Künftiger EWE-Finanzvorstand kommt von OGE
EWE wirbt Finanzvorstand von Fernleitungsnetzkonzern OGE ab
Von Carsten Steevens, Hamburg
Der mehrheitlich von Kommunen aus der Weser-Ems-Region getragene Energie- und Telekommunikationskonzern EWE hat einen Nachfolger für Wolfgang Mücher gefunden, der im Mai kommenden Jahres nach acht Jahren als Finanzvorstand des Oldenburger Unternehmens auf eigenen Wunsch ausscheidet. Frank Reiners, seit Februar 2018 als Chief Financial Officer (CFO) und Mitglied der Geschäftsführung beim größten deutschen Fernleitungsnetzbetreiber Open Grid Europe (OGE) tätig, soll laut EWE „baldmöglichst in der zweiten Jahreshälfte 2024“ an die Spitze des Finanzressorts rücken.
Der 54-Jährige verfügt über Erfahrungen aus rund zwei Jahrzehnten im Energiesektor. Nach einem Diplom in Betriebswirtschaftslehre an der Universität Erlangen-Nürnberg, wo er 1999 promovierte, sowie einer Station bei der Deutschen Telekom mit Leitungsfunktionen in den Bereichen Regulierung und Contolling kam Reiners 2003 zum Eon-Konzern. Es folgten verschiedene Leitungspositionen in Kassel, Rotterdam und Düsseldorf, ehe er 2017 Bereichsleiter Business Controlling bei Uniper wurde. „Wir freuen uns, mit Dr. Frank Reiners eine Persönlichkeit mit 25 Jahren Führungserfahrung in verschiedenen Positionen des Finanzbereichs und einem deutlichen Schwerpunkt im Energiesektor für EWE gewonnen zu haben“, erklärte EWE-Aufsichtsratschef Heinz Feldmann.
14 Mrd. Euro Investitionen
Das Unternehmen, das 2022 einen Umsatz von 8,6 Mrd. Euro erwirtschaftete und auf eine Eigenkapitalquote von 23% kam, will nach eigenen Angaben in den kommenden zehn Jahren bis zu 14 Mrd. Euro in Energiewende, Klimaschutz und digitale Teilhabe investieren. Die Investitionen sollen laut Feldmann „zu einem guten Stück aus eigener Kraft“ finanziert werden. EWE, die bis zum Jahr 2035 klimaneutral sein will, nutzt zur Finanzierung verschiedene Instrumente, auch am Kapitalmarkt: Im Oktober 2020 etwa wurde eine Anleihe mit zwölfjähriger Laufzeit und einem Volumen von 500 Mill. Euro begeben, im Juni 2021 folgte die erste grüne Anleihe des Unternehmens über ebenfalls 500 Mill. Euro mit siebenjähriger Laufzeit. Moody’s stuft die Bonität von EWE aktuell mit „Baa1“ und stabilem Ausblick ein.
Reiners’ bisheriger Arbeitgeber OGE hatte vor kurzem erklärt, am grünen Wasserstoffkorridor-Projekt H2Med in Europa mitwirken zu wollen. Von 2030 an sollen im ersten H2-Korridor Europas jährlich
2 Mill. Tonnen Wasserstoff von der Iberischen Halbinsel nach Nordwesteuropa transportiert werden. Anfang des Jahres war bekannt geworden, dass der belgische Energieinfrastrukturkonzern Fluxys die etwa 24-prozentigen Anteile des Finanzinvestors Macquairie an OGE übernimmt. 2012 hatte ein Konsortium unter Führung von Macquairie den größten deutschen und vor allem im Westen aktiven Pipelinebetreiber von Eon übernommen.