genau wie seine Konkurrenten in schwere Bedrängnis geraten. Parot, die Finanzwirtschaft an der ESCP Business School studiert und einen Postgraduiertenabschluss in Wirtschaft und Mathematik an der Sorbonne gemacht hat, blickt inzwischen jedoch wieder optimistischer in die Zukunft. Denn die von ihr vorgenommenen Anpassungen und Restrukturierungen beginnen Früchte zu tragen.
Nachdem die Ergebnisse Europcars im dritten Quartal die Erwartungen übertroffen haben, hat Parot die Prognosen für das Gesamtjahr nun angehoben. Die 49-Jährige, die ihre Karriere einst als Wirtschaftsprüferin bei Arthur Andersen begann, peilt jetzt ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von mehr als 150 Mill. Euro an. Zuvor war sie von 110 Mill. Euro ausgegangen. Im vergangenen Jahr hatte Europcar wegen der Coronakrise einen Verlust von 645 Mill. Euro eingefahren.
Hinter der Fassade einer zarten Frau mit sanfter Stimme und reserviertem Lächeln verberge sich eine Firmenchefin, die bereit sei, ihre Überzeugungen zu verteidigen, urteilt das Wirtschaftsmagazin „Challenges“ über Parot. Deshalb hat die dreifache Mutter, die eigenen Angaben zufolge keine Zeit für Lobbyarbeit hat, nach Ausbruch der Pandemie auch nicht lange gezögert, um bei Wirtschaftsstaatssekretärin Agnès Pannier-Runacher vorzusprechen. Sie habe ihr Anliegen klar und deutlich vorgetragen, ohne in Panik zu verfallen oder zu drohen, berichtet Pannier-Runacher. Das habe sie dazu bewogen, Europcar zu helfen.
Bei dem Autoverleiher hatte Parot, die ihren Führerschein erst im Alter von 33 Jahren gemacht hat, zunächst als Finanzchefin begonnen, weil ihr bei ihrem vorherigen Arbeitgeber Technicolor die Entwicklungsmöglichkeiten fehlten. Bei dem ehemaligen, früher als Thomson bekannten Staatskonzern hat die aus einer Apothekerfamilie stammende Managerin gelernt, sich in einem männerdominierten Umfeld zu behaupten. Als Finanzchefin kämpfte sie an vorderster Front, als Technicolor 2009 einem Verfahren zur Konkursabwendung unterlag.